Johannes Reichert klatscht in die Hände

Fußball | 2. Bundesliga Abstieg des SSV Ulm: Kapitän Reichert ist trotzdem "unfassbar stolz"

Stand: 12.05.2025 12:21 Uhr

Ein Spiel steht noch aus, aber die Reise des SSV Ulm 1846 Fußball in der 2. Bundesliga geht zu Ende. Johannes Reichert, Identifikationsfigur bei den Spatzen, blickt dennoch positiv nach vorne.

Von Martin Maibücher

Er habe "sehr, sehr schlecht" geschlafen, berichtet Johannes Reichert am Sonntagabend im Gespräch mit SWR Sport. "Schlaf war nicht so viel drin, leider. Aber ich denke, das ist normal. Wir sind leider abgestiegen und sind natürlich alle enttäuscht." Nur ein Jahr nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga muss der SSV Ulm 1846 Fußball wieder den Gang in die 3. Liga antreten.

Reaktionen auf den Abstieg des SSV Ulm 1846 Fußball

"Man ist einfach niedergeschlagen, weil man in dem Moment realisiert, dass es vorbei ist und wir unser Ziel nicht erreicht haben", so Reichert. Der Kapitän konnte in Hamburg nur in den Schlussminuten spielen, eine Verletzung aus dem Abschlusstraining vor dem Spiel gegen Hertha BSC (20. April) verhinderte ein intensiveres Mitwirken des 33-Jährigen im Saisonschlussspurt der 2. Bundesliga. "Ich war voller Tatendrang und wurde dann so ausgebremst", erzählte Reichert, der vor dem HSV-Spiel drei komplette Partien verpasst hatte. "Ich konnte auf dem Platz nicht mehr helfen, das hat mir schon sehr weh getan." Am Ende sei ihm nur die "Rolle als Motivator" von außen geblieben, so Reichert.

Fans zwischen Enttäuschung und Zuversicht

Rund 5.000 Fans waren beim 1:6 gegen den HSV in Hamburg dabei, dazu verfolgten zahlreiche Fans der Spatzen das Samstagabendspiel in der Ulmer Innenstadt. Nach der Niederlage und dem feststehenden Abstieg mischten sich Enttäuschung und Zuversicht. "Ich bin schon traurig. 3. Liga, wieder der Abstieg. Aber was soll man machen, das ist Fußball", sagte ein junger Fan gegenüber dem SWR. Ein anderer ergänzte: "Die Art und Weise, wie wir uns in der 2. Liga präsentiert haben, das ist ermutigend. Ich glaube schon, dass wir hier in den nächsten paar Jahren wieder Zweitliga-Fußball sehen werden."

Für Reichert und Ulm ist die Reise noch nicht zu Ende

Reichert, der von allen nur "Jo" genannt wird, ist gebürtiger Ulmer und spielte von der Jugend bis heute fast seine gesamte Karriere lang für den SSV. Nur von 2014 bis 2016 stand er beim 1. FC Kaiserslautern II unter Vertrag. Mit ihm als Führungsspieler und Identifikationsfigur gelang der Durchmarsch von der Regionalliga in die 2. Bundesliga, nun geht es wieder eine Liga runter. Trotz des Abstiegs sei er "unfassbar stolz" auf den gesamten Verein, so Reichert, der ergänzte: "Die Reise ist nicht zu Ende. Die Reise geht weiter, sie ist eigentlich für uns erst losgegangen."

Wir sind stolz auf das, was wir bis jetzt erreicht haben, was wir geleistet haben, wo wir diesen Verein wieder hingebracht haben. Ich glaube, uns kennt ganz Deutschland. Johannes Reichert über den SSV Ulm nach seiner Rückkehr in den Profifußball

Damit ordnet der Kapitän ein, dass es für die Ulmer erst die zweite Saison im Profifußball nach mehr als 20 Jahren Abstinenz war. "Wenn man bedenkt, dass wir die letzten 25 Jahre eigentlich nicht präsent waren auf der Bühne des Profifußballs, muss man einfach sagen, dass die Reise beginnt. Wir sind stolz auf das, was wir bis jetzt erreicht haben, was wir geleistet haben, wo wir diesen Verein wieder hingebracht haben. Ich glaube, uns kennt ganz Deutschland." Sein Team habe sich "richtig, richtig gut geschlagen" und wieder den "Respekt erarbeitet von den anderen Vereinen".

"Richtig Bock" auf das, was noch kommt

Im vorerst letzten Zweitligaspiel geht es am kommenden Sonntag (15:30 Uhr) zu Hause gegen Preußen Münster. Nach der Sommerpause geht die Ulmer Reise in der 3. Liga weiter. "Unser Ziel war es, die nächsten Jahre diesen Verein im Profifußball zu etablieren", sagte Reichert auf die Frage, ob es nun schon neue Ziele gäbe. Und darauf habe er weiterhin "richtig Bock".

Sendung am So., 11.5.2025 22:05 Uhr, SWR Sport, SWR