Der U21-Nationaltrainer Antonio di Salvo (r.) spricht mit Youssoufa Moukoko

Turnier in Georgien und Rumänien Deutschland bei U21-EM - Torjäger, Titelträume, Nachrücker

Stand: 20.06.2023 20:15 Uhr

Bei der U21-EM ist Deutschlands Trainer Antonio di Salvo gefordert. Das Wort Titelverteidigung mag er nicht, seinem besten Spieler gefällt es. Als Kapitän wurde Abwehrspieler Yann Aurel Bisseck benannt - und dann ist da noch ein Nachrücker ohne Fußballschuhe.

In den Tagen vor dem Turnierauftakt gegen Israel am Donnerstag (22.06.2023) ist zuletzt manchmal über die Ziele der deutschen U21-Nationalmannschaft gesprochen worden. Auch der DFB-Sportdirektor Rudi Völler hat sich geäußert. Eigentlich war Völler noch damit beschäftigt, die Unruhe rund um die A-Nationalmannschft zu moderieren, als er einmal auch nach der U21 gefragt wurde. Er sagte: "Ob es für den Titel reicht, ist schwer zu sagen. Aber die Möglichkeit besteht."

Man kennt Völler als einen, der sich gerne äußert, er ist dafür manchmal auch kritisiert worden. Doch an dieser Antwort gab es nichts zu kritisieren, mit ihr war Völler kein Risiko eingegangen. Deutschland ist für die EM-Endrunde qualifiziert, stand zuletzt dreimal nacheinander im Finale und gewann zweimal, 2017 und 2021.

Die Titelverteidigung ist also möglich, aber die Frage ist schon: ist sie auch realistisch?

Di Salvo sagt: "Eine andere Mannschaft, ein neuer Zyklus"

Eine Antwort könnte womöglich der Trainer Antonio di Salvo, 44, geben, aber das mit der Titelverteidigung ist eher nicht sein Lieblingsthema. Bei den vergangenen beiden Europameisterschaften war di Salvo Assistent von Stefan Kuntz, er galt im Trainerteam als ein Tüftler, verantwortlich auch für die Gegnervorbereitung. Nun wird er erstmals als Cheftrainer in eine EM gehen. Er sagt: "Fakt ist, dass diese Mannschaft nicht der Titelverteidiger ist, sondern eine andere Mannschaft, ein neuer Zyklus."

Und natürlich hat di Salvo da einen Punkt. Die Zeit, in der Fußballer gemeinsam in einer U-Nationalmannschaft spielen dürfen, ist durch die Altersstufen begrenzt. Von den U21-Europameistern von 2021 steht dann auch kaum mehr einer im Kader, aber Youssoufa Moukoko ist schon noch da.

Moukoko - Hoffnungsträger, Torjäger, Mutmacher

Vor zwei Jahren war die EM-Endrunde eine geteilte gewesen, Zeiten waren das: Im März erst die Vorrunde, in der Moukoko dreimal auf der Bank gesessen hatte. Und im Mai und Juni war dann Teil zwei dran, Viertelfinale, Halbfinale, Endspiel. Da war Moukoko verletzt.

Heute wird Moukoko, 18, nur in Ausnahmefällen auf der Bank sitzen und fit ist er auch. Für Borussia Dortmund hat er in der abgelaufenen Bundesligasaison sieben Tore erzielt, in der U21-Auswahl steht er bei sechs Treffern in fünf Spielen. Und A-Nationalspieler ist er auch schon, der Bundestrainer Flick nahm ihn sogar mit zur WM nach Katar.

Im Kader der U21 ist Moukoko immer noch der zweitjüngste Spieler, aber eben längst auch der große Hoffnungsträger. Und eine Meinung hat er auch. "Ich bin fest davon überzeugt, dass wir das Ding gewinnen werden", sagt Moukoko und meint den Titel bei der EM. Die Endrunde wird mit einiger Sicherheit seine letzte als Junionrennationalspieler.

Sieben Ausfälle - und Wirtz und Musiala spielen auch nicht mit

Auf Tore von Moukoko kann der Trainer di Salvo also setzen, aber die Vorlagen werden nicht von Ansgar Knauff, Jan Thielmann, Felix Nmecha oder Kapitän Jonathan Burkardt kommen. Sie alle sind verletzt und verpassen die EM. Dazu kommen die Ausfälle der Defensivspieler Jordan Beyer, Patrick Osterhage und Armel Bella-Kotchap.

Und dann sind da noch Spieler wie Malik Thiaw, Florian Wirtz und natürlich Jamal Musiala - auch sie dürften noch für die U21 spielen, aber gerade sind sie bei der A-Nationalmannschaft. Auch auf sie muss der Trainer di Salvo bei der Europameisterschaft in Georgien und Rumänien verzichten. Er sagt: "Natürlich ist es für uns schade, aber letzten Endes tun wir alles für den Erfolg der A-Nationalmannschaft."

Finn Ole Becker - ohne Fußballschuhe zur EM

Es hat dann auch einige Bewegung im Kader der U21 gegeben. Spieler, deren Platz bei der Endrunde unsicher schien, sind nun doch dabei. Und einer war erst gar nicht dabei, sondern fast schon im Urlaub, und darf nun doch mitspielen. Finn Ole Becker, 23, hat für di Salvos Mannschaft zuletzt im November 2021 gespielt, da hatte für ihn gerade die dritte Saison als Stammspieler beim Zweitligisten FC St. Pauli begonnen.

Becker galt zu dieser Zeit als großes Talent im zentralen Mittelfeld, gut mit Ball und auch ohne, vor einem Jahr ist er zur TSG Hoffenheim gewechselt. Gespielt hat er dort manchmal in der Regionalliga-Reserve und immerhin 13 mal in der Bundesliga, aber für die U21-EM hatten ihn nicht viele zu den Kandidaten gezählt.

Jedenfalls war Becker schon auf dem Weg in den Urlaub in Südtirol, als sich der Trainer di Salvo meldete. "Ich habe gar nicht mehr damit gerechnet", sagte Becker dem ARD-Hörfunk. In Südtirol ist er nicht angekommen, der Urlaub muss warten. Becker bereitet sich nun auf die U21-EM vor, es gibt eigentlich nur noch ein Problem, nämlich das mit den Schuhen. Seine Fußballschuhe hatte Becker nicht eingepackt, die werden nun nachgeschickt.