
Jüngster WM-Kapitän seit 1971 DEB-Kapitän Seider: WM spielen, auf "die wir stolz sein können"
Mit nur 24 Jahren ist Moritz Seider schon der wichtigste Führungsspieler der Eishockey-Nationalmannschaft - auf und neben dem Eis. Im SWR Sport-Interview spricht er über seine neue Rolle als Kapitän und die Ziele für die WM.
SWR Sport: Moritz Seider, mit welcher Einstellung blicken Sie auf die anstehende WM? Wie fühlen Sie sich?
Moritz Seider: Der Tank ist voll. Man bereitet sich natürlich den ganzen Sommer vor, auch spät in der Saison noch Eishockey spielen zu können. Und die WM ist immer ein guter Test oder auch eine gute Vorbereitung auf eventuelle Playoffs. Deswegen will man so eine Chance natürlich immer nutzen. Ich fühle mich sehr, sehr wohl, habe ein gutes Gefühl in der Mannschaft und freue mich natürlich auf die neuen Aufgaben.
Welche Ziele habt ihr euch als Team und Sie sich persönlich gesetzt?
Persönlich erst einmal sehr, sehr viel Spaß zu haben. Es ist immer eine ganz große Ehre, für die deutsche Nationalmannschaft aufzulaufen. Aber man sollte nicht vergessen, dass man die Freude auch an erste Stelle stellen darf. Man hat ein unglaublich tolles Team um sich herum. Wir haben viel Spaß und eigentlich ist alles super. Es läuft auf jeden Fall.
Andere Teams spielen gerade in den NHL-Playoffs. Dieses Jahr haben Sie mit den Detroit Red Wings die Playoffs knapp verpasst. Hilft eine WM, um den Kopf etwas frei zu bekommen oder ist da noch viel Enttäuschung?
Es ist ein Mix aus beidem natürlich. Enttäuschung, Frustration sollten auf jeden Fall da sein, sonst macht man irgendetwas falsch. Der Anspruch sollte immer sein, dass man in den Playoffs spielen will. Wenn das nicht der Fall ist, dann darf man die WM auch nutzen, um einfach noch einmal Spaß am Eishockey zu haben, die Saison einfach ausklingen zu lassen. Das ist genau das, was ich versuche.
Moritz Seider: Kapitänsrolle ist eine große Ehre
Sie führen als Kapitän mit gerade mal 24 Jahren das deutsche Team an. Was bedeutet das für Sie?
Es ist eine große Ehre, vielleicht auch ein neues Rollenbild in der Mannschaft. Aber sonst ändert sich eigentlich relativ wenig. Ich habe ein super Team um mich, erfahrene Jungs, die mich unterstützen. Es macht einfach sehr, sehr viel Spaß, in so einer Mannschaft spielen zu dürfen. Man bekommt jetzt noch ein bisschen mehr mediale Verantwortung. Aber das ist auch kein Problem. Und der Rest ist eigentlich ganz entspannt. Man versucht einfach weiter sein Ding zu machen, vielleicht ein bisschen mehr zu organisieren für die Jungs. Aber das war's dann auch schon.
Deutschland startet diesmal gegen Ungarn und Kasachstan. Häufig hat man am Anfang einer WM gegen Mitfavoriten wie den USA die ersten Spiele gehabt und konnte überraschen. Wie geht man da jetzt an die Aufgabe heran?
Bei einer WM sind alles gute Mannschaften. Aber wir freuen uns auch mal auf die Aufgabe, nicht als Underdog in die ersten Spiele zu gehen, sondern auch mal zu sagen: Okay, wenn hier alles nach Plan läuft, dann sollten die Chancen relativ gut stehen, dass wir Punkte in den ersten beiden Spielen holen. Das ist auch der Anspruch, dem wir gerecht werden wollen. Wir hatten eine gute Vorbereitung, hatten einen guten Test. Jetzt heißt es einfach sich einzugrooven in den letzten Tagen, bevor es dann endlich losgeht.
Wenn wir uns nach dem Turnier wieder sprechen, was wäre Ihr Wunsch? Worüber würden Sie sich freuen?
Wenn man jetzt "Weltmeister" sagen würde, dann sagt man natürlich die richtige Antwort. Aber wenn wir es schaffen, eine WM zu spielen, auf die wir stolz sein können, die wir als erfolgreich definieren, dann haben wir alles geschafft. Und das ist mein Wunsch. Wir wollen tolle Momente zusammen kreieren, sehr attraktives und anschauliches Eishockey spielen, sich auf den anderen verlassen können und dann einfach wieder Spaß an der Sache haben. Das ist immer das Wichtigste. Und dann kann das Ergebnis darüber entscheiden, ob es eine gute oder schlechte WM war. Da können aber andere darüber streiten, was gut und was schlecht sein sollte.