Flensburgs Johannes Golla im Kampf um den Ball

Topteams hinken hinterher Flensburg und Kiel in der HBL unter Zugzwang

Stand: 18.11.2023 08:34 Uhr

Für die Topklubs Flensburg-Handewitt und THW Kiel stehen in der Handball-Bundesliga richtungsweisende Partien an, live in der ARD. Ein Blick auf die Krisen und die Gegner.

Die zwei Topteams SG Flensburg-Handewitt und THW Kiel, vor der Saison als große Bundesliga-Titelkandidaten gehandelt, sind am Wochenende live im Ersten zu sehen. Flensburg empfängt am Samstag die Rhein-Neckar Löwen (18 Uhr, live im Ersten und auf sportschau.de) und Kiel am Sonntag die Füchse Berlin (14.05 Uhr, live im NDR und auf sportschau.de). Beide Teams haben etwas gemeinsam: Sie liegen deutlich hinter den eigenen Erwartungen zurück.

Was ist los bei der SG Flensburg-Handewitt?

"Sie haben sensationelle Verpflichtungen getätigt", hatte Sportschau-Experte Dominik Klein vor der Saison mit Blick auf Flensburgs Kader gesagt. Besonders die dänischen Weltmeister Simon Pytlick und Lukas Jörgensen galten als enorme Verstärkungen, dazu der niederländische Torjäger Kay Smits aus Magdeburg.

Doch der personelle Umbruch mit Nicolej Krickau als neuem Trainer, ebenfalls aus Dänemark, brachte Startschwierigkeiten mit sich. Die Saison verlief lange holprig mit Niederlagen in Magdeburg und Stuttgart sowie Unentschieden in Lemgo und Hannover. Zugang Pytlick fällt seit Mitte Oktober verletzt aus.

Zu Hause ist Flensburg dagegen weiter eine Macht, gewann auch das heiß umkämpfte Duell mit Kiel (28:27). Makellos war auch der Start in die Europa-League-Saison mit drei Siegen zum Auftakt. Es scheint, als wachse das Star-Ensemble um Kapitän Johannes Golla zusammen - was bei fünf Punkten Rückstand auf Platz eins auch nötig ist, wenn es noch mit dem Meistertitel klappen soll

Wie gut sind die Rhein-Neckar Löwen?

Die Löwen galten vor der Saison nicht als Top-Titelfavorit, zählten wohl aber zum erweiterten Favoritenkreis. Doch nach schon fünf Niederlagen, eine davon gegen Abstiegskandidat Eisenach, aus zwölf Spielen droht der aktuelle Pokalsieger, den Anschluss an die internationalen Plätze (Platz eins bis vier) zu verlieren.

Spielmacher Juri Knorr fand, geschwächt durch eine Bauchmuskelverletzung, nur schwer in die Saison. Beim langzeitverletzten Uwe Gensheimer gibt es noch kein Datum für eine Rückkehr, zudem fällt jetzt auch Routinier Patrick Groetzki mit einer Fußverletzung wochenlang aus.

Wie bei Flensburg läuft es auch bei den Löwen in Europa besser. In der European League stehen fünf Siege aus fünf Spielen zu Buche. Im Tor hat Trainer Sebastian Hinze die Qual der Wahl: Neben dem schwedischen Routinier Mikael Appelgren hat er dort Nationalspieler Joel Birlehm und U21-Weltmeister David Späth zur Auswahl. Letzterer gilt nach seiner Vertragsverlängerung als Mann der Zukunft, wird zudem jetzt schon als ernsthafter Konkurrent von Nationaltorhüter Andreas Wolff gehandelt.

Woran hakt es beim THW Kiel?

Fünf Niederlagen aus zwölf Spielen - Titelverteidiger Kiel hat schon mehr Spiele verloren als in jeder der fünf vergangenen Saisons und ist die Negativ-Überraschung der Saison. "Vielleicht muss man akzeptieren, dass wir nicht so gut sind, um unseren Ansprüchen gerecht werden zu können", sagte Linksaußen Rune Dahmke nach der 33:36-Niederlage gegen Hannover-Burgdorf am 9. November dem NDR. 

Zwar war der jüngste 31:25-Sieg gegen die Rhein-Neckar Löwen ein Schritt in die richtige Richtung, aber der Rückstand auf Tabellenführer Füchse Berlin ist vor dem direkten Duell enorm: sieben Punkte bei einem Spiel weniger für die Berliner.

Kiel gewinnt Topspiel bei den Rhein-Neckar-Löwen

Florian Naß, Sportschau, 12.11.2023 19:15 Uhr

Hinzu kommt Kiels frühes Pokal-Aus gegen Wetzlar (31:32) von Anfang Dezember - die erste Saison ohne den langjährigen Torwart Niklas Landin und Norwegen-Star Sander Sagosen ist schwer.

Zu viele Fehler, zu wenig Konstanz - natürlich gerät da auch Trainer Filip Jicha in die Kritik. Er erhält allerdings Rückendeckung von Geschäftsführer Viktor Szilagyi: "Kurzschlusshandlungen wird es bei uns in Kiel nicht geben. Ich habe immer noch Vertrauen. Vertrauen in die Mannschaft und Vertrauen in den Trainer."

Was macht die Füchse Berlin so erfolgreich?

Dass die Berliner stark sind, ist keine Überraschung. Wie sehr sie die Liga dominieren, aber schon. Zehn Siege zum Start - das ist Vereinsrekord. Erst der VfL Gummersbach trotzte den Berlinern am 11. Spieltag beim 30:30 einen Punkt ab.

Fels in der Brandung ist Torwart Dejan Milosavljev, der ligaweit die meisten Paraden abgeliefert hat (296), obwohl andere Torhüter sogar ein Spiel mehr bestritten haben. Der Serbe profitiert auch von einer stabilen Abwehr. Für die meisten Tore sorgt erwartungsgemäß der Däne Mathias Gidsel mit seiner schwer zu verteidigenden Beweglichkeit.

Allerdings bringt der Erfolg auch Nachteile: Wegen der Klub-WM in Saudi-Arabien und anschließendem European-League-Spiel gegen Bukarest bestritten die Füchse zuletzt fünf Spiele in sieben Tagen. Verloren haben sie dabei nur das Klub-WM-Finale gegen den SC Magdeburg (32:34). Bis zum Spiel in Kiel bleiben immerhin vier freie Tage.