
Champions-League-Teilnehmer Niko Kovac beim BVB - einfach(e) Arbeit
Niko Kovac führte Borussia Dortmund in die Champions League, weil er die Erwartungen der Vereinsführung genau erfüllt. Der Trainer setzt auf Arbeit und darauf, den Fußball nicht zu überfrachten: "Keep it simple."
Es war ein schmuckloser 2:1-Sieg beim Abstiegskandidaten 1. FC Heidenheim. Mike Tullberg, der interimsmäßig nach der Freistellung von Nuri Sahin als Trainer von Borussia Dortmund wirkte, feierte ihn wie ein überstandenes Viertelfinale in der Champions League gegen Inter Mailand.
Unter den Fans von Borussia Dortmund bildete sich eine Fraktion, die Tullbergs Jubel reichlich drüber fand. Ein anderer Teil wünschte sich, dass ihr Verein doch dem leidenschaftlichen Dänen den vakanten Trainerjob bei den Profis hätte geben sollen, statt Niko Kovac zu verpflichten.
Diese Gruppe dürfte noch größer geworden sein, nachdem Kovac sein erstes Bundesligaspiel mit dem BVB gegen den VfB Stuttgart zu Hause verlor und das nächste beim VfL Bochum auch noch.
Kovac hat die Skeptiker überzeugt
Gut drei Monate später wurde Niko Kovac im Stadion mit Sprechchören gefeiert, sicher auch von vielen, die damals skeptisch waren. Die Profis von Borussia Dortmund, bei Arbeitsbeginn des 53 Jahre alten Kroaten, noch auf dem elften Tabellenplatz, schafften es doch noch auf den vierten und damit in die Champions League.
Ein paar Minuten, bevor das letztlich mit 3:0 gewonnene Spiel gegen Holstein Kiel angepfiffen wurde, stand der Abstieg der von Mike Tullberg trainierten zweiten Mannschaft des BVB aus der 3. Liga fest.
"Ich verspüre keine Genugtuung", sagte Kovac mit Blick auf die Skeptiker. Er sei stattdessen "unheimlich froh und stolz".
In Trainerfragen lagen sie in Dortmund nicht immer richtig - bei Kovac schon
Die Teilnahme an der Klub-WM, die Mitte Juni beginnt, schien das größte Glück der Dortmunder in dieser Saison zu sein, weil es auch da viele Millionen zu verdienen gibt. Nach dem Ende der Bundesliga zeigt sich aber, dass Niko Kovac das größte Glück und auch Geschick der Vereinsführung war, die in den vergangenen Jahren in Trainerfragen ja nicht immer Geschick für sich reklamieren durfte.
Hans-Joachim Watzke als Boss, Lars Ricken als Geschäftsführer Sport und Sportdirektor Sebastian Kehl setzten darauf, dass Kovac die Mannschaft ans und ins Laufen bringen würde. Zudem sollte er sie zu mehr Disziplin drängen, viele Spieler wieder an ihr oberes Leistungniveau bringen.
Es dauerte ein bisschen, aber letztlich erfüllten sich alle Hoffnungen der Bosse, die entsprechend erleichtert waren. Im Überschwang sprach Ricken sogar von "einer der größten Trainerleistungen", die es je beim BVB gegeben habe.

Kovac mag es einfach: "Keep it simple"
Kovac sah es deutlich nüchterner. Er sah nichtmal "einen Grund, zu feiern". Borussia Dortmund sei in den vergangenen Jahren immer in der Champions League gewesen und jetzt eben auch wieder.
So einfach ist das bei Niko Kovac, der es einfach liebt, und der daher häufiger sagt: "Keep it simple."
So einfach kann es aber nicht gewesen sein, denn den körperlichen Zustand von Spielern während der Saison, und das auch noch bei vielen Spielen unter der Woche, wesentlich zu verbessern, ist schon gehobene Schule. Kovac schaffte es.
Unter Kovac spielt der BVB selten Zauberfußball. Aber er hat Erfolg
Die Müdigkeit, die zuvor gegen Ende der Partien sichtbar wurde, verschwand. Dortmund rannte pro Spiel im Schnitt fast fünf Kilometer mehr als unter Sahin, sprintete auch signifikant häufiger. Die harte Arbeit, die Kovac während seiner Vorstellung Anfang Februar mehrfach betonte, zahlte sich aus, wenn auch mit Verzögerung. Von den ersten sechs Bundesligaspielen unter Kovac verlor der BVB vier.
Die extreme Steigerung mit 22 von 24 möglichen Punkten aus den letzten acht Saisonspielen kam gerade noch rechtzeitig.
Es war selten Zauberfußball, der Erfolg basierte vor allem darauf, dass etliche Spieler, zuvorderst Karim Adeyemi und Julian Brandt, wieder zur Form und zueinander fanden.
"Disziplin", sagt Brandt, sei es vor allem gewesen, was Kovac gewinnbringend in die Mannschaft getragen habe. Kapitän Emre Can nannte mit der "Mentalität" einen Faktor, über den beim BVB in den vergangenen Jahren viel gesprochen worden ist - wenn es tatsächlich nichts zu feiern gab.