FC Eilenburg Trainer Sascha Prüfer Pruefer

Fußball | Regionalliga FC Eilenburg rechnet sich auch gegen Hertha II Chancen aus

Stand: 31.08.2023 15:03 Uhr

Nach dem ersten Punktgewinn beim FSV Luckenwalde wartet auf den FC Eilenburg nun mit Hertha BSC II ein absolutes Top-Team der Regionalliga Nordost. Trotz der vermeintlich klaren Ausgangslage will man sich beim FCE keinesfalls verstecken. Die Devise lautet: den Gegner beschäftigen.

Am Freitagabend (1. September, 19 Uhr im Sport im Osten-Liveticker) steht für Aufsteiger FC Eilenburg die sechste Regionalliga-Partie dieser Saison auf dem Programm. Dabei haben die Muldestädter Hertha BSC II zu Gast im Ilburg-Stadion. Während der FCE bisher erst einen Punkt holen konnte, haben die Hauptstädter nach fünf Spieltagen noch keine Partie verloren und stehen punktgleich mit dem Spitzenreiter Rot-Weiß Erfurt und dem Greifswalder FC an der Tabellenspitze. Trotzdem der Außenseiter-Rolle sieht Eilenburg-Coach Sascha Prüfer dem Spiel ohne große Sorgen entgegen, wie er im Interview mit Sport im Osten verrät.

Frage: Fünf Spieltage sind vorbei – der FC Eilenburg hat als Aufsteiger einen Punkt geholt. Wie zufrieden sind Sie mit dem Saisonstart?

Sascha Prüfer: "Grundsätzlich sind wir zufrieden, auch wenn von den Punkten noch mehr drin gewesen wäre. Wir wussten aber, dass wir uns bestimmte Dinge erst erarbeiten müssen und das Glück auch erst einmal erzwungen werden muss. Wir sind froh, dass wir den Auswärtspunkt am Wochenende geholt haben, der war mehr als verdient. Es war eher ein Sieg, aber wir trauern dem nicht nach und wir wissen jetzt, dass wir nicht nur gut spielen, sondern auch Punkte holen können. Da machen wir weiter."

Das Spiel in Luckenwalde war ein kleines Spektakel mit einem sehr späten Gegentor, dass den möglichen ersten Saisonsieg gekostet hat. Musste da jetzt Aufbauarbeit geleistet werden?

Prüfer: "Im letzten Jahr hätte so etwas ein 'Gamechanger' sein können, aber das ist aktuell keine normale Saison. Die Jungs haben sich einmal geschüttelt und die Woche engagiert trainiert. Wir haben jetzt nur auf Hertha geschaut. Aber wir wissen auch, dass wir zwei Punkte selbst verschenkt haben. Im Training hat die Mannschaft aber gezeigt, dass sie gewillt ist, diese Fehler nicht zu wiederholen."

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Das klingt alles sehr entspannt. Verspüren sie schon einen gewissen Druck, jetzt "liefern zu müssen"?

Prüfer: "Es gibt keine Not, der Mannschaft Druck aufzuerlegen. Wir sind das 'gallische Dorf' und wissen, was die anderen Teams leisten können und was wir nicht können. Wir kompensieren das über unsere Tugenden und unser Auftreten. Wir wissen, dass Niederlagen kommen werden über das Jahr, auch nicht nur eine. Es ist dann eben eine Frage, wie man eingestellt ist und damit umgeht."

Also gibt es eine Art Eilenburger Selbstverständnis, dass man der Underdog ist?

Prüfer: "In dem Spiel gegen Luckenwalde nicht, da sehen wir uns schon auf 50:50. Klar ist Hertha nicht unsere Regal, wenn die einen guten Tag haben. Aber wir wissen, dass Hertha machbar ist. Wir müssen das Spiel auf 50:50 bekommen, wenn wir das erzwingen können, können wir auch einen Punkt holen oder gewinnen. Aber auf dem Papier sind wir gegen Hertha aber der Underdog. Ich will aber nicht, dass wir uns über die gesamte Saison als 'die Kleinen' sehen, die mal gucken, ob sie was holen können. Ich glaube schon, dass es ein paar Teams gibt, wo wir voller Selbstbewusstsein sagen können: 'hier holen wir etwas'."

Was stimmt sie optimistisch, dass es gegen Hertha BSC II mit einem Erfolg klappt?

Prüfer: "Wir haben es ja gegen den BFC oder je eine Halbzeit gegen Lok und Greifswald gezeigt, dass, wenn man Gegner unter Druck setzt, haben in dieser Liga alle ein Stück weit zu kämpfen. Die haben dann auch nicht die mannschaftliche oder individuelle Klasse, dass sich dich komplett entzaubern. Zumindest hat das noch keiner bewiesen. Wenn schwächere Mannschaften wie wir einen sehr guten Tag haben, dann ist es ausgeglichen."

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Hertha II gilt immer wieder als schwer einzuschätzen, weil man nicht weiß, wer spielt und ob einer von den Profis dabei ist. Was ist drin in dieser 'Wundertüte'?

Prüfer: "Personell ist es eine Wundertüte, von den Abläufen und dem Spielsystem haben sie in den ersten fünf Spielen sehr stabil agiert. Sie spielen ihren Stiefel und passen sich dem Gegner in der Regel nicht an, sondern machen ihr Ding. Man weiß also grundsätzlich, was auf einen zukommt. Wenn ein Gustav Christensen oder Derry Sherhant mitspielt, können sie auch an einem schlechten Tag von Hertha das Spiel gegen uns mit ihrer individuelle Klasse alleine entscheiden. Deswegen gilt es für uns, solche Spieler noch enger zu decken. Wenn sie aber nicht dabei sind, ist natürlich die Gefahr, dass die, die reinkommen, sich beweisen wollen."

Und wie stellen Sie ihr Team darauf ein?

Prüfer: "Wir spielen zu Hause und wollen Hertha beschäftigen. Mit Passivität kommen wir gegen Hertha nicht weit, dann haben sie zu viel Spielkontrolle. Wir wollen sie attackieren. Aber es entscheidet ja auch Hertha durch das eigene Auftreten mit. Wir wollen sie ärgern. Was man nicht machen darf, ist, sie spielen zu lassen, dann igeln sie dich ein und man wird müde. Und dann kommt irgendwann in der 70. der Nackenschlag. Deswegen müssen wir sie beschäftigen."

Vielen Dank für das Gespräch.

Zahlen zum Spiel

Tabellensituation nach fünf Spieltagen
FC Eilenburg: Platz 18 - 1 Punkt (0 Siege/1 Remis/4 Niederlagen) - 6:12 Tore
Hertha BSC II: Platz 2 - 13 Punkte (4 Siege/1 Remis/0 Niederlagen) - 15:6 Tore

Die letzten drei Spiele
FC Eilenburg: 3:3 in Luckenwalde, 1:3 gegen BFC Dynamo, 1:2 bei Lok Leipzig
Hertha II: 1:1 gegen ZFC Meuselwitz, 6:2 bei Altglienicke, 4:3 gegen FSV Zwickau

Direkter Vergleich
2 Spiele: 0 Siege Eilenburg - 0 Remis - 2 Siege Hertha II

38. Spieltag, Saison 2021/22: FC Eilenburg - Hertha II 2:3
19. Spieltag, Saison 2021/22: Hertha II - FC Eilenburg 5:1

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Raphael Crass