Alexander Zverev nach seinem Aus im Halbfinale gegen Daniil Medvedev

Australian Open Zverev verpasst nach Halbfinal-Drama Endspiel von Melbourne

Stand: 26.01.2024 14:48 Uhr

Alexander Zverev hat bei den Australian Open nach einer dramatischen Niederlage gegen Daniil Medwedew den Einzug in sein zweites Grand-Slam-Endspiel verpasst. Im Finale von Melbourne trifft Medwedew auf Jannik Sinner, der in seinem Halbfinale Titelverteidiger Novak Djokovic entthronte.

Zverev verlor am Freitag (26.01.2024) das Halbfinale gegen den an Nummer drei gesetzten Medwedew mit 7:5, 6:3, 6:7,6:7, 3:6 und muss damit weiter auf den ersten Grand-Slam-Titel seiner Karriere warten. 2020 hatte der Hamburger sein bislang einziges Major-Endspiel bei den US Open gegen Dominic Thiem unglücklich verloren.

Medwedew, im Jahr 2021 Sieger bei den US Open, schaffte in Melbourne zum dritten Mal den Einzug ins Endspiel, den Titel beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres hat er bislang noch nicht gewonnen.

Nervöser Beginn - Zverev legt vor

Zverev erwischte den deutlich besseren Start ins Match, lag schnell mit zwei Breaks vorne - ließ sich dann aber vom nervösen Spiel des Russen, der überhaupt keinen Rhythmus fand, anstecken. Der erste Satz geriet zum Fehlerfestival, beiden Spielern fehlte Sicherheit. Zverev gab den Vorsprung aus der Hand und hätte beim Stand von 6:5 auch fast das dritte Break ungenutzt gelassen, zitterte sich dann aber doch bei eigenem Aufschlag zum Satzgewinn.

Im zweiten Satz konnte Zverev die Verkrampfung endlich ablegen, spielte entschlossener und zeigte gegen den weiterhin passiven Medwedew die größere Variabilität. Zverev schaffte beim Stand von 2:2 wieder ein frühes Break - und brachte den Vorsprung sicher ins Ziel.

Medwedew bei 0:2-Satzrückstand angeschlagen, aber kämpferisch

Medwedew wirkte nach dem zweiten Satzverlust angeschlagen. Im Viertelfinale war er bei Nachmittagshitze gegen Hubert Hurkacz über fünf Sätze gegangen. Doch der Russe kämpfte, hatte beim Stand von 4:4 sogar Breakball. Doch Zverev zeigte sich weiter nervenstark, der Tiebreak musste den Satz entscheiden, dort war Medwedew der druckvollere Spieler und verkürzte.

Medwedew war nun auch mental voll da, war beweglicher und übernahm die Initiative. Doch Zverev hielt dagegen, servierte weiter stabil - und überstand so auch eine knifflige Situation mit einem Breakball für den Russen beim Stand von 3:4.

Zverev stabil - aber im Tiebreak ohne Glück

Im Anschluss ließ er sich auch von den Psycho-Mätzchen seines Gegners nicht aus der Ruhe bringen, der bei 6:5-Führung und Aufschlag Zverev bei einem klaren Winner des Deutschen überflüssigerweise eine Video-Überprüfung forderte. Zverev beschwerte sich zu Recht bei der Stuhl-Schiedsrichterin, knallte dem Russen dann zwei starke Aufschläge um die Ohren - auch der vierte Satz ging in den Tiebreak.

Dort wackelte Medwedew kurz, fabrizierte beim Stand von 4:4 einen Doppelfehler. Doch Zverev ließ die gute Chance bei eigenem Aufschlag liegen. Medwedew hatte zudem das Glück auf seiner Seite, brachte nur mit Mühe einen Return zurück, der den Hamburger auf dem falschen Fuß erwischte. Den anschließenden Satzball nutzte Medwedew mit einem Ass - und erzwang den fünften Satz.

Zverev zeigt im fünften Satz Nerven

Zverev musste den erneuten Rückschlag wegstecken und zeigte erstmals Nerven: Beim Stand von 2:2 setzte er einen Volley ins Aus - und malträtierte frustriert das Netz mit seinem Schläger. Medwedew schaffte das Break und lag auf einmal auf Endspielkurs. Zverev kam nicht mehr zurück - ein letzter Vorhandfehler beim ersten Matchball für Medwedew besiegelte die Niederlage nach 4:18 Stunden.

"Am Anfang war ich ein bisschen verloren, aber im dritten Satz hab ich mir gesagt, ich will wenigstens stolz auf mich sein. Und ich habe gewonnen und bin jetzt sehr stolz", sagte Medwedew. "Die zwei Tiebreaks waren unglaublich. Da habe ich auch ein bisschen Glück gehabt."

Sinner dominiert Djokovic - kein einziger Breakball für den Serben

Im ersten Halbfinale hatte Jannik Sinner den Weltranglistenersten und Titelverteidiger Novak Djokovic entthront. Der Italiener gewann nach knapp dreieinhalb Stunden mit 6:1, 6:2, 6:7, 6:3 und zog erstmals ins Finale eines Grand-Slam-Turniers ein. Für den zehnmaligen Australian-Open-Champion Djokovic war es die erste Niederlage in Melbourne nach 2.195 Tagen und die erste Halbfinal-Niederlage bei seinem Lieblingsturnier überhaupt. Letztmals hatte er sich 2018 im Achtelfinale dem Südkoreaner Chung Hyeon geschlagen geben müssen. Danach hatte er in Melbourne 33 Spiele in Serie gewonnen.

Jannik Sinner nach dem Sieg im Halbfinale der Australian Open gegen Novak Djokovic

Djokovic: "Jannik hat völlig verdient gewonnen"

"Das war eines meiner schlechtesten Grand-Slam-Matches, die ich je gespielt habe. Ich war schockiert von meinem Level, das ich gespielt habe", sagte der entthronte Djokovic nach dem Halbfinal-Aus. "Um ehrlich zu sein, habe ich das ganze Turnier nicht gut gespielt. Jannik hat mich heute komplett dominiert und völlig verdient gewonnen."

Djokovic musste schon im Tiebreak des dritten Satzes einen Matchball abwehren, rettete sich in den vierten Satz. Doch der Italiener blieb stabil, vor allem bei seinem Service: Er ließ über das gesamte Match keinen einzigen Breakball zu und setzte im Gegenzug Djokovic weiter unter Druck. Der Serbe wackelte schon bei seinem ersten Aufschlagspiel im vierten Satz, im Anschluss gelang Sinner das vorentscheidende Break zum 3:1.

Matthias Cammann, Sportschau, 26.01.2024 08:30 Uhr

Sinner hofft auf italienisches Wochenende: "Drückt uns die Daumen"

"Es war sehr hart. Ich hatte während der ersten beiden Sätze das Gefühl, dass er sich nicht richtig wohl fühlt auf dem Platz. Ich habe einfach versucht, konzentriert zu bleiben und ihn weiter unter Druck zu setzen. Ich bin überglücklich", sagte der Italiener im Court-Interview nach dem Finaleinzug in Melbourne. "Das macht mich sprachlos. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich hier die ersten Exhibition Matches gespielt habe. Ich freue mich auf mein erstes Finale", sagte die Nummer vier der Welt und erinnerte die Fans in der Heimat daran, dass mit Simone Bolelli und Andrea Vavassori auch im Doppel zwei Italiener nach dem Titel greifen. "Ich hoffe, ihr drückt uns die Daumen."