Bayerns Leroy Sané im Duell mit Dortmunds Salih Özcan

BVB im Topspiel ohne Chance Dortmunder Grenzerfahrung mit dem FC Bayern

Stand: 06.11.2023 00:07 Uhr

Das für die Vermarktung der Bundesliga attraktivste Spiel gerät zu einer einseitigen Angelegenheit zugunsten des FC Bayern. Das Ergebnis, der Vergleich einzelner Spieler und die allgemeine Überforderung zeigen Borussia Dortmund die Grenzen auf.

Diese Szene in der 36. Minute wird es in keinen Fernsehbericht schaffen, weil sie äußerst langweilig war. Genau deshalb sagt sie aber so viel aus über das Spiel zwischen dem BVB und den Bayern.

Es gab einen Freistoß für die Dortmunder im eigenen Strafraum, und Mats Hummels schlurfte zum Ball, als wolle er in den letzten Minuten des Spiels ein paar Sekunden schinden, um einen Vorsprung zu retten. Aber in jenem Moment lag die Borussia schon längst mit 0:2 zurück.

Dortmund fehlten die Überzeugung und die Mittel

Es wäre nötig gewesen, schleunigst die Aufholarbeit zu beginnen, aber es fehlten die Überzeugung und auch die Mittel. Hinzu kam eine allzu berechtigte Furcht, einen weiteren Treffer nach einem dieser Konter zu kassieren, der die Qualitätsunterschiede in den Kadern der beiden Vereine schonungslos offenlegte. "Wir konnten weder mit dem Tempo noch mit der Passsicherheit des Gegners umgehen", sagte Dortmunds Trainer Edin Terzić.

Diese Aussage lässt sich ganz einfach in einem Fernsehbericht belegen, dazu reicht eine Sequenz aus der neunten Minute. Niclas Füllkrug spielt einen Fehlpass im Strafraum der Münchner, die Sekunden später im anderen Strafraum durch Harry Kane das 2:0 erzielen.

"Wenn du mal 0:2 hinten bist, und wir dann diese Umschaltmomente zwangsläufig bekommen, dann kann es schon unangenehm werden", sagte Thomas Müller recht diplomatisch auf die Frage, ob er sich in dem für die Auslandsvermarktung der Deutschen Fußball Liga so wichtigen Spiel mehr Gegenwehr erwartet hätte.

Bayerns Kane nimmt den Drei-Treffer-Ball mit nach Hause

Kane schleppte am Samstagabend (04.11.2023) den Spielball in einer Plastiktüte in den Mannschaftsbus. Bei mindestens drei eigenen Treffern sichert sich der Stürmer den Ball für den Privatbesitz. Er hat nun schon drei - und das nach erst zehn Bundesligaspielen. Insgesamt kommt er auf 15 Tore.

v.l. Harry Kane und Nico Schlotterbeck

Harry Kane (l.) und Nico Schlotterbeck

Auf diese Zahl kommt auch Füllkrug, allerdings bei den Torschüssen. Der Vergleich hinkt ein wenig, weil er gut zwei Stunden mehr Spielzeit hatte, aber er ist auch ziemlich aussagekräftig bezüglich der Qualitätsunterschiede in den Kadern der beiden Vereine.

Dortmund-Stürmer Füllkrug fehlten die Anspiele

Füllkrug, im Sommer von Werder Bremen gekommen, ist ein Mittelstürmer, der von der Versorgung seiner Kollegen lebt. Gegen die Bayern war er davon nahezu abgeschnitten. Julian Brandt, Marco Reus und Donyell Malen fanden gegen eine Münchner Defensive, die dank des frühen Vorsprungs und disziplinierter Spieler stets auch quantitativ gut besetzt war, keinerlei Raum, um Füllkrug zu bedienen.

Null Torschüsse standen für ihn letztlich zu Buche. Bei Kane waren es fünf, allesamt im Strafraum notiert und bei den Treffern allein vor Gregor Kobel oder sogar vor dem leeren Tor.

Sané überrollte Dortmunds Verteidigung

Kanes herausragender Zuarbeiter war Leroy Sané, der Dortmunds Verteidiger mit seinem Tempo, seiner engen Ballführung in den Dribblings und präzisen Pässen überforderte.

Es ist schon November, und die Bilanz des BVB mit nur zwei Niederlagen in der Bundesliga im Kalenderjahr 2023 liest sich daher weiterhin sehr gut. Aber bei eben jenen beiden Niederlagen gegen die Bayern wurden Grenzen aufgezeigt, an die Dortmund weit eher stößt als München.

Vor Weihnachten stehen für den BVB noch drei weitere Spiele gegen Mannschaften an, die aktuell unter den besten fünf der Bundesliga platziert sind. Tabellenführer Bayer Leverkusen hat bereits sieben Punkte mehr als der BVB.

BVB-Sportdirektor Kehl: "Sagt noch nichts aus"

"Das sagt noch gar nichts aus", sagte Dortmunds Sportdirektor Sebastian Kehl. Auch ein Sieg gegen die Bayern hätte mit Blick auf die gesamte Saison keine Aussagekraft gehabt, fügte er an.

Für den Moment hätte er aber gezeigt, dass die Dortmunder dem Ruf gerecht werden, mit der die DFL den Verein vermarktet: Bei der Erklärung von "Der Klassiker" schreibt die Liga, dass die "beiden Schwergewichte" aufeinandertreffen, wenn der Begriff mal wieder eine Woche lang strapaziert worden war. Daran glaubte der BVB am Samstag schon sehr früh selber nicht mehr.