Bence Dardai (l.), bei der Einwechslung mit Coach und Papa Pal Dardai (r.)

Zweitliga-Auftakt in Düsseldorf Drei Mal Dardai in der Hertha-Elf

Stand: 30.07.2023 10:17 Uhr

Bei Hertha BSC standen im Spiel in Düsseldorf drei Söhne von Cheftrainer Pal Dardai gleichzeitig auf dem Platz. Ein Novum im deutschen Profifußball, am Fehlstart des Bundesliga-Absteigers in die neue Saison in der 2. Fußball-Bundesliga konnte dies aber nichts ändern.

Daniel Neuhaus, Sportschau, 29.07.2023 22:26 Uhr

Eigentlich war Pal Dardai im Mai wieder zur Hertha zurückgekehrt, um den Klub vor dem Abstieg aus der Bundesliga zu bewahren. Der Trainer hatte aber vom ersten Tag an klargemacht, dass er seinen Job auch darin versteht, gegen die grassierende Katastrophenstimmung im Klub anzuarbeiten.

Wohl auch weil er ahnte, dass der nicht nur sportlich heruntergewirtschafteten Hertha ohnehin kaum zu helfen ist. Die besorgniserregenden Zustände im Klub blendet Dardai nicht aus, er versucht aber immer Zuversicht zu verbreiten.

Papa Pal auf der Bank - drei Dardais auf dem Platz

Am Samstagabend (29.07.2023), bei Herthas 0:1-Niederlage in Düsseldorf, lieferte Dardai den leidgeprüften Berliner Fans dann auch eine echte Geschichte fürs Herz: In der 78. Minute wechselte er seinen Sohn Bence Dardai ein. Der 17-jährige Junioren-Nationalspieler gab bei den Berlinern sein Profi-Debüt. Weil auch seine zwei Brüder Marton und Palko in der Hertha-Elf spielten, standen in Düsseldorf drei Dardai-Söhne gleichzeitig auf dem Platz.

Es wurden schon TV-Serien aus sehr viel weniger Stoff gestrickt. In der Basketball-Bundesliga, in Ludwigsburg, hatte Trainer John Patrick einmal zwei seiner Söhne im Team. Nun also der Dardai-Clan bei der Berliner Hertha: drei Brüder, dazu der Vater auf der Trainerbank - das gab es noch nie im deutschen Profi-Fußball.

"B.Z.": "Vier Dardais in Düsseldorf"

"Vier Dardais in Düsseldorf", titelte die Berliner Boulevardzeitung "B.Z." und sprach von einem "historischen Moment", der auch die anschließende Betrachtung des Spiels dominierte, weniger der Fehlstart in die neue Saison.

"Irgendwie wollte es das Schicksal so", sagte Papa Dardai, der Hertha-Coach. "Das ist meine Familiengeschichte. Schon mein Vater hat mit meinem Bruder zusammengespielt in Ungarn. Das ist bei uns normal. Ich habe auch mit meinem Bruder gespielt, kurz bevor ich nach Deutschland gekommen bin. Und jetzt, wo wir so lange bei Hertha sind, sind alle Kinder Herthaner."

Kein Papa-Bonus bei Hertha: "Bence hat sich das erarbeitet"

Im Fokus stand dabei das Pflichtspiel-Debüt des 17 Jahre alten Bence Dardai. Seine beiden älteren Brüder sind schon länger gestandene Profis, der Youngster wiederum gilt als der talentierteste der Dardai-Söhne. "Bence hat sich das erarbeitet. Ich bin dankbar, dass er seine Chance genutzt hat", sagte Herthas Chefcoach. Zugleich war es ihm weiter ein Anliegen, den Verdacht zu widerlegen, seine Söhne zu bevorzugen oder sie bei Hertha untergebracht zu haben. 

"Ich habe den Vertrag von Marton nicht verlängert und ich habe auch Palko nicht zurückgeholt", sagte Dardai. "Die wollten alle Herthaner werden, woanders hätten sie mehr Geld bekommen. Ich bin nicht schuld, meine Frau ist nicht schuld", sagte der Chefcoach.

Als Trainer sei er zufrieden, dass alle drei Söhne die Qualität für diese Liga haben. Als Vater hingegen verspüre er gar nichts, so Dardai. "Ich spüre nur eins: dass heute ein Tor gefehlt hat." Daran konnten auch vier Dardais bei der Hertha nichts ändern.