Rugby-Nationalspieler Chris Umeh (imago images/Jürgen Kessler)

Siebener-Rugby Deutsche Nationalmannschaft schafft den Sprung in die Weltspitze

Stand: 05.05.2025 20:35 Uhr

Der deutschen Nationalmannschaft ist im Siebener-Rugby eine große Überraschung gelungen: der Sprung in die Weltserie und damit unter die zwölf besten Teams der Welt.

Das deutsche Rugby-Team hatte sich seine beste Leistung für das Playoff-Finale aufgehoben. Beim Relegationsspiel gegen das bisherige World-Series-Team Samoa im Stadion des Fußballklubs LA Galaxy - der derzeitigen sportlichen Heimat von Ex-Nationalspieler Marco Reus - dominierte die deutsche Auswahl die traditionelle Rugby-Macht Samoa nach Belieben. Mit Spielwitz und Dynamik beherrschte Deutschland den Olympia-Zehnten von Paris und gewann am Ende deutlich mit 31-0.

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Berliner Trio hat entscheidenden Anteil am Triumph

Entscheidenden Anteil am historischen Triumph hatte ein Berliner Trio, bestehend aus den Neuköllner Zwillingen Philip und Anton Gleitze (25) sowie dem Zehlendorfer Chris Umeh (23). Alle drei spielten ab der U10 beim in Zehlendorf beheimateten Berliner Rugby-Club. Das daraus resultierende blinde Verständnis zahlte sich auch im knapp 10.000 km entfernten Kalifornien aus.
 
Der 1,97-Meter-Hüne Umeh riss mit seinen kraftvollen Ballvorträgen immer wieder Lücken in die Verteidigung von Samoa. Philip Gleitze vollendete mit seiner Geschwindigkeit gleich zwei Mal eiskalt und wurde im Endspiel mit seinem Doppelpack zum Matchwinner. Dabei hatte es sich das deutsche Team nach dem Auftaktsieg gegen die Rugby-Großmacht Irland selbst schwer gemacht: Aufgrund einer dramatischen 17-22 Niederlage gegen Kanada im letzten Gruppenspiel wurde der Gegner im Aufstiegsspiel das vermeintlich schwierigere Samoa.

Rugby-Nationalspieler Philip Gleitze (imago images/Jürgen Kessler)

Philip Gleitze im letzten Jahr in Hamburg.

Trainer Clemens von Grumbkow, der 2017 noch als Kapitän der Nationalmannschaft im Aufstiegsfinale dramatisch an Spanien gescheitert war, zeigte sich im Nachhinein entsprechend euphorisch: "Die Jungs haben einen abgebrannt und mit so einer Leistung haben sie es sich verdient, da oben mitzuspielen!"
 
Philip Gleitze, der bereits als 18-jähriger sein Debüt auf internationaler Bühne gegeben hatte, sieht das Team am Ziel eines langen und steinigen Weges. "Wir haben uns endlich selbst belohnt, nachdem wir immer wieder knapp am Aufstieg gescheitert sind - deshalb bedeutet uns das extrem viel", so Gleitze gegenüber rbb|24.

Über Kapstadt, Krakau und Los Angeles unter die Top Zwölf der Welt

Allein, um sich für das Abschluss-Event der Weltserie in Los Angeles mit den Auf- und Abstiegs-Playoff zwischen den vier am niedrigsten gerankten Teams der Weltserie und den vier besten Mannschaften der darunter angesiedelten Challenger Series zu qualifizieren, musste die deutsche Mannschaft in den letzten Monaten zwei Turniere in Südafrika sowie eines im polnischen Krakau meistern
 
Nun steht sie unter den besten zwölf Teams der Welt im olympischen Siebener-Rugby und damit besser da denn je zuvor. Für den Dachverband Rugby Deutschland ist dies im Jubiläumsjahr, exakt 125 Jahre nach der Gründung, einer der größten Erfolge.
 
Nach der verpassten Qualifikation für die Spiele von Paris im Vorjahr ist die Quali für die Weltserie auch ein Meilenstein auf dem Weg Richtung Olympia 2028 in Los Angeles. Die Rugby-Wettbewerbe finden dann genau in jenem Stadion statt, in dem das deutsche Team nun den bisher größten Triumph seiner Geschichte gefeiert hat.

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Das nächste große Ziel lautet Qualifikation für Olympia 2028

2028 wird das Berliner Siebener-Trio im besten Rugby-Alter sein und weitere Erfahrung auf der Weltserie gesammelt haben. Für die Gleitze-Zwillinge, Chris Umeh und den Rest der deutschen Mannschaft ist Los Angeles 2028 das übergeordnete Ziel und der größte Motivator zugleich. Als Sportsoldaten können sich alle drei unter Profi-Bedingungen trainieren, was im deutschen Rugby eine Seltenheit ist.
 
An der Motivation und dem Willen dürfte es auf keinen Fall scheitern, wie der einstige BRC-Jugendtrainer des Berliner Trios betont. Uwe Maaser hatte die Gleitze-Brüder schon als Sechsjährige und später bis zur deutschen Meisterschaft im Jugendbereich trainiert und verfolgt ihre Entwicklung weiter genau.

"Man muss verrückt sein, um wirklich gut zu werden - genau das verkörpern die Jungs"

"Ich glaube fest daran, dass man verrückt sein muss, um wirklich gut zu werden", so Maaser. Die vier Trainingseinheiten pro Woche seien den Gleitze-Brüdern trotz der langen Distanz von Neukölln zum Verein noch zu wenig gewesen. Mit diesem Einsatz und "ein wenig Glück" könne es sein, dass es für beide noch für viel mehr Erfolge reichen könnte.
 
Ein weiterer Auftritt im Carson Stadium in drei Jahren, dann im Schatten der olympischen Ringe auf der weltgrößten Sportbühne, wäre ein noch viel größerer Erfolg - nicht nur für die drei Berliner Leistungsträger, sondern für das deutsche Rugby insgesamt.

Sendung: rbb24, 05.05.2025, 22 Uhr