Pavel Dotchev und  Lukas Pfeiffer

Fußball | 3. Liga Lübeck vs. Aue - Das Duell der Trainer-Generationen

Stand: 26.08.2023 09:00 Uhr

Lübeck gegen Erzgebirge Aue - das ist nicht nur ein Spitzenspiel in der 3. Liga, sondern auch das Duell der Trainer-Gegensätze. "Frischling" Lukas Pfeiffer (3 Spiele) fordert Rekordmann Pavel Dotchev (318) heraus. Wir zeigen das Duell am Samstag ab 14 Uhr bei "Sport im Osten" im TV und Livestream.

Kein Trainer kennt die 3. Liga besser als Pavel Dotchev vom FC Erzgebirge Aue. Der 57-Jährige ist seit der ersten Stunde dabei. Am Samstag dirigiert er zum 319. Mal ein Spiel in der dritthöchsten Spielklasse. Dotchev steht für Erfahrung und ganz viel Routine. Als Dotchev 2000 seinen Fußballehrer an der Sportschule in Köln ablegte, war Lukas Pfeiffer gerade einmal neun Jahre alt. Mittlerweile ist er 32 und Cheftrainer bei Aue-Gegner und Drittliga-Aufsteiger VfB Lübeck.

Pfeiffer fehlt die Lizenz - Lübeck zahlt Strafe

Pfeiffer, der eine Pilotenausbildung abbrach, um ein Sportstudium zu beginnen, fiebert seinem vierten Drittligaspiel entgegen. Und das, obwohl er gar nicht die Lizenz für die 3. Liga hat. Wer hier trainieren will, muss eine sogenannte Pro-Lizenz (früher "Fußball-Lehrer") vorlegen. Pfeiffer hat bisher nur die B-Lizenz in der Tasche und ist immerhin für den A-Schein zugelassen. Der Weg zur "richtigen" Lizenz ist also noch ein Stück entfernt und wird für die Norddeutschen teuer. Neben der Grundstrafe für den Auflagenverstoß von 7.500 Euro zahlt der Klub 2.500 Euro Strafe pro Spiel an den DFB für die fehlende Lizenz seines Cheftrainers.

Ungeschlagener Aufsteiger

Trotzdem war es nie eine Überlegung wert, sich von Pfeiffer zu trennen, gab der VfB jüngst zu Protokoll. Kein Wunder. Pfeiffers Bilanz liest sich famos. Von den 81 Spielen als VfB-Coach gewann er 48, nur 17 Spiele gingen verloren. Auch in der 3. Liga ist er noch ungeschlagen. Lübeck überraschte mit Remis gegen Sandhausen und Mannheim und feierte am Dienstag beim TSV 1860 München seinen ersten Saisonsieg (2:1).

Aue ist also gewarnt. "Lübeck ist sehr homogen, eingespielt, euphorisiert und unbequem zu spielen. Es wird ein brutal schweres Spiel", ahnt Dotchev, der auf einen erfolgreichen Abschluss der Englischen Woche hofft. Die "Veilchen" sind noch besser als Lübeck aus den Startlöchern gekommen, haben sieben Punkte auf dem Konto und sind Zweiter.

Aue: Die Joker stechen

Nach zuletzt zwei Jahren Abstiegskampf macht sich im Erzgebirge wieder Fußball-Euphorie breit - und das liegt auch an den Jokern. Zweimal wechselte Dotchev den Sieg ein. Erst Maximilian Thiel, zuletzt Joshua Schwirten. "Unsere Bank war gegen Sandhausen ausschlaggebend", reflektierte Torwart-Routinier Martin Männel nach dem umjubelten 2:1-Sieg.

FC Erzgebirge Aue feiert späten Sieg über SV Sandhausen

Der Kader ist in der Breite gut aufgestellt und bietet Dotchev Spielraum. Der 57-Jährige ließ zuletzt zweimal in Folge die gleiche Startelf ran, muss und wird am Samstag aber rotieren. "Wir brauchen frische Spieler, ich werde bisschen rotieren, ohne einen Leistungsabfall zu haben", kündigte Dotchev und versprach: "Wir werden eine schlagkräftige Truppe auf den Platz schicken."

Tor für Aue. Joshua Schwirten (8, Aue) trifft zum 2:1 und jubelt.

Tor für Aue. Joshua Schwirten (8, Aue) trifft zum 2:1 und jubelt.

Teamgeist stimmt

Dotchev hat momentan gut lachen. Die Neuzugänge haben bereits eingeschlagen und waren an allen der bisher vier Auer Saisontoren beteiligt: Den 1:0-Sieg gegen Ingolstadt bereitete Neuling Steffen Meuer vor, das Auer Tor beim 1:1 in Essen sowie die 1:0-Führung gegen Sandhausen erzielte Neuzugang Seitz, der 2:1-Siegtreffer im Spiel kam von Schwirten. "Die Spieler mögen sich. Sie haben Spaß, miteinander zu kombinieren. Dann entstehen solche Tore", so Dotchev.

Auch in Lübeck wird es auf die Mentalität ankommen. Der Aufsteiger wird von seinen Fans getragen und hat mit Pfeiffer einen Trainer mit Kompetenz ohne Lizenz auf der Bank.

Sanny Stephan