Mikaelle Assani bei Reha-Übungen in Karlsruhe.

Leichtathletik Weitspringerin Assani arbeitet an Comeback: "Achterbahn der Gefühle"

Stand: 12.05.2025 12:43 Uhr

Der letzte Sprung im Finale der Hallen-EM Anfang März wurde Weitspringerin Mikaelle Assani zum Verhängnis. Ihr reißt eine Obeschenkelsehne ab. Jetzt arbeitet sie an ihrem Comeback.

Von Marcel Fehr

Es war ein Schock bei den Hallen-Europameisterschaften Anfang März im niederländischen Apeldoorn. Vor den Augen ihrer weinenden Mutter wird Weitspringerin Mikaelle Assani mit dem Rollstuhl aus der Leichtathletik-Halle gebracht. Sie reißt sich bei ihrem letzten Anlauf im Weitsprung-Finale eine Oberschenkelsehne ab. Eine weitere Sehne ist angerissen. Die 23-jährige Karlsruherin wird kurze Zeit später operiert. Während für die meisten Leichtathleten so langsam die Wettkampfsaison losgeht, arbeitet die 22-Jährige an ihrem Comeback. "Es ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle", beschreibt die Weitspringerin die Reha.

Mikaelle Assani arbeitet an ihrem Comeback

Mikaelle Assani macht bis zu vier Stunden Reha pro Tag

Mikaelle Assani muss sich nach der Operation langsam wieder an die Belastung gewöhnen. Die gerissene Oberschenkelsehne wurde behutsam wieder an der Knochenhaut angenäht. Nur so besteht die Chance, dass sie wieder zum Leistungssport zurückkehren kann. Der Heilungsprozess ist aufwendig. Assani muss bis zu vier Stunden täglich an ihrem Comeback arbeiten: Physiotherapie, Strombehandlungen und Kräftigungsübungen.

"Ich habe das ein bisschen unterschätzt. Die Reha nimmt fast mehr Zeit in Anspruch als mein normales Training. Ich bin drei bis vier Stunden am Tag hier", erzählt Assani während sie auf der Physiobank liegt. An ihrer OP-Narbe hängen Saugglocken, die das Gewebe durchbluten sollen. Die Verletzung, die sie sich zugezogen hat, war heftig und wird ihre Zeit brauchen.

Mikaelle Assani: "Ob ich dieses Jahr noch springe, wissen wir nicht"

Schritt für Schritt muss sich das Weitsprung-Talent wieder an die alte Belastbarkeit heranwagen: "Ich kann wieder gehen. Jetzt geht es darum, dass ich jogge und irgendwann wieder ins Training integriert werden kann". Auch wenn der Reha-Prozess bisher nach Plan verläuft, ist Mikaelle Assani vorsichtig, wenn es um Prognosen geht: "Ob ich dieses Jahr noch springe, das wissen wir nicht."

Auch das Vertrauen in den eigenen Körper spielt eine große Rolle. Der Sehnenriss kam überraschend und kann auch eine gestandene Leistungssportlerin ins Zweifeln bringen. Aber für Assani kommt das nicht in Frage: "Ich habe keine andere Wahl, wenn ich wieder zurückkommen will. Ich vertraue meinem Körper aber muss ihm auch die Zeit geben."

Mikaelle Assani: "Es ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle"

Mit Lockerheit zum Ziel - Mikaelle Assanis Comeback-Rezept

Mikaelle Assani ist keine, die sich hängen lässt: "Meine Mutter kommt aus Kamerun, mein Vater aus Nigeria. Die Kulturen sind ein bisschen lockerer und familiärer und das trage ich in mir." Neben der aufwendigen Reha konzentriert sich Assani auch wieder mehr auf ihr Studium am Karlsruher Institut für Technologie. Die Vorlesungen und Prüfungen in ihrem Studiengang Bioingenieurwesen lenken sie ab.

Trotzdem will sie sich auch mit ihrer Verletzung nicht komplett von der Leichtathletik-Welt abschotten: "Meine Geschwister machen Leichtathletik und wenn die starten, bin ich auf jeden Fall dabei. Ich freue mich, sie da unterstützen zu können."

"Einfach mal reinleben, ohne zu planen"

Ein Frühling ohne Wettkämpfe, das ist eine ganz neue Situation für die Weitspringerin: "Das ist gerade wie eine Parallelwelt, die an mir vorbeizieht. Ich habe noch nicht so richtig realisiert, was da gerade abgeht." Auch wenn sie als Frohnatur gilt, gibt es auch schwierige Momente: "Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es immer prickelnd ist. Aber ich habe ein super Team und sehe Licht am Ende des Tunnels."

Immerhin einen Vorteil hat die Verletzung: Ohne Wettkampftermine am Wochenende kann sie ihre Familie und ihre Freunde öfter sehen und den ein oder anderen Urlaub planen: "Einfach mal reinleben, ohne zu planen. das ist was Neues, was ich für mich entdecken will." Mikaelle Assani macht das Beste aus ihrer Verletzung, damit sie schon bald wieder abheben kann.

Sendung am So., 11.5.2025 22:05 Uhr, SWR Sport, SWR

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