Fußball | WM-Qualifikation Gnabry, Sané und Goretzka herausragend - die Einzelkritik

Stand: 05.09.2021 22:45 Uhr

Es war eine herausragende Mannschaftsleistung gegen überforderte Armenier, aber einige stachen dann doch aus der DFB-Auswahl heraus: Vor allem Leroy Sané, Serge Gnabry und Leon Goretzka machten den Unterschied.

Manuel Neuer (Tor): Sehr aufmerksam bem schludrigen Rückpass von Antonio Rüdiger, als er weit außerhalb des Strafraums den Ball ablief. Ansonsten null gefordert von einem im Angriff komplett harmlosen Gegner.

Jonas Hofmann (Abwehr): Sehr offensiv ausgerichtet auf der für ihn komplett neuen Position. Gute Balleroberungen und gewohnt spielintelligent, in der zweiten Hälfte steigerte er sich noch: Klasse-Abschluss aus der Distanz zum 5:0, hätte beinahe auch noch einen weiteren Treffer nachgelegt.

Niklas Süle (Abwehr): Defensiv ebenso wie Neuer praktisch ohne Beschäftigung, im Spielaufbau weitgehend fehlerlos. Und er versuchte es diesmal nicht wie gegen Liechtenstein mit Fernschüssen - gut so.

Antonio Rüdiger (Abwehr): Hatte im ersten Durchgang zweimal Glück. Seinen verdaddelten Rückpass entschärfte Neuer, dann verlor er das Laufduell gegen den Hoffenheimer Sargis Adamyan, konnte ihn dann aber zumindest effektiv am Torschuss hindern. Im zweiten Durchgang hätte er per Kopf treffen können, bekam aber keinen Druck hinter den Ball.

Thilo Kehrer (Abwehr): Klasse-Kopfball in der 5. Minute, bei der ersten Großchance der Partie streifte der Ball sogar noch die Latte. Danach auf der Linksverteidiger-Position sehr lauffreudig und mit großem Tatendrang - insgesamt aber etwas defensiver ausgerichtet als Hofmann auf rechts.

Joshua Kimmich (Mittelfeld): Kein ganz so spektakulärer Auftritt verglichen mit seinen Nebenleuten im Mittelfeld, verhinderte aber des öfteren das armenische Umschaltspiel schon im Ansatz. Wunderbar war sein gelupfter Pass über die Kette vor dem 4:0.

Leon Goretzka (Mittelfeld): Die ersten acht Minuten reichten schon, um zu beweisen, dass Goretzka in die Startelf gehört: Mit seinem herrlichen Chip leitete er das 1:0 ein, dann hätte er mit einem Distanzschuss beinahe das 2:0 nachgelegt. Brillant auch seine Kopfballablage zum 4:0 von Timo Werner. Auch in der zweiten Halbzeit der Taktgeber in der Zentrale, insgesamt eine überragende Vorstellung.

Serge Gnabry (Mittelfeld): Leitete seinen Führungstreffer erst selbst ein, startete dann mit Vollgas in die Tiefe und schloss das herrliche Direktspiel mit einem Vollspannkracher in den Winkel ab - ein Traumtor. Legte schnell auch den zweiten Treffer nach und trug ganz maßgeblich dazu bei, dass die Fans von Anfang an aus dem Staunen kaum herauskamen.

Marco Reus (Mittelfeld): Viel in Bewegung, kam trotzdem etwas schleppend in die Partie. Dann leitete er aber mit einem guten Laufweg und dem eigentlich für Timo Werner gedachten Querpass das 2:0 ein und vollendete Werners Vorarbeit brillant zum dritten Treffer. Ganz stark auf der Zehn, großartige Haltung und Körpersprache - so ist er unverzichtbar.

Leroy Sané (Mittelfeld): Herausragende erste halbe Stunde, die Stuttgarter Fans feierten Sané so richtig ab. Tolle Dribblings, blitzgescheite Pässe, immer wieder schnelle Läufe in die Tiefe und ständiges Fordern des Balles - warum nicht immer so? Auch im weiteren Verlauf war Armenien mit Sanés Tempo total überfordert, sein Vollspannabschluss aus 18 Metern an die Lattenunterkante hätte ein Tor verdient gehabt. Dazu bekam er auch noch mehrfach Szenenapplaus, als er in der Defensive Bälle zurückerarbeitete - der oft und selbst von den eigenen Fans verschmähte Sané war diesmal absolute Weltklasse.

Timo Werner (Angriff): Fiel im Angriffswirbel von Gnabry und Sané zunächst etwas ab, hatte auch zweimal Pech: Vor dem 1:0 rutschte er am Ball vorbei, nach einer halben Stunde verpasste er das 3:0 nach Gnabrys etwas zu steilem Pass auch nur um Zentimeter. Dann aber eine Klasse-Ablage zum Treffer von Reus und der perfekte Laufweg vor seinem Tor zum 4:0. Etwas zu scharf geriet ihm im zweiten Durchgang der Querpass vor dem leeren Tor auf Gnabry.

Jamal Musiala (ab 60. für Sané): Gleich wieder ähnlich spielfreudig wie gegen Liechtenstein, wo er zu den wenigen Guten gehört hatte. Im Abschluss aber diesmal nicht so präsent.

Florian Wirtz (ab 60. für Reus): Ein klarer Beweis dafür, dass Deutschland keineswegs die Perspektivspieler mit Blick auf die kommenden Turniere fehlen. War schnell im Spiel, nahm den Rhythmus perfekt auf und glänzte mit der perfekten Vorarbeit beim Treffer zum 6:0.

Ilkay Gündogan (ab 60. für Kimmich): Musste sich nach seiner Performance gegen Liechtenstein zu Recht erstmal hinten anstellen. Arbeitete nach seiner Einwechslung sofort defensiv gut mit, vorne konnte er aber nicht das zeigen, was ihn bei Manchester City so auszeichnet.

Karim Adeyemi (ab 71. für Gnabry): Der Überraschungs-Debütant, auf den wohl kaum ein Fan vor Flicks erster Kader-Nominierung gekommen wäre, schaltetete sich direkt mutig in jeden Angriff ein. Anfangs noch etwas nervös und manchmal überhastet, dann beim 6:0 aber erst mit einem schönen Doppelpass mit Wirtz und dann total abgebrüht beim Abschluss.

David Raum (ab 83. für Kehrer): Auch eine höchst überraschende Nominierung, aber auch eine, die für die Zukunft richtig viel verspricht. Gleich mit viel Dynamik auf der linken Außenbahn, auch wenn noch nicht jede Flanke ankam.