
3. Liga Was bei Energie Cottbus für und gegen einen Sprung auf Platz drei spricht
Energie Cottbus scheint den Aufstieg nach der 2:4-Pleite gegen Mannnheim verspielt zu haben. Trotz mieser Form besteht bei zwei Spielen und drei Punkten Abstand auf Rang drei aber noch eine Restchance. Wie kann Cottbus es noch schaffen?
Cottbus geht die Puste aus
Spätestens nach der enttäuschenden 2:4-Niederlage am vergangenen Wochenende gegen Waldhof Mannheim senken sich die Köpfe bei Energie Cottbus allmählich. "Die Fakten sprechen auch dafür, dass viele Spieler ihre Grenze überschritten haben und am Limit sind", sagte FCE-Trainer Claus-Dieter Wollitz nach der Heimpleite. Seiner Mannschaft geht im Saisonendspurt sichtlich die Puste aus.
Cottbus konnte in der Rückrunde nur sechs Spiele gewinnen, in den letzten zwölf Partien sogar nur drei. Im gleichen Zeitraum setzte es sieben Niederlagen. Zum einen bricht die Abwehr regelmäßig auseinander, in den letzten zwölf Spielen kassierten die Lausitzer gleich 23 Gegentore. Zum anderen will aber auch der Sturm nicht mehr wie in der Hinrunde. Wenn Energie zuletzt gewann, dann knapp: Die letzten vier Siege waren jeweils ein 1:0, zweimal entschied Cottbus die Partie nur per schmeichelhaftem Elfmeter für sich.
Die Form spricht im Rennen um Platz drei also deutlich gegen Energie. Die Mannschaft wirkt ausgelaugt und bei leichten Hindernissen innerhalb eines Spiels schnell von der Rolle. Ein Sieg aus den letzten sechs Spielen und das Aus im Halbfinale des Landespokals sprechen für sich.

Die Wollitz'sche Sturheit
Dass die Formkurve der Lausitzer solch einen Tiefflug erlebt, liegt neben der naturgemäß limitierten individuellen Qualität eines Aufsteigers auch an taktischen Mängeln. Cottbus rauschte auch deshalb durch die Hinrunde, weil sich die Liga noch nicht auf das vertikale, technisch durchaus anspruchsvolle Kombinationsspiel der Mannschaft eingestellt hatte. So profitierte Cottbus von den vielen Räumen, die ihnen die Gegner ließen.
Energie hat sich allerdings einen Namen gemacht, die Konkurrenz nimmt den FCE nicht mehr auf die leichte Schulter und hat sich auf die Spielweise eingestellt. Gegner stehen gegen Cottbus nun oftmals deutlich tiefer und lauern auf Konter.
Dieses einfache Mittel reicht bereits, um den Brandenburgern meist den Zahn zu ziehen. Trainer Wollitz beharrt stur auf seiner Spielphilosophie, nimmt kaum Anpassungen vor. So ist Cottbus ausrechenbarer geworden. Auch der spielerisch angelegte Spielaufbau von hinten wurde entschlüsselt, immer wieder kassiert Cottbus unnötige Gegentreffer, weil der Gegner durch stringentes Pressing früh an den Ball kommt.
Wollitz flog mit seiner taktischen Idee erst durch die Liga, nun fliegt sie ihm um die Ohren. Selbst Oberligist Stahnsdorf hatte im Halbfinale des Landespokals wenig Mühe, die Cottbuser Angriffe abzuwehren. Energie fehlt die Brechstange, der Plan B - und das rächt sich derzeit.

Nur Tolcay Cigerci (l.) und Timmy Thiele reichen für Energie Cottbus nicht. (Foto: IMAGO / Steffen Beyer)
Die Konkurrenz schläft nicht
Während Energie in den letzten Wochen immer wieder über sich selbst stolpert, macht die Konkurrenz Fortschritte. Der 1. FC Saarbrücken hat die Lausitzer tabellarisch überholt, steht mit nun drei Zählern Abstand auf Rang drei. Bei den Saarländern trat Trainer Rüdiger Ziehl vor rund zwei Wochen recht überraschend zurück, dafür übernahm Alois Schwartz. Der Trainereffekt hat Saarbrücken einen wichtigen Impuls gegeben, beide Spiele unter Schwartz wurden gewonnen.
Der Tabellendritte hat zudem ein vermeintlich recht einfaches Restprogramm, es geht noch gegen Alemannia Achen auf Platz 14 und die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund auf Platz 16. Aufgrund eines recht ausgeglichenen Torverhältnisses könnte Cottbus eine Saarbrücker Niederlage reichen, um sie bei zwei eigenen Siegen zu überholen, doch es ist fraglich, ob "de FC" sich das noch nehmen lässt.
Und da ist ja auch noch Hansa Rostock. Die "Kogge" steht zwar zwei Punkte hinter Cottbus, aber hat noch ein Nachholspiel in der Reserve. Energie könnte zwar das direkte Duell am kommenden Wochende gewinnen, dann blieben Rostock aber noch zwei Spiele, um sie gegebenenfalls zu überholen - und das auch noch gegen die beiden bereits abgestiegenen Teams aus Hannover und Unterhaching.
Ein Restprogramm, bei dem alles passieren kann
Aber auch Cottbus hat ein Restprogramm, bei dem noch alles offen ist. Am Samstag steht das Ostderby gegen Rostock an. Zwar ist das Team von der Ostsee mit zuletzt vier Siegen aus fünf Partien gut drauf, aber in solch einem aufgeladenen Duell spielt Form oft keine Rolle - hier kann es alles passieren. Ein 50/50-Spiel, dass Energie definitiv ziehen kann - das Hinspiel gewannen sie überzeugend mit 3:1.
Am letzten Spieltag hat Energie zudem ein Heimspiel und kann sich auf sein Hexenkessel verlassen. Gegner wird der FC Ingolstadt sein. Die "Schanzer" haben seit sechs Spielen nicht mehr gewonnen, die letzten drei Partien allesamt verloren. Nun trudeln sie auf Platz neun im Niemandsland der 3. Liga herum, ein womöglich dankbarer Gegner also.
Mit sechs Punkten aus den letzten zwei Spielen wäre für Cottbus noch einmal alles möglich.

Nach Mannheim kann sich keiner mehr etwas vormachen
Die 2:4-Pleite gegen Abstiegskandidat Mannheim war sicherlich eine herbe Enttäuschung für Cottbus. Nicht nur aufgrund des Ergebnisses, sondern auch der Leistung. Vor allem defensiv präsentierten sich die Lausitzer streckenweise desolat, das Gegentor zum 1:4 kam einer kollektiven Arbeitsverweigerung gleich. "Die Art der Gegentore hat dann auch nichts mit Spitzenfußball der 3. Liga, aber auch generell 3. Liga zu tun", stellte Trainer Wollitz im Nachgang klar.
Doch sind es oft genau solche Auftritte, die etwas bewegen können. Nach dem Spiel werden sich Trainer und Manschaft vermutlich ordentlich die Meinung geigen - das kann ein reinigendes Gewitter sein. Schließlich kann sich nach solch einem Spiel wirklich niemand mehr etwas vormachen - anders als noch beim 1:1 gegen Unterhaching und 1:0 gegen Viktoria Köln.
Eine ehrliche Aussprache und ein paar grundlegendere Anpassungen könnten eine Art Reset-Button für die Mannschaft sein und neue Kräfte freisetzen.
Der Druck ist weg
Cottbus war viele Wochen die Angst anzumerken, aus den Aufstiegsrängen zu rutschen - jene Gefahr schien die Mannschaft regelrecht zu lähmen. Nun ist es passiert. Das ist zwar bitter, doch darin liegt mental auch eine Chance. Schließlich ist nun der Druck weg, Energie kann jetzt nur noch etwas gewinnen und überraschend doch den dritten Platz ergattern.
"Die Kernaussage nach der Partie an die Spieler war, dass es eine fantastische Reise war und ist und noch zwei Spiele verbleiben", versuchte Trainer Wollitz, die Leichtigkeit zu wiederherzustellen. Die Hinrunde hat gezeigt: die Mannschaft tut sich in der Rolle des Underdog deutlich leichter.
Nun kann Cottbus womöglich wieder unbeschwerter am Wunder des direkten Durchmarschs arbeiten. Wollitz: "Ich glaube immer dran. Im Fußball sind schon die außergewöhnlichsten Dinge passiert."
Sendung: rbb Der Tag, 05.05.2025, 18 Uhr