Union Berlins Trainer Urs Fischer (Quelle: IMAGO / Beautiful Sports)

Fußball-Bundesliga Gelingt Union Berlin bei heimstarken Heidenheimern die Trendwende?

Stand: 28.09.2023 20:10 Uhr

Vor Braga und Dortmund wartet ein Aufsteiger: Nach vier Pflichtspiel-Niederlagen in Folge ist Union Berlin am Samstag beim 1. FC Heidenheim zu Gast. Der Bundesliga-Neuling hat schon so manchen Favoriten vor Probleme gestellt.

Fünf Fakten zum Spiel

  • Die beiden Vereine trafen bis dato erst zwölf Mal in Pflichtspielen aufeinander; mit der besseren Bilanz für die Heidenheimer (sechs Siege, zwei Unentschieden, vier Niederlagen)
  • Heidenheims langjähriger Coach Frank Schmidt saß bei allen zwölf Duellen auf der Bank
  • Die letzte Begegnung liegt noch gar nicht allzu lange zurück – und ist eine, an die sich die Unioner gerne erinnern werden: In der 2. Runde des DFB-Pokals schlugen die Eisernen den FCH im Oktober 2022 an der Alten Försterei mit 2:0
  • Die Köpenicker haben zuletzt vier Pflichtspiele hintereinander verloren - eine längere Niederlagenserie gab es für den FCU unter Trainer Urs Fischer noch nie
  • In jenen vier Pflichtspielen hat Union nur ein Tor erzielt

Der Gegner-Check

So läuft es sportlich beim 1. FC Heidenheim
 
Der 1. FC Heidenheim mischt in dieser Saison zum ersten Mal überhaupt in der 1. Bundesliga mit - und ist sehr ordentlich in die Spielzeit gestartet. Nach fünf Spieltagen belegt der FCH mit vier Zählern den 13. Platz. Union Berlin (10. Platz, sechs Punkte) ist somit in Schlagdistanz. "Wenn mir das vor der Saison jemand gesagt hätte, hätte ich das sofort unterschrieben", sagt Dominic Köstler, der die Spiele des FCH als Fan- und Blindenreporter begleitet. "Nach einem 0:2-Rückstand in Dortmund den ersten Bundesliga-Punkt der Vereinsgeschichte zu holen, ist schon eine Ansage."
 
Im Gespräch mit dem Heidenheim-Experten wird schnell klar: Die Anhänger des Bundesliga-Neulings sind mehr als zufrieden mit dem bisherigen Saisonverlauf – besonders aber auch mit den Auftritten ihrer Mannschaft. "Beim 1:4 in Leverkusen sind wir natürlich unter die Räder gekommen, im Vergleich zu anderen Mannschaften probiert Heidenheim aber trotzdem, das Spiel zu machen und mitzuspielen. Das war eigentlich die schönste Erkenntnis der bisherigen Saison: Dass wir uns nicht nur hinten reinstellen und mauern. Wir haben einen Plan und eine Philosophie", sagt Köstler.
 
"Wir brauchen uns vor niemandem zu verstecken. Daheim sind wir eine Macht – da müssen die Gegner erstmal bestehen." In der Aufstiegssaison verloren die Heidenheimer nur ein einziges Heimspiel, in der Bundesliga schlugen sie zu Hause zuletzt den SV Werder Bremen mit 4:2. Die Formschwäche der Unioner spiele Heidenheim noch zusätzlich in die Karten, sagt Köstler, der vor dem Duell mit den Berlinern am Samstag (15:30 Uhr) außerdem hofft: "Vielleicht gehen sie auch nicht mit einhundert Prozent zur Sache, wenn der Gegner nur Heidenheim und nicht Real Madrid heißt."

Unions Sheraldo Becker im Spiel gegen Hoffenheim (Bild: IMAGO/Contrast)
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Das bewegt die Fans
 
"Wir sind einfach nur happy. Noch vor einigen Jahren hätte niemand zu träumen gewagt, dass wir mal in der Bundesliga spielen. Wir ernten die Früchte jahrelanger Entwicklungsarbeit", so Köstler. "Der Verein wusste zu jedem Zeitpunkt, was zu tun ist und wo er hingehört. In Heidenheim kann konstant und in Ruhe gearbeitet werden, alles hat System, auch Fehler dürfen gemacht werden."
 
Einer verkörpert die Heidenheimer Erfolgsgeschichte dabei wie kein Zweiter: Trainer Frank Schmidt, der seit mehr als 16 Jahren beim FCH an der Seitenlinie steht – länger als jeder andere Coach in der Geschichte des deutschen Profifußballs. "Fans, Verein und Frank Schmidt wissen, was sie aneinander haben. Ich finde es cool, wie gelassen und bescheiden Frank Schmidt damit umgeht, er lenkt den Fokus überhaupt nicht auf sich", sagt Köstler über die Vereinslegende.

Auf diesen Spieler muss Union achten
 
Angreifer Tim Kleindienst hatte in der Vorsaison großen Anteil am Aufstieg des FCH, wurde mit 25 Treffern Torschützenkönig der 2. Bundesliga – und knüpfte in der laufenden Spielzeit bislang nahtlos an seinen Zweitliga-Leistungen an. Sechs Scorer-Punkte stehen nach ebenso vielen Pflichtspielen bereits in seiner Bilanz (vier Tore, zwei Vorlagen). "Ich hoffe, dass Tim Kleindienst bei allen Gegnern besonders im Fokus steht – weil das bedeutet, dass die Jungs drum herum mehr Raum zur Entfaltung bekommen und davon profitieren. Und Kleindienst macht trotzdem seine Tore, ist vom Punkt sicher und hat immer wieder das Auge für seine Mitspieler", sagt Köstler und verweist gleichzeitig auf die Stärke des Heidenheimer Kollektivs. "Es gibt hier seit jeher eine schöne Synergie aus dem Team und dem Fokus auf einen Knipser oder Spielmacher."

Das sagt Unions Trainer

Urs Fischer: "Die Heidenheimer sind gut unterwegs. Es ist eine Mannschaft mit viel Mentalität und Laufstärke, gerade gegen den Ball sind sie sehr aggressiv und versuchen immer wieder, ins Pressing zu kommen. Sie sind sehr zielstrebig und nehmen nicht viel Risiko."

Union Berlins Robin Gosens schlägt seine Hände über dem Kopf zusammen (Bild: IMAGO/Contrast)
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So könnte Union spielen

Auf die beiden verletzten Leistungsträger Rani Khedira und Robin Knoche muss Union auch in Heidenheim noch verzichten. Kevin Volland fehlt weiterhin aufgrund einer Rotsperre. Fischer betonte: "Nimmt man die ersten fünf Bundesliga-Spiele, konnten wir nicht einmal mit der gleichen Formation spielen. Ich glaube, das hilft auch nicht, wenn es um Stabilität geht." Über Routinier Leonardo Bonucci, der gegen Hoffenheim zu seinem Bundesliga-Debüt kam, sagte Fischer: "Logisch habe ich mich mit ihm unterhalten. Wir haben eine Analyse mit ihm gemacht. Er ist noch nicht lange da. Es geht um Abläufe, um Prinzipien, die er verinnerlichen muss."
 
Unions mögliche Startelf: Rönnow - Doekhi, Bonucci, Leite - Gosens, Tousart, Trimmel - Haberer, Laidouni - Becker, Behrens

Prognose

Die Köpenicker gehen zwar als Favorit in das Spiel beim Bundesliga-Neuling, präsentierten sich zuletzt bekanntermaßen aber alles andere als formstark. Die heimstarken Heidenheimer werden dagegen erneut mit einer mutigen Spielanlage in die Partie gehen und alles daran setzen, die Unioner zu ärgen. "Sie haben genug Wucht, um gefährlich zu werden. Ihre Standards sind nicht zu unterschätzen, da sind sie wirklich sehr gefährlich", warnte auch FCU-Coach Fischer.
 
Redaktionstipp: Der 1. FC Union Berlin wendet die fünfte Niederlage in Serie ab, kommt in Heidenheim aber nicht über ein 1:1 hinaus und kehrt mit einem Punkt im Gepäck nach Berlin zurück.
 
Gegner-Experten-Tipp: "Ich habe im Familien-Tippspiel auf einen 3:1-Heimsieg gesetzt – und dabei bleibe ich auch", sagt Köstler.

Sendung: rbb24, 28.09.2023, 18 Uhr