
Karriereende mit 36 Jahren 24 Jahre 1. FC Nürnberg: Valentini vor emotionalem Abschied
Der 1. FC Nürnberg verliert eine echte Identifikationsfigur. Enrico Valentini, früherer Kapitän des Fußball-Zweitligisten, beendet seine Fußballkarriere. Er bleibt dem Verein erhalten - und soll nun neue Vereinslegenden entwickeln.
Klar, er wusste es noch nicht, als er als kleiner Steppke beim 1. FC Nürnberg ankam, damals am 4. Mai 1994. Als er zum ersten Mal mit dem Ball auf den Trainingsplatz marschierte, das erste Mal zu Mitspielern passte, das erste Mal aufs Tor schoss. Doch dieser Tag war ein besonderer im Leben von Enrico Valentini. Es war der Tag, an dem der gebürtige Nürnberger zum ersten Mal bei dem Verein kickte, der ihn fortan fast durchgehend begleiten sollte.
Fast wirkt es im Nachhinein so, als hätten die Club-Anhänger die ersten Zeilen ihres Fanliedes "Ich bereue diese Liebe nicht" über ihn geschrieben: "Als ich noch ein ganz kleiner Bub war, da nahm mich mein Vater mit zum Club. Und ich sah die schwarz-roten Fahnen und ich schwor ihm die Treue bis zum Tod." In etwa so oder so ähnlich muss das schon auch bei Valentini gewesen sein.
Traum Max-Morlock-Stadion verwirklicht
An diesem 4. Mai 1994 (das Datum veröffentlichte der Club in einem Abschiedsvideo) betrat ein fünfjähriger Fußballer den Platz, der von den folgenden 31 Jahren insgesamt 24 für diesen Verein gekickt hat. Er durchlief alle Jugendmannschaften, spielte in der zweiten Mannschaft und kam über VfR Aalen (2010-2014) und Karlsruher SC (2014-2017) unter dem Jubel der Fans zurück zu seiner großen fußballerischen Liebe, bei der er nun als 36-Jähriger im Sommer seine Karriere beendet.
Und über die Valentini, dessen Eltern ein Restaurant neben dem Vereinsgelände am Valznerweiher führten, heute sagt: "Als ich als kleiner Junge vom Restaurant meiner Eltern auf die Flutlichter des Max-Morlock-Stadions geblickt habe, habe ich immer davon geträumt, einmal in diesem Stadion, in meiner Stadt, für meinen Verein auflaufen zu dürfen. Dieser Traum hat sich erfüllt, und ich bin unheimlich dankbar für alles, was ich in meiner Karriere und mit dem 1. FC Nürnberg erleben durfte."
Valentini begleitete den FCN in die Bundesliga - und erzitterte sich den Zweitliga-Verbleib in Ingolstadt
Es wird in der kommenden Saison ein Bild, an das sich die Club-Fans erst einmal gewöhnen müssen. Denn wenn in den vergangenen Jahren etwas Besonderes beim Club passierte, dann war Valentini auf dem Platz dabei. Valentini war dabei, als der Club im Mai 2018 zum bislang letzten Mal in die Fußball-Bundesliga aufstieg. Er war dabei, als der Club ein Jahr später wieder absteigen musste. Er war dabei, als der Club im wegen der Corona-Pandemie fast völlig leeren Stadion des FC Ingolstadt 2020 den Absturz in die Drittklassigkeit vermied - durch Fabian Schleuseners Tor in letzter Sekunde. Und ja, am vergangenen Sonntag beim 125-jährigen Vereinsjubiläum wurde Valentini in letzter Minute gegen die SV Elversberg eingewechselt.
Insgesamt 182 Spiele hat Valentini für die Nürnberger Profimannschaft absolviert. Und vielleicht gehört es sich auch so, dass dieser Außenverteidiger in den Jubiläumstagen sein Ende als aktiver Profi-Fußballer bekanntgeben darf.
Valentini wird U14-Trainer des 1. FC Nürnberg - gibt es davor Tränen im Achteck?
Es verwundert nicht, dass er dem Club trotzdem erhalten bleiben wird: Valentini soll im besten Falle wieder ähnliche Identifikationsfiguren erschaffen, als Trainer der U14-Junioren des Vereins.
Sein letztes Heimspiel wird Valentini am Freitag (18.30 Uhr, live in der Radioreportage im BR24Sport-Livecenter) gegen den 1. FC Köln bestreiten. "Ich bin ein emotionaler Mensch, aufgrund des Anlasses wird sicher die eine oder andere Träne fließen", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Er lebt ja immer noch im Stadtteil Zerzabelshof, Zabo genannt, mit seiner Frau Xenia sowie den Söhnen Emilio und Elia.
Valentini: "Die Liebe der Fans immer gespürt"
In dieser Saison unter Trainer Miroslav Klose kam Valentini zwar fast nicht mehr zum Einsatz, trotzdem hebt der Sportvorstand Joti Chatzialexiou hervor: "Mit seinem Charakter, seiner Hingabe für den Club und seinem stets unermüdlichen Einsatz war und ist er ein Vorzeigeprofi." Valentini selbst dankt "allen voran Christian Mathenia und Hanno Behrens" namentlich. "Zu guter Letzt will ich mich bei allen Club-Fans bedanken, da ich die Liebe der Fans immer gespürt und mit auf den Platz genommen habe."
Es ist die Liebe, die ihn mit den Anhängern auf der Tribüne einte. Als er in einem Frankenderby gegen Fürth einmal gesperrt war, stand er sogar im Fanblock. Die erste Strophe des Nürnberger Fangesangs endet übrigens so: "Ja, und so vergingen die Jahre. Und wir zogen in alle Städte ein. Und wir kämpfen noch immer für Nürnberg. So war's damals und so soll es sein." In etwa so oder so ähnlich ist das auch bei Enrico Valentini. Er bereut diese Liebe nicht.
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Quelle: BR24Sport im Radio 07.05.2025 - 10:55 Uhr