Der TuS Makkabi Berlin hat erstmals den Berliner Landespokal gewonnen. (Foto: IMAGO / Matthias Koch)

Zum ersten Mal in der Geschichte Makkabi schlägt Sparta Lichtenberg in der Verlängerung und holt Berliner Landespokal

Stand: 03.06.2023 17:07 Uhr

TuS Makkabi Berlin schlägt den SV Sparta Lichtenberg im Finale des Berliner Landespokals mit 3:1 und zieht damit in den DFB-Pokal ein. Es war lange Zeit eine äußerst umkämpfte Partie, erst kurz vor Ende der Verlängerung entschied Makkabi das Spiel.

Im Mommsenstadion ist es vor 4.600 Zuschauern zu einer Premiere gekommen: Der TuS Makkabi Berlin hat zum ersten Mal in seiner Geschichte den Berliner Landespokal gewonnen. Damit zieht der Berliner Oberligist auch erstmals in die 1. Runde des DFB-Pokals ein und kassiert eine Starterprämie in Höhe von knapp 200.000 Euro. "Für den Verein ist etwas Historisches, wir sind zum ersten Mal so weit gekommen. Gerade mit der Geschichte, die wir hier haben: vor 75 Jahren war der Verein verboten. Es bedeutet uns sehr viel, sportlich mit einer Multi-Kulti-Truppe für Furore sorgen", zeigte sich TuS-Kapitän Doron Bruck nach dem Spiel euphorisch.
 
Gegen den Berlin-Ligist SV Sparta Lichtenberg musste Makkabi alles investieren, um seiner Favoritenrolle gerecht werden zu kennen. Nach 13 Minuten lag die Mannschaft von Trainer Wolfgang Sandhowe bereits mit 0:1 hinten, ein äußerst leidenschaftlich und geschlossen verteidigendes Lichtenberg konnte den Ausgleich bis zur 51. Minute verhindern. Eine lange ausgeglichene Begegnung ging bis in die Verlängerung. Letztendlich konnte Makkabi mit Treffern in der 118. und 125. Spielminute und damit mit einem 3:1 das Spiel für sich entschieden.

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Lichtenberg geht mit dem ersten Angriff in Führung

Der erste Abschluss der Partie gehörte nach wenigen Minuten TuS Makkabi, die Hereingabe von Guilherme Henrique setzte Kalilu Conteh aus der Drehung jedoch knapp über das Tor Lichtenbergs. Auch in den Minuten danach trat der höherklassige TuS dominant auf, Sparta tat sich schwer, selbst für Entlastung zu sorgen – die Begegnung fand vor allem in der Spielhälfte Lichtenbergs statt.
 
Der erste brauchbare Angriff Spartas ließ sich bis zur zehnten Minute Zeit, wurde jedoch sogleich mit einem Tor gekrönt. Nach einer guten Kombination wurde der durchgestartete Mohamed Saloun Toure mit viel Übersicht bedient. Der Flügelspieler kassierte im Laufduell einen vom Gegenspieler unbewussten Ellenbogenschlag, der einen zweifelhaften Strafstoß nach sich zog. Lichtenberg-Toptorschütze Daniel Hänsch verwandelte den Elfmeter souverän zum 1:0 und damit zur überraschenden Führung für den Meister der Berlin-Liga und Oberliga-Aufsteiger. Auch der bisherige Spielverlauf hatte jenes Tor mitnichten angedeutet.

Makkabi rennt vergebens an

Nach dem Treffer versuchte Makkabi, sofort wieder die Kontrolle über das Spiel zu erlangen, klare Torchancen ergaben sich aus den Bemühungen jedoch zunächst nicht. Eine minutenlange Behandlungspause des am Kopf getroffenen Lichtenberg-Spielers Milos Dujkovic, der anschließend mit einem Kopfverband weiterspielte, nahm nach der Anfangsviertelstunde vorerst Schwung aus der Partie. Danach war weiter Makkabi das tonangebende Team, Sparta übte sich vor allem darin, durch tiefes Verteidigen und Verdichten der Räume Angriffswelle nach Angriffswelle abzuwehren. Klare Torchancen blieben auf beiden Seiten Mangelware.
 
Erst in der 28. Minute wurde es wieder gefährlich – gleich doppelt. Erst wurde der Schuss aus wenigen Metern von Guilherme Henrique noch vor der Torlinie geklärt, die sich daraus ergebene Kopfballchance von Conteh verfehlte das Tor nur knapp. Der feldüberlegene Oberligist musste sich weiter in Geduld üben und auf die vereinzelten Konterversuche Lichtenbergs Acht geben. Spartas Defensiv-Bollwerk hielt aufgrund einer geschlossenen Mannschaftsleistung und kaum individuellen Fehlern jedoch Stand, zur Halbzeit führte der Underdog mit 1:0.

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Makkabi gleicht aus - danach fehlt die Kraft

Der zweite Durchgang begann mit dem bereits bekannten Bild: Lichtenberg konzentrierte sich mit der Führung weiter auf die so solide Abwehrarbeit. Doch in der 51. Minute sollte das Bollwerk nicht mehr halten sein, Makkabi erzielte den vollkommen verdienten Ausgleichstreffer. Tim Häußler, der den Elfmeter zum 0:1 verursacht hatte, fiel ein zu kurz geklärter Ball an der Strafraumgrenze vor die Füße, sein wuchtiger wie platzierter Linksschuss schlug unhaltbar im rechten unteren Eck ein.
 
Eine neue Spielsituation für den SV Sparta, der so lange im Verteidigungsmodus verharrt war und nun wieder offensive Lösungen finden musste. In den Folgeminuten entwickelte sich daher ein deutlich offenerer Schlagabtausch, Lichtenberg tauchte nun öfter in der gegnerischen Hälfte auf und zeigte, Situationen auch spielerisch lösen zu können. In dieser Spielphase war kein qualitativer Unterschied zwischen den beiden Kontrahenten auszumachen – klare Torgelegenheiten aber ebenso wenig.
 
20 Minuten vor regulärem Schlusspfiff waren beiden Mannschaften die Anstrengungen der Begegnung anzumerken, allmählich büßten sie an Dynamik und Spielwitz ein. Besonders das pressingintensive Spiel Makkabis hatte Körner gekostet. Erste Wechsel hatten das Ziel, neuen Schwung verleihen, hielten es jedoch kaum ein. Das Spiel plätscherte ausgeglichen der 90. Minute entgegen. Letzte Offensivbemühungen Makkabis - vor allem von Einwechselspieler Kanto Fitiavana Voahariniaina - sollten unbelohnt bleiben, sodass es in die Verlängerung ging.

Der goldene Freistoß in der 118. Minute

In den zusätzlichen 30 Minuten schenkten sich die Mannschaften weiterhin nichts, was vor allem dem Underdog SV Sparta positiv anzurechnen war. "Wir wussten von Anfang an, dass es ein hartes Spiel für uns werden wird. Ich kann keinem Einzigen aus der Mannschaft etwas vorwerfen", lobte Sparta-Kapitän Ömer Toktumur den Einsatz seiner Mannschaft nach Abpfiff. Es ging hin und her, jedoch wurden die Beine immer schwerer, sodass den Aktionen Druck und Konzentration fehlten. Die meisten Szenen spielten sich zwischen den beiden Strafräumen ab, die fehlende Ruhe am Ball verhinderte, Angriffe konsequent zu Ende zu spielen.

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In der zweiten Hälfte der Verlängerung zeigte Makkabi noch einmal den Willen, das Elfmeterschießen zu verhindern. In der 107. Minute prüfte TuS-Mittelstürmer Caner Özcin SV-Keeper Erdmann, der den wuchtig geschossenen Ball zur Ecke lenkte. Nur zwei Minuten später traf Özcin erneut aus aussichtsreicher Position nur das Außennetz. Die individuelle Klasse Makkabis machte sich zum Ende hin doch noch einmal bemerkbar – Lichtenberg stand unter großem Druck.
 
Das letzte Aufbäumen Makkabis sollte sich tatsächlich noch auszahlen. In der 118. Minute erhielt der Oberligist einen Freistoß in sehr aussichtsreicher Position. Can Sakar trat an, schlänzte den Ball an die Latte und von dort prallte der Ball an Rücken von Lukas Noack und sprang rein. Das 2:1 in beinahe letzter Sekunde. Die endgültige Entscheidung fiel mit dem 3:1 von Özcin, einen Querpass von Ismail Ceesay ins leere Tor einschob. "Die Jungs sind marschiert, das trainieren wir jeden Tag. In der zweite Halbzeit waren wir schon besser und dann haben wir gezeigt, dass wir die bessere Mannschaft sind", analysierte Makkabi-Trainer Wolfgang Sandhowe.

Sendung: rbb24, 18 Uhr, 03.06.2023