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Fußball | Regionalliga-Reform Erste West-Vereine schließen sich Nordost-Initiative an

Stand: 15.05.2025 18:02 Uhr

Das Tauziehen um eine Regionalliga-Reform geht weiter. Erstmals unterstützen jetzt zwei Klubs der West-Staffel die Initiative aus dem Nordosten. Sie gehen damit auf Konfrontation mit dem eigenen Regionalverband und erhöhen den Druck.

Von Patrick Franz

Wie die Reformgruppe am Mittwochabend (14. Mai 2025) bekanntgab, gehören zu ihrem Kreis nun gesamt fünf weitere Vereine. Die Drittligisten Erzgebirge Aue und Energie Cottbus haben sich wie der künftige Zweitligist Dynamo Dresden nun offiziell der Bewegung angeschlossen. Mit der SGD wird erstmals ein Klub aus dem Dunstkreis der DFL damit die Fahne für die Initiative hochhalten.

Von verbandspolitisch höherer Bedeutung ist allerdings der Schulterschluss mit Rot-Weiß Oberhausen und Fortuna Köln. Die beiden westdeutschen Traditionsklubs stellen sich ab sofort an die Seite der Ostvereine.

Fortuna-Präsident bezeichnet bisheriges Modell als "Totgeburt"

Im Gespräch mit SPORT IM OSTEN erklärt Fortuna-Präsident Hanns-Jörg Westendorf: "Auch wenn wir einen direkten Aufsteiger in die 3. Liga haben, sehen wir den wirtschaftlichen Abstand zwischen der 3. Liga und der fünfgleisigen Regionalliga als zu groß an. Es benötigt daher eine Umstrukturierung mit weniger Regionalligen und einer höheren Leistungsdichte, um eine bessere Wettbewerbsfähigkeit - sowohl sportlich als auch finanziell - beim Aufstieg in die 3. Liga herzustellen. So, wie es bisher läuft, ist es eine Totgeburt."

Der Verkündung ihrer Unterstützung für die Aufstiegsreform-Gruppe aus dem Osten war ein Treffen mit Peter Frymuth, DFB-Vize-Präsident und Chef des Westdeutschen Fußballverbands, vorausgegangen. Westendorf ordnet ein: "Bei diesem Gespräch ging es allerdings ausschließlich darum, die Zugangsvoraussetzungen für die Regionalliga West zu verschärfen. Wir haben eine Saison hinter uns, in der ein Verein zurückzog und zwei insolvent gingen."

Aufstiegsinitiative nach "konstruktivem Austausch" mit DFB zuversichtlich

Reform auch eine Antwort auf das Chaos im Westen?

Mit einer Regionalliga-Reform ließe sich dennoch beides auf einmal verbessern. Die West-Staffel ist speziell durch das Chaos diese Spielzeit in Verruf. Der 1. FC Düren hielt über einen Social-Media-Influencer angeworben ein im Profisport einmaliges Spielercasting mit vertragslosen Kickern ab, um die Saison zu Ende zu spielen. Zuvor hatte das Team wegen ausstehender Gehaltszahlungen geschlossen gekündigt. Vor diesem Hintergrund ist offensichtlich, dass der Anschluss von Oberhausen und Fortuna Köln an die Ost-Initiative den Handlungsdruck auf Frymuth erhöht.

Westendorf drückt es so aus: „Ich verstehe grundsätzlich die Position des Westdeutschen Fußballverbandes, der eben seine Liga und seinen Einzugsbereich sieht. Wir haben aber eine andere Haltung. Eine Liga, die nur aus NRW-Teams besteht, ist nicht unser Reiz. Dabei denken wir über Verbandsgrenzen hinweg. Wir fahren doch lieber nach Erfurt als nach Rödinghausen zum Regionalliga-Spiel und freuen uns noch, wenn Erfurt 500 Fans zu uns mitbringt."

Nordosten drängt auf Regionalligareform - Verbände reagieren zurückhaltend

Westvereine bemängeln Strukturprobleme der Regionalliga

Die Westvereine sehen dabei grundlegende Strukturprobleme der vierten Ligen, die deshalb reformbedürftig seien. "Es gibt hier eine große Spannweite von Vereinen in einer Spielklasse. Die U23-Bundesliga-Reserven mit viel Geld, die großen Traditionsvereine wie wir, kleine gut arbeitende Amateurklubs und die Hallodri-Vereine, die irgendwie mitspielen wollen und über ihre Verhältnisse leben. Dadurch wird an der Regionalliga wie an einer Ziehharmonika an allen Enden gezogen."

Die Lösungsmodelle, die den Westklubs vorschweben, ähneln denen aus dem Osten - auch wenn sie nicht zwingend deckungsgleich sind. Eine viergleisige Regionalliga halten alle Seiten für einen richtigen Schritt. Westendorf kann sich allerdings auch eine Drei-Staffel-Option vorstellen, aus der die drei Zweiten in einer Relegation neben den drei Meistern einen vierten Aufsteiger ermitteln. Entscheidend für solche Gedankenspiele ist, dass die Ligenstruktur darunter sinnvoll geregelt wird. "Es gilt zu berücksichtigen, dass seriös arbeitende Vereine mit entsprechender Infrastruktur nicht einfach in der Versenkung verschwinden", betont auch Westendorf.

Der Fortuna-Boss nimmt zudem genauso den DFB in die Pflicht: "Auch über eine Zentralvermarktung und Organisation unterm Dach des DFB sollte gesprochen werden. Man hat dieses Thema bisher immer auf eine Ebene darunter delegiert, wo es nahezu unmöglich wird, Lösungen zu finden."

Termine für Gespräche mit Regionalverbänden festgelegt

Bis der DFB einer moderierenden und koordinierenden Funktion nachkommt, geht genau an dieser Stelle nun aber der Lösungsprozess weiter. Im nächsten Schritt stehen jetzt Gespräche der erweiterten Aufstiegsreform-Gruppe mit den Regionalverbänden an. Treffen mit dem Norddeutschen Verband (22. Mai in Hamburg), der Regionalliga Südwest GmbH (28. Mai in Schöneck bei Karlsruhe) und dem Westdeutschen Verband (26. Mai in Duisburg) sind terminiert. Speziell letzteres mit WFV-Präsident Peter Frymuth wird nun umso interessanter, da seine Vereine jetzt eine Öffnung der Regionalliga West miteinfordern. Im bisherigen Lösungsmodell der Ostklubs bei vier Staffeln mit 20 Teams war angedacht, Saarland und Rheinland-Pfalz mit südlichen NRW-Teams spielen zu lassen und gegebenenfalls einzelne oder mehrere Westfalen-Klubs in die Nordstaffel zu integrieren.

SpiO-Talk mit dem Geschäftsführer der Regionalliga Südwest GmbH

Ende Februar hatte Frymuth SPORT IM OSTEN zur Regionalliga-Reform gesagt: "Für uns ist es derzeit gar kein Thema, weil es auch von unseren Vereinen noch nicht an uns herangetragen wurde." Das hat sich nun geändert. Frymuth wollte bisher bei einer Vier-Staffelung nur aus den Regionalligen Nord, Nordost und Bayern, die bisher keinen Direktaufsteiger stellen, zwei Ligen bilden, die eigene Staffel trotz mancher Probleme nicht antasten.

Treten noch mehr Regionalligisten der Reform-Gruppe bei?

Tommy Haeder, Geschäftsstellenleiter des Chemnitzer FC und Sprecher der Reform-Initiative, ist sicher: „Es wird uns in Gesprächen mit anderen Regionalverbänden helfen, wenn Klubs aus ihren Bereichen unsere Anliegen teilen. Von den Verbandsfunktionären wurde es gern als Ost-West-Thema aufgemacht. Wir betrachten es aber ganzheitlich, wollen die Ligenstruktur attraktiver gestalten.“ Deshalb wirbt die Gruppe um weitere Mitglieder in den anderen Staffeln.

Haeder sagte weiter: "Wir gehen davon aus, dass sich in den nächsten Wochen noch mehr Vereine anschließen. Die Gespräche kosten Zeit und Kraft neben dem Alltagsgeschäft, aber es sieht gut aus. Die Zeit drängt." Bis 7. September muss ein Antrag beim DFB-Bundestag 2025 eingereicht werden, um am 7. November angenommen werden zu können. Mit dem Bayerischen Fußball-Verband läuft die Abstimmung über einen Termin. Danach wären alle Auftaktgespräche mit den Regionalverbänden absolviert und der DFB an der Reihe, eine große Runde einzuberufen.  

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