Fußball | Bundesliga Mentalitätsfrage erreicht nun sogar den FC Bayern

Stand: 13.02.2022 11:19 Uhr

Der FC Bayern verliert nach desolater erster Halbzeit beim VfL Bochum. Joshua Kimmich stellt die Frage nach der Mentalität, der Trainer hält das für berechtigt. Aber hat es auch etwas mit Qualität zu tun?

Seit 2013 wird der FC Bayern nun in Serie Meister. Auch das 2:4 beim VfL Bochum am Samstag (12.02.2022) dürfte den zehnten Titel hintereinander kaum gefährden.

Die Münchner stellten in dieser Spanne einen Punkterekord auf (93), den Rekord für die schnellste Meisterschaft (nach dem 27. Spieltag), mit den meisten Zu-Null-Spielen (22) und, und, und.

Maximal fünf Spiele verloren die Bayern seitdem in einer Saison, das war 2014/15. Es gab damals unter Trainer Pep Guardiola sogar drei Niederlagen hintereinander. Sie juckten allerdings nur die Konkurrenten der Bayern-Bezwinger, denn der Titel war an den Spieltagen 31 bis 33 längst eingetütet.

Vier Niederlagen in 22 Spielen

In der laufenden Saison haben die Münchner vier von 22 Bundesligaspielen verloren, gegen Eintracht Frankfurt, den FC Augsburg, Borussia Mönchengladbach und nun in Bochum. Die beste dieser Mannschaften belegt derzeit den zehnten Tabellenplatz.

Das spricht für ein Problem, das Joshua Kimmich schonungslos ansprach. "Wir haben alle Tugenden vermissen lassen und müssen uns fragen, ob das die Mentalität ist, die der FC Bayern normalerweise verkörpert", so der Nationalspieler. "Das passiert uns ja nicht zum ersten Mal. Das kenne ich aus der Vergangenheit so nicht von uns, dass wir vier, fünf Gegentore bekommen."

Nagelsmann pflichtet Kimmich bei

Trainer Julian Nagelsmann pflichtete seinem zentralen Mittelfeldspieler bei: "Ich finde es gut, wenn so etwas aus der Mannschaft kommt und nicht von mir. Da wird ein Stück Wahrheit drin stecken, das sollte allen eine Lehre sein."

Ahnung nach dem Abschlusstraining

Die Frage nach der Mentalität, der Einstellung, der Haltung - sie ist in den vergangenen Jahren vor allem bekannt im Zusammenhang mit Borussia Dortmund. Nun erreichte sie die Bayern.

"Wir sollten nicht an Spannung verlieren, nur damit es in der Bundesliga wieder spannender wird", warnte Nagelsmann, der eine Ahnung gehabt hatte. Das Abschlusstraining habe ihm schon missfallen.

In Bochum äußerte sich die abgefallene Spannung in vielen Fehlpässen und Ballverlusten. Aber ist es allein eine Unterforderung in der Liga, war es die von Nagelsmann eingestandene falsche und zur Pause korrigierte Formation und Ausrichtung, oder ist es auch ein Problem der Qualität?

Upamecano und Sabitzer bei weitem nicht auf dem bekannten Niveau

Für den letzten Punkt gibt es durchaus Argumente, denn wie schon beim von Kimmich angesprochenen 0:5 im DFB-Pokal bei Borussia Mönchengladbach zeigte Dayot Upamecano eine ganz schwache Leistung.

Das Niveau, das ihn als Innenverteidiger von RB Leipzig für die Bayern interessant machte, erreichte er in München bei weitem nicht. Gleiches gilt bislang für Marcel Sabitzer, der ebenfalls aus Leipzig kam.

Nagelsmann zur Niederlage: "Auch in der Höhe verdient"

Nagelsmann führte zur Entschuldigung für die "auch in der Höhe verdiente Niederlage" an, dass Bochum zwei "Traumtore" erzielt habe, die sicher "auch nicht jeden Tag" so fielen. Das stimmt angesichts der Schüsse von Cristian Gamboa und Gerrit Holtmann jeweils in den Torwinkel zweifelsfrei, aber es gab vor den beiden Treffern weitere Fehler, die bedenklich stimmten.

Auch die Schnelligkeitsdefizite bei den Außenverteidigern Benjamin Pavard und Lucas Hernández sowie dem zu Dortmund wechselnden Niklas Süle in den Duellen gegen Holtmann und Christopher Antwi-Adjei fielen auf.

Antworten in Salzburg

Konnten sie nicht schneller? Oder fehlte ihnen die richtige Einstellung für den Wettkampf?

Das Hinspiel im Achtelfinale der Champions League am Mittwoch (16.02.2022) in Salzburg wird weitere Erkenntnisse bringen. Auf die Frage, ob Nagelsmann aufgrund der schlimmen ersten Halbzeit in Bochum mit dem 1:4-Rückstand Auswirkungen fürchte, sagte er: "Überhaupt nicht."