Aufstiegsregelung Regionalliga Nordost

Fußball | Regionalliga NOFV hakt Aufstiegsfrage zur 3. Liga ab: So reagieren die Vereine

Stand: 16.08.2023 14:40 Uhr

Die Hoffnungen der NOFV-Regionalligisten auf einen in der Zukunft dauerhaft sicheren Aufstiegsplatz in die 3. Liga haben sich einstweilen zerschlagen. Die Vereine reagieren größtenteils mit Unverständnis.

Die nordostdeutschen Fußball-Regionalligisten müssen eine bittere Pille schlucken. Der Nordostdeutsche Fußballverband hat den Kampf um einen direkten Aufsteiger vorerst aufgegeben.

"Wir haben zahlreiche Gespräche geführt, um das Ziel, der Meister muss aufsteigen zu realisieren, aber wir sind erfolglos geblieben", sagte NOFV-Präsident Hermann Winkler am vergangenen Freitag (11.08.2023) im Interview mit "Sport im Osten" enttäuscht.

Norden unterstützt Vorschlag nicht

Seit Jahren hatte der Verband gegen das Unrecht der Aufstiegsregelung gekämpft. Jetzt ist klar: Vergeblich. Es fehlt einfach die Mehrheit, die diesen Vorschlag trägt. Den Regionalverband Bayern konnte der NOFV zwar auf seine Seite ziehen, den Norden aber nicht. Winkler spricht Klartext: "Der Regionalverband Nord hat nein gesagt. Ihnen reicht die Regelung, dass man alle drei Jahre direkt aufsteigt und wir uns immer abwechseln. Damit haben für unseren Veränderungsvorschlag keine Mehrheit und müssen damit erst einmal leben."

Das sagen die Vereine

Und wie reagieren die Vereine auf die Entwicklung? Almedin Civa, Trainer des 1. FC Lok Leipzig, nimmt kein Blatt vor den Mund. Für ihn sei das Thema einfach nur "lächerlich": "In England gibt es 24 Vereine in der 3. Liga und in Deutschland schaffen wir es nicht mit 22 Vereinen, reden aber davon, dass wir die stärkste 3. Liga auf der Erde haben." Er sieht das Problem nicht beim NOFV, sondern in der ganzen gesellschaftlichen Entwicklung. Jeder denke nur an sich und seinen Vorteil. Von Solidarität keine Spur: "Man redet in Deutschland sehr viel, aber Taten kommen nicht."

Lok-Trainer Civa: "Man redet sehr viel, aber Taten kommen nicht"

Der Geschäftsführer des FC Carl Zeiss Jena plädiert für mehr Fairplay. Patrick Widera erklärt: "Bei allem Verständnis für die unterschiedlichen Interessen der verschiedenen Verbände: Die derzeitige Aufstiegsregelung widerspricht auf eklatante Art und Weise dem Fairplay-Gedanken. Wir streben weiterhin eine Reform der Aufstiegsregelung an und sind überzeugt davon, dass hier noch längst nicht alle Optionen diskutiert und ernsthaft zu Ende gedacht wurden."

Für Fabian Gerber, Trainer des FC Rot-Weiß Erfurt ist die aktuelle Aufstiegsregelung "ein Unding". Dass es nur alle drei Jahre einen Direktaufsteiger gibt, gehe einfach nicht, sagt er. "Man muss sich in die Lage der Vereine versetzen, es geht um unheimlich viel, auch wirtschaftlich. Der Unterschied zwischen Regionalliga und 3. Liga ist wie Tag und Nacht." Es müsse eine sportliche faire Lösung gefunden werden, entweder mit einer Aufstockung der 3. Liga oder dem Schrumpfen auf vier Regionalligen.

RWE-Trainer Fabian Gerber: "Es ist ein Unding"

Auch der Trainer des FSV Zwickau, Rico Schmitt, hat eine klare Meinung zu dieser Thematik: "Wir haben eine starke 3. Liga, brauchen eine starke 4. Liga. Das Argument Fahrtkosten spielte keine Rolle mehr. Die 1. und 2. Liga sollte aufgestockt werden, klare Absteiger und Aufsteiger sind zu vereinbaren. Dazu sollten zweite Mannschaften extra Runden spielen bis zur U 20, die haben hier nichts zu suchen. Die gehören nicht in die 3. Liga und auch nicht in die Regionalliga", so Schmitt.

"Zweite Mannschaften haben hier nichts zu suchen"

Beim Chemnitzer FC herrscht ebenfalls Enttäuschung. "Das Ergebnis ist aus unserer Sicht für die Regionalliga Nordost sehr ernüchternd. Wir werden auch zukünftig für unser gemeinsames Ziel, eine Gleichberechtigung für alle Regionalligen in Deutschland zu erreichen, einstehen", sagt Geschäftsführer Uwe Hildebrand und weiter: "Das Problem ist offensichtlich. Eine Lösung dafür zu finden ist jedoch die größte Aufgabe. Dafür wollen und werden wir uns intensiv einbringen."

Der Trainer von Chemie Leipzig, Miroslav Jagatic, stellt sich hinter den NOFV. Es sei für den Verband nicht so einfach, sagt der Coach. Er glaube, dass der NOFV alles Mögliche tut, um für den Nordostfußball das Optimale herauszuholen.

Chemie-Trainer Jagatic: "Verband tut alles mögliche"

Aufsteiger FC Eilenburg hat zwar mit dem direkten Aufstieg nichts zu tun, macht sich aber dennoch für einen direkten Aufsteiger stark. "Ich bin ein ganz klarer Verfechter davon, dass der, der Erster wird, aufzusteigen hat. Es muss eine Lösung geben, wie ein direkter Aufstieg umsetzbar ist. Entweder die Liga aufstocken oder es müssen mehr runter", sagt FCE-Trainer Sascha Prüfer, der es ungerecht und unfair empfindet, dass Mannschaften, "die eine geile Saison spielen am Ende nicht aufsteigen dürfen". "Lok, der BFC und auch Cottbus hätten die dritte Liga bereichert. Sportlich und auch vom Faninteresse her", ist er überzeugt.

Der Präsident des ZFC Meuselwitz ist gleichzeitig auch Präsidiumsmitglied des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes. Hubert Wolf erklärt: "Ich trage die Entscheidung des Präsidiums voll mit. Zwar gibt es ein langsames Umdenken in der Frage, aber es ist nicht zu erwarten, dass es in den nächsten sechs Monaten da Ergebnisse gibt. Wir müssen weiter mit Geduld Überzeugungsarbeit leisten."

Ein Funke Hoffnung auf Gerechtigkeit lebt

Gänzlich aufgegeben habe der NOFV den Kampf um den direkten Aufsteiger nicht, sagte Winkler, denn "die Ungerechtigkeit bleibt ja bestehen". Zur Wahrheit gehöre aber auch, dass "wir die letzten drei Relegationsspiele verloren haben. Wir müssen sportlich stärker werden mit unseren Mannschaften. Das ist das große Ziel", so der NOFV-Boss.

red