
French-Open-Rekordsieger Nadals perfekter Abschied in Paris
Rafael Nadal hatte am Sonntag (25.05.2025) einen letzten Auftritt an dem Ort, der für immer mit seinem Namen verbunden sein wird. Der Abschied in Paris gelang, auch dank des Auftritts seiner größten Konkurrenten.
Eine letzte Überraschung stand für den Hauptdarsteller des Eröffnungssonntags der French Open noch bereit. Marc Maury, legendärer Stadionsprecher auf dem Court Philippe Chatrier, dessen Stimme in der Tenniswelt alle kennen, bat Rafael Nadal, den 14-maligen Sieger auf der roten Asche von Roland Garros, an den Bereich ungefähr einen Meter vom Netzpfosten entfernt.
Amelie Mauresmo, Turnierdirektorin und Gilles Moretton, Präsident des französischen Tennisverbandes begleiteten Nadal. Ein Besen, mit dem sonst die Linien von der Asche befreit werden, wurde an Moretton gereicht. Dieser fegte eine Plakette frei. Dort war nicht nur der Name von Nadal vermerkt, sondern auch der "Coupe des Mousquetaires", die Trophäe für den Sieger bei den Herren, zu sehen, ebenso wie die Zahl 14. Denn so viele Titel hat Nadal in Paris gewonnen. Doch damit nicht genug. Auf der linken Seite der Plakette kam der Fußabdruck von Nadal zum Vorschein. "Rafa, dein Fußabdruck wird hierbleiben. Für immer", so Maury unter den stehenden Ovationen der Zuschauer.
Nadals Fußabdruck für die Ewigkeit
Das war der Moment, in dem Rafael Nadal endgültig überwältigt war. Die Tränen, die er bis zu diesem Zeitpunkt schon kaum zurückhalten konnte, flossen beim Mallorquiner. Auch in der Pressekonferenz, knapp zwei Stunden nach der Zeremonie, fiel es Nadal schwer, seine Gefühle in Worte zu fassen: "Ich dachte, es gibt ein Video, ich halte meine Ansprache, und dann gibt es noch ein paar Überraschungen. Ich dachte, die Plakette wird nur dieses Jahr bleiben. Es ist eine große Überraschung, dass sie für immer bleiben wird. Auf dem für mich wichtigsten Tennisplatz."

Der Fußabdruck von Rafael Nadal auf dem Sandplatz von Roland-Garros
Der späte Sonntagnachmittag auf dem Court Philippe Chatrier war ein in allen Punkten angemessener Abschied für den Mann, der wie niemand vor ihm das Turnier im Bois de Boulogne geprägt hat. Im November letzten Jahres hatte es schon einen Abschied gegeben, oder zumindest den Versuch eines Abschiedes. Doch bei den Davis Cup Finals in Malaga, dem Ort seines letzten Profimatches, schien niemand der Tragweite und Größe dieses Moments gewachsen zu sein. Malaga war, das schien damals schon klar, nicht der richtige Ort für die Feier zu Ehren eines der prägenden Tennisspieler der Geschichte zu sein.
"Merci, Rafa"
Anders in Paris. Hier wurde im Vorfeld kaum ein Detail der besonderen Würdigung preisgegeben. Sicher, die Zuschauer fanden auf ihren Sitzen - als Teil einer Choreographie, die das ganze Stadion einnahm - ein T-Shirt in der Farbe des roten Sandes. Auf den T-Shirts stand in weißer Schrift "Merci, Rafa". Im Oberrang wurden einige Zuschauer mit weißen T-Shirts ausgestattet, die ein "Rafa" eingerahmt von zwei weißen Herzen ergaben. Auf der anderen Seite formten die T-Shirts eine 14 mit der Siegertrophäe daneben.
Doch diese Zeremonie wäre wohl ohne die drei Personen, die mit Nadal die letzten 20 Jahre des Herrentennis geprägt haben, beileibe nicht so perfekt gewesen. Die Personen, ohne die die Leistungen von Nadal in Paris nicht möglich gewesen wären. Novak Djokovic, Andy Murray und Roger Federer, die drei größten Konkurrenten des 38-jährigen, sprachen ein paar Sätze in einem auf den Großbildleinwänden des Stadions gezeigten Video. Dann brach dieses jedoch ab. Stattdessen schwenkten die Kameras in die Katakomben. Dort stiegen die drei aus dem Fahrstuhl. Ein perfekter Moment.

Andy Murray, Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic bei der Verabschiedung von Nadal in Roland-Garros.
Der größte Spieler, den dieses Turnier je gesehen hat
Nadal selbst wirkte an diesem Nachmittag auf dem Center Court in Paris so unsicher wie er zu seiner aktiven Zeit wohl nie war. Mitten auf dem Platz stand ein Holzpult, Nadal im schwarzen Hemd und Anzug dahinter. Freie Rede traute er sich nicht zu, dafür galt es wohl auch zu vielen Menschen zu danken. Den ersten Teil seiner Rede hielt er auf Französisch, dann ging er ins Englische über, seiner Familie dankte er zum Schluss auf Spanisch.
Als die Zeremonie vorbei war, Nadal seinen Sohn von der Tribüne geholt hatte, mit ihm im Bauch des Court Philippe Chatrier verschwinden wollte, wurde er noch mal vom Publikum euphorisch zurück gebeten. Eine letzte Ehrenrunde, die Anspannung des Moments war zu diesem Zeitpunkt aus seinem Gesicht gewichen. Danach verließ der größte Hauptdarsteller, den das Theater "Court Philippe Chatrier" je gesehen hatte, ein letztes Mal die Bühne.
Im Anschluss sprach Nadal nicht nur von der perfekten Feier, sondern auch von seiner unendlichen Dankbarkeit für diesen würdigen Abschied. An diesen Moment und die außergewöhnliche Karriere wird fortan ein Fußabdruck erinnern. Eingelassen auf einer Plakette auf dem Center Court und hinterlassen vom größten Spieler, den dieses Turnier je gesehen hat.