v. l. Schiedsrichter Marcel Unger, Cheftrainer Marco Rose (RB Leipzig)

Fußball | DFB Die Saison 2023/24 – das ist neu im Regelwerk

Stand: 10.07.2023 15:00 Uhr

Fußballspiele könnten in der kommenden Saison länger dauern. Schiedsrichter sind ab sofort nämlich angehalten, die durch den Torjubel verstrichene Zeit nachspielen zu lassen. Im Regelwerk gibt es aber noch mehr Neues. Eine Auswahl.

Von Jan Günther

"Toooooooor für Dynamo" – der Jubel im Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion ist auf den Tribünen ekstatisch und auf dem Platz extra lang. Der Torschütze springt über die Werbebande, läuft die gesamte Tribüne hinter dem Tor entlang bis zu Eckfahne, posiert für die Fotografen und schreit in die TV-Kamera. Währenddessen läuft die Uhr natürlich weiter. Sie läuft und läuft.

In der Saison 2023/24 gehört der Torjubel nun ausdrücklich zu den Gründen für eine Nachspielzeit. In dem vom Deutschen Fußball-Bund veröffentlichten Regelwerk gehört er nicht mehr zu den in der REGEL 7 (DAUER DES SPIELS) genannten "sonstigen Gründen", sondern steht, um mehr beachtet zu werden, einzeln für sich. Heißt also: Je länger und häufiger Treffer bejubelt werden, umso länger die Zugabe. Somit soll die Netto-Spielzeit erhöht werden.

Ein Ersatzspieler rennt jubelnd aufs Feld

Um ein Tor zu feiern, laufen nach der Torerzielung nicht selten Ersatzspieler und Trainer auf den Rasen. Das ist kein Problem. Und wenn das schon vor der Torerzielung passiert wie beispielsweise im WM-Finale 2022? Schon bevor Messi für Argentinien zum 3:2 trifft, ist ein argentinischer Auswechselspieler an der Mittellinie auf den Platz getreten.

Hätte das Schiedsrichterteam das gesehen, hätte der Treffer eigentlich nicht zählen dürfen. Stattdessen hätte es dort, wo der Argentinier auf den Rasen gerannt war, Freistoß für Frankreich geben müssen. Ab der neuen Saison passiert aufgrund der Weiterentwicklung der REGEL 3 (SPIELER) bei einer solchen Situation nun Folgendes: Das Tor zählt, wenn die torerzielende Mannschaft eine weitere Person auf dem Rasen hatte, sofern diese nichts ins Spiel eingriff.

Ballkontrolle und Abseits

Abseits oder kein Abseits? Mit sehr guten Schiedsrichter-Augen und kalibrierten Videobeweis-Linien ist die Frage gut zu klären. Manchmal ist Abseits aber auch Auslegungssache. Marco Rose, Trainer von RB Leipzig, wird sich noch gut an den 20. Spieltag der abgelaufenen Bundesliga-Saison erinnern. Ein von Yussuf Poulsen für RB erzielter Treffer zählte nicht, weil Timo Werner nach Ansicht von Schiedsrichter Daniel Schlager zuvor im Abseits gestanden hatte.

RB-Ärger nach Niederlage gegen Union

Bevor Werner an den Ball kam, hatte ihn Unions Aissa Laidouni berührt. Der Ball war in seinem Rücken heruntergekommen, er traf ihn mit der Hacke. Um in solch einer Situation Werners Abseitsposition aufzuheben, hätten zwei Dinge zusammenkommen müssen. 1. – Laidouni hätte den Ball bewusst spielen müssen. Das tat er. 2. – Der Ball hätte kontrolliert gespielt werden müssen. Nach Ansicht von Schlager war er das nicht, Rose sah die Sache anders.

Für die Bewertung der Ballkontrolle hatten die Regelhüter des International Football Assciation Board (IFAB) bereits im letzten Jahr Kriterien genannt. Diese werden in REGEL 11 (ABSEITS) nun auch offiziell ins Regelwerk aufgenommen. Demnach muss ein Spieler klare Sicht auf den Ball gehabt haben. Der Ball darf nicht aus zu kurzer Distanz, nicht zu schnell und nicht per Ping-Pong-Effekt auf den Spieler zugekommen sein. Dieser hatte zudem ausreichend Zeit, seine Bewegungen zu koordinieren.

Die Bewegung des Tormanns vor dem Elfmeter

Auf die Bewegungen des Torhüters vor der Ausführung eines Elfmeters wird nun noch mehr geachtet. So wurde in die REGEL 14 (STRAFSTOß) aufgenommen, dass der Torhüter den Schützen nicht irritieren darf, indem er sich an die Torlatte hängt und diese zum Schwingen bringt.