Lionel Messi (l.) und Julian Alvarez jubeln im WM-Halbfinale gegen Kroatien

FIFA WM 2022 Ganz große Show - Argentinien dank Messi und Álvarez im Finale

Stand: 14.12.2022 13:25 Uhr

Dank einer grandiosen Gala von Lionel Messi und einer tollen Show von Julián Álvarez hat Argentinien am Dienstagabend (13.12.2022) den Widerstand von Kroatien gebrochen - und steht hochverdient im Finale der Fußball-WM 2022 in Katar.

Es war ein Jahrhundert-Auftritt von Messi, der beim 3:0 (2:0) vor allem mit seinem Solo vor dem dritten Tor die Fans im Lusail Iconic Stadium und weltweit an den Fernsehschirmen berauschte. Im Alter von 35 Jahren kann er sich nun endlich seinen Traum erfüllen, diese einzigartige Karriere doch noch mit einem Weltmeisterschafts-Titel zu krönen. Seinen Erben hat er mit Julián Álvarez möglicherweise an diesem Abend auch gleich gefunden.

"Fühle großes Glück"

Messi äußerte sich anschließend für seine Verhältnisse fast schon euphorisch: "Ich fühle großes Glück und große Freude. Das genießen wir jetzt erstmal. Wir sind im Finale der WM, daran haben wir immer geglaubt, darauf haben wir immer gehofft. Ich denke jetzt nicht an Rekorde, sondern an das, was wir hier geschafft haben."

Álvarez fühlte so ähnlich: "Ich bin sehr glücklich. Wir haben uns das aber verdient, weil wir ein tolles Spiel gemacht haben. "Das ist auch eine Riesenfreude für unsere Familien, unsere Freunde und unsere Fans."

Viel Kampf, wenig Torgefahr

Dabei war diese Partie lange Zeit kein Selbstläufer für Argentinien. In den ersten 25 Minuten hatten sich beide Teams komplett neutralisiert. Das Geschehen spielte sich ausschließlich zwischen den beiden Strafräumen statt, es gab ein paar Versuche, dem Gegner mit hart geführten Zweikämpfen Respekt einzuflößen, doch Schiedsrichter Daniele Orsato aus Italien behielt Ruhe und Übersicht.

Kroatien hatte zunächst deutlich mehr Ballbesitz, lag zwischenzeitlich bei 62 Prozent - doch die erste etwas intensivere Torannäherung verbuchten die Argentinier: Enzo Fernández, eine der großen Entdeckungen dieses Turniers, schlenzte den Ball aus 20 Metern aufs Tor, Dominik Livaković hielt ihn erst im zweiten Versuch (25. Minute).

Ein Elfmeter ohne Fragezeichen

Kurz danach war Livaković dann in seiner Kernkompetenz gefragt: Der Ball lag elf Meter von ihm entfernt auf dem Punkt. Livaković selbst hatte zuvor den argentinischen Mittelstürmer Julián Álvarez, der nach einem genialen Steilpass von Fernández völlig frei vor ihm aufgetaucht war, zu Fall gebracht - Orsato ließ ihn vertretbarerweise mit Gelb davonkommen.

Dass Messi vor der Ausführung des Strafstoßes daran gedacht haben mag, dass dieser Torwart bereits die K.o.-Spiele gegen Japan und Brasilien im Elfmeterschießen mit seinen Paraden entschieden hatte, ist durchaus denkbar. Denn er wählte eine Ausführung, die keine Fragen offen ließ: Messi jagte den Ball mit einer derartigen Entschlossenheit in den rechten Winkel, dass selbst der Elfmeterkiller nicht den Hauch einer Chance hatte.

Für Messi und sein Land war es ein besonderes Tor. An dem Tag, wo der beste Fußballer der Welt nach WM-Einsätzen mit dem bisherigen Spitzenreiter Lothar Matthäus gleichzog (beide stehen jetzt bei 25), holte er sich auch den alleinigen argentinischen Torjäger-Rekord bei Weltmeisterschaften: Mit seinem elften Treffer zog er an Gabriel Batistuta vorbei.

Sternstunde von Álvarez

Danach wackelte Kroatien, und Argentinien drehte auf. Álvarez startete fünf Minuten nach seinem herausgeholten Elfmeter das nächste Solo, und dieses Mal ließ er sich von niemandem aufhalten. Zweimal setzte sich der Angreifer von Manchester City bei einem Pressschlag durch, hatte vor allem im Duell mit Borna Sosa auch viel Glück, dass ihm die Kugel erneut vor die Füße sprang. Aber der Wille, stabil zu bleiben, sich durchzusetzen und dieses Solo unbedingt erfolgreich abzuschließen, wurde am Ende mit dem 2:0 belohnt.

Für Livaković war es die schlimmste Halbzeit im bisherigen Turnierverlauf, doch er bekam in der 43. Minute noch eine Chance, sich auszuzeichnen. Nach einer Ecke von Messi durfte Alexis Mac Allister am Fünfmeterraum völlig frei aufs Tor köpfen, Kroatiens Schlussmann verhinderte mit einer herausragenden Parade das 0:3.

Mehr Risiko mit Petković

Die im Turnierverlauf immer wieder nachgewiesene Widerstandsfähigkeit und Frustrations-Toleranz der Mannschaft von Zlatko Dalić war nun im zweiten Durchgang mehr denn je gefragt. Fünf Minuten nach Wiederanpfiff erhöhte der Coach das Risiko, brachte mit Bruno Petković den Ausgleichs-Torschützen vom Viertelfinale gegen Brasilien.

Kroatien erhöhte in der Folge auch wieder die Schlagzahl, aber was es nicht erhöhte, war die Torgefahr. Da blieb Argentinien um eine Klasse besser, und Livaković musste in der 58. Minute nach einem erneuten magischen Messi-Moment wieder das dritte Gegentor verhindern. Das war aber nur aufgeschoben.

Gvardiol kapituliert

In der 69. Minute startete Messi einen außerordentlichen Slalomlauf, die Stange dabei hieß gleich dreimal Josko Gvardiol. Der Leipziger, bei dieser WM zu einem der besten Spieler überhaupt aufgestiegen, musste schließlich kapitulieren, Messi dribbelte bis zur Grundlinie durch, passte zurück auf Álvarez, der diesen traumhaft schönen Angriff zum 3:0 veredelte.

Danach war dann tatsächlich auch der Glaube der Kroaten gebrochen, sichtbares Zeichen war die Auswechslung von Luka Modric in der 80. Minute. Sein letzter WM-Auftritt war das aber aller Voraussicht nach noch nicht: Kroatien trifft am Samstag (17.12.2022) im Spiel um Platz drei auf den Verlierer des Duells zwischen Frankreich und Marokko.