Katarina Witt und Jutta Müller

Eiskunstlauf Olympiasiegerinnen Katarina Witt und Anett Pötzsch trauern um Jutta Müller

Stand: 04.11.2023 01:57 Uhr

Der frühere Eiskunstlauf-Star Katarina Witt hat ihrer gestorbenen Trainerin Jutta Müller viel zu verdanken. Zwei Olympia-Triumphe feierte sie mit ihr. Jetzt trauert Witt um ihre unnachgiebige Mentorin. Auch die erste deutsche Olympiasiegerin im Eiskunstlauf, Anett Pötzsch, hob die einzigartigen Erfolge ihrer einstigen Trainerin hervor.

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Eiskunstlauf-Star Katarina Witt hat sich mit rührenden Worten von ihrer gestorbenen Trainerin Jutta Müller verabschiedet. Müller sei eine "außergewöhnliche Frau, eine einzigartige Trainerin und Grande Dame der internationalen Eislauf-Welt" gewesen. "Seit 28 Jahren ist sie ganz tief in meinem Herzen und wurde Teil meiner Familie", sagte die 57-Jährige am Freitag (03.11.2023) auf Anfrage der Deutschen Presse Agentur. Mit ihrer Trainerin feierte sie 1984 und 1988 zwei Olympiasiege sowie vier WM- und sechs EM-Titel. Jutta Müller war am Donnerstag im Alter von 94 Jahren gestorben.

Witt: "Traurig ist mein Herz"

Als sie die traurige Nachricht erhielt, habe sie das gemacht, was ihr ihre Trainerin beigebracht habe. "Erst mal den Verpflichtungen nachkommen und funktionieren", sagte Witt. Sie habe viele gefühlvolle, respektvolle und schöne Nachrichten von Freunden, ehemaligen Eiskollegen, Fans und Wegbegleitern erhalten. "Alle voller Verehrung, Bewunderung und Hochachtung für ihre Lebensleistung", berichtete sie. "Sprechen konnte ich mit niemandem, zu traurig ist mein Herz."

Vielmehr habe sie "tausende Bilder" der Erinnerungen im Kopf gehabt. "Zahlreiche hat die Welt mit uns geteilt, viele gehören nur uns. Der endlosen Stunden beim Training, der Sportlerin mit ihrer Trainerin. Gemeinsame Triumphe und einsame Tränen", sagte Kati Witt, die mit ihrer "Carmen"-Kür zur Musik aus Georges Bizets gleichnamiger Oper bei den Winterspielen 1988 in Calgary die olympische Welt verzaubert hatte.

Katarina Witt (re.) und Trainerin Jutta Müller bei den Olympischen Winterspielen 1994

Zwei Olympiasiege feierte Jutta Müller mit Katarina Witt. 1994 sprang "nur" Platz sieben heraus.

Müller werde "den Engeln das Schlittschuhlaufen beibringen"

20 Jahre sei Jutta Müller ihre Trainerin, Mentorin und Lehrerin gewesen. "Sie hat mich gefordert und gefördert. Unnachgiebig in der Sache, jedoch fair und stetig mit glühender Leidenschaft", sagte Witt und fügte an: "Ab heute bringen Sie den Engeln das Schlittschuhlaufen bei und bitte teilen Sie ruhig ein Stückchen Kuchen mit ihnen." Witt hatte bis zum Schluss ihre Trainerin gesiezt. 

Olympiasiegerin Pötzsch: "Ihre Erfolge sprechen für sich"

Auch Anett Pötzsch äußerte sich tief betroffen vom Tod ihrer einstigen Trainerin. "Ich muss das erstmal verarbeiten. "Wir haben viele Jahre zusammengearbeitet, gemeinsame Ziele gehabt und verfolgt. Da wächst man schon sehr zusammen", sagte die erste deutsche Eiskunstlauf-Olympiasiegerin am Freitag im Interview mit Sport im Osten. "Sie hat ihr ganzes Leben dem Eissport gewidmet und dem Eissport untergeordnet. Die Erfolge, die sie erzielt hat, die sprechen ja für sich."

Anett Pötzsch: Jutta Müllers Erfolge "sprechen für sich"

Die Erfolge zeigen, dass sie das richtig gemacht hat. Ohne diese gewisse Härte, hätte ich es wahrscheinlich nicht geschafft. Anett Pötzsch | Sport im Osten

Pötzsch hatte unter Müller 1980 in Lake Placid Olympiagold gewonnen. "Das war der glücklichste Moment", sagte sie. 1978 und 1980 wurde sie Weltmeisterin, hinzu kamen noch vier Europameistertitel. "Wir haben dafür sehr hart gearbeitet. Es gab eine absolute Disziplin. Das war nicht immer einfach. Aber im Nachhinein bin ich ihr sehr dankbar. Die Erfolge zeigen, dass sie das richtig gemacht hat. Ohne diese gewisse Härte, hätte ich es wahrscheinlich nicht geschafft."

Anett Pötzsch auf dem Eis in einem farbenfrohen Kostüm bei den Olympischen Spielen am 24.02.1980.

1980 holte Anett Pötzsch in Lake Placid das erste deutsche Olympiagold im Eiskunstlauf.

Noch heute ist die 63-Jährige als Trainerin aktiv, seit dieser Saison in Halle. In ihrer Tätigkeit hinter der Bande habe sie in schwierigen Situationen oft daran gedacht, was ihre einstige Mentorin wohl getan hätte. "Ich habe sie vor meinem inneren Auge gesehen. Ich wollte sie nicht kopieren, sondern meinen eigenen Weg gehen. Aber ich habe sehr oft darüber nachgedacht, wie ihre Reaktion wäre."

dpa/red