Fußballspieler André Silva während eines Spiels

Fußball | Bundesliga RB Leipzig: Wie weiter mit André Silva?

Stand: 06.07.2023 07:55 Uhr

André Silva gilt bei RB Leipzig als Verkaufskandidat. Ein Interessent für den portugiesischen Stürmer hat sich offenbar bereits gefunden. Aber kann sich RB seinen Abgang überhaupt leisten?

Groß war der Jubel, als RB Leipzig im Juli 2021 den Transfercoup verkündete: Mit der Empfehlung von 28 Saisontoren wurde André Silva von Eintracht Frankfurt verpflichtet und mit einem langfristigen Fünfjahresvertrag ausgestattet. Zwei Jahre sind seitdem vergangen. Zwei Jahre, in denen Silva einiges schuldig blieb. Kam der Portugiese in seinem ersten Jahr noch auf wettbewerbsübergreifende 17 Treffer in 51 Pflichtspielen, strahlte er in der abgelaufenen Saison kaum Torgefahr aus. Vier magere Treffer gelangen ihm in 31 Bundesliga-Partien. Im DFB-Pokal traf er einzig beim Kantersieg gegen Regionalligist Ottensen doppelt.

Silva und RB - das passt (bisher) nicht

Den Höhepunkt einer missratenen Spielzeit markierte ein Muskelbündelriss kurz vor Saisonende. Ausgerechnet vor dem DFB-Pokalfinale gegen seinen früheren Arbeitgeber Frankfurt. Doch schon in den Monaten zuvor hatte sich abgezeichnet, dass die Liaison zwischen Silva und RB keine vielversprechende ist.

Jesse Marsch fand zunächst keine adäquate Position auf dem Rasen für ihn, unter Domenico Tedesco und dessen Nachfolger Marco Rose klappte die Einbindung ins Spiel schon etwas besser. Nachhaltige Torgefahr ließ der eigentlich komplette Angreifer (beidfüßig, zweikampf- und kopfballstark) aber weiter vermissen. Trotz verschiedener Spielvarianten agierte er oft nur als Schatten seiner selbst. Mit Christopher Nkunku und Timo Werner setzte Rose in der Offensive meist auf zwei Spielertypen, die sich vor allem durch einen schnellen Antritt auszeichnen. Für einen klassischen Strafraumstürmer wie Silva, zu dessen Stärken nicht gerade Sprints und Gegenpressing zählen, blieb oftmals nur ein Platz auf der Bank.

Andre Silva, RB Leipzig, ärgert sich nach einer vergebenen Torchance.

André Silva nach einer vergebenen Torchance. Bislang hat der Portugiese in Leipzig noch nicht sein Glück gefunden.

Auch wenn mit Nkunku ein Konkurrent in der Offensive in der kommenden Saison wegfällt - ob Silva überhaupt noch einmal für Leipzig auflaufen wird, ist mehr als ungewiss. Wahrscheinlicher ist, dass der einst für 23 Millionen Euro gekommene Portugiese vorzeitig den Verein verlässt. Zumal mit den Neuzugängen Benjamin Sesko von Schwesterverein Salzburg und Fabio Carvalho von FC Liverpool bereits die nächsten Konkurrenten in der Offensive in den Startlöchern stehen. Auch die Gerüchte um eine Verpflichtung von Lois Openda als Nkunku-Nachfolger halten sich hartnäckig.

Lazio mit Interesse an Silva

Was Silva angeht, soll Lazio Rom seinen Hut in den Ring geworfen haben. Der Serie-A-Klub ist laut Transferexperte Gianluca di Marzio an einer Verpflichtung interessiert. Im Raum steht eine Ablösesumme zwischen 15 und 18 Millionen Euro. In Leipzig ist Silva noch bis 2026 vertraglich gebunden, eine Ausstiegsklausel existiert nicht. Lazio-Trainer Maurizio Sarri soll bereits grünes Licht für den Wechsel gegeben haben. Auch Atletico Madrid soll vorgefühlt haben, selbst eine Rückkehr nach Frankfurt stand zwischenzeitlich im Raum.

Sollte Silva wechseln, würde RB zumindest einen Großverdiener von der Gehaltsliste streichen. Neun Millionen Euro soll der 27-jährige Nationalspieler Portugals dem Vernehmen nach jährlich einstreichen. Gut, RB muss sich nicht zuletzt durch die Verkäufe von Nkunku (zum FC Chelsea) und Dominik Szoboszlai (zum FC Liverpool), die weit über 100 Millionen Euro in die Kassen spülten, finanziell keine Sorgen machen. Und doch könnte ein Abgang Silvas auf der sportlichen Ebene ein Risiko darstellen.

Wer ersetzt Nkunku und Szoboszlai?

Mit Nkunku, Szoboszlai und Konrad Laimer hat RB bereits drei Schlüsselspieler in dieser Transferperiode verloren. Vor allem durch die Abgänge von Nkunku und Szoboszlai klafft ein gewaltiges Loch in der Offensive. In Zahlen: 52 Torbeteiligungen in Bundesliga, Champions League und DFB-Pokal in der vergangenen Saison. Timo Werner hat in Leipzig zwar zurück zu alter Stärke gefunden, aber auch immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Und Sesko muss erst beweisen, dass er sein Preisschild von 24 Millionen Euro auch wert ist.

Auch deshalb dürfte man es sich bei RB genau überlegen, den nächsten Spieler ziehen zu lassen. Sollte ein Wechsel tatsächlich zustande kommen, wären die Optionen im Angriff nach jetzigem Stand rar. Zumal RB auch in der kommenden Saison auf drei Hochzeiten tanzt. Und sollte Silva wider erwarten doch noch auf Touren kommen, könnte aus einem teuren Missverständnis mit etwas Verspätung der "sowohl charakterlich als auch sportlich perfekt" passende Neuzugang werden, der vor zwei Jahren am Cottaweg vorgestellt wurde.

jsc