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Meisterrennen in der Bundesliga Schwarz-gelbe DFL

Stand: 25.05.2023 11:21 Uhr

Die DFL möchte ihr Produkt vor allem international künftig für viel mehr Geld verkaufen. Daher muss sie auf einen Deutschen Meister Borussia Dortmund hoffen, auch wenn das bisschen Abwechslung nur Kosmetik wäre.

Ein Kommentar von Marcus Bark

Es ist aktuell sinnlos, von den führenden Männern in der Deutschen Fußball Liga (DFL) Neutralität zu verlangen. Der eine Geschäftsführer, Oliver Leki, wird hoffen, dass sich der SC Freiburg für die Champions League qualifiziert, denn er ist Finanzvorstand des Sportclubs. Der andere Geschäftsführer, Axel Hellmann, wird hoffen, dass Eintracht Frankfurt wieder in den Europapokal kommt, am liebsten durch einen Pokalsieg gegen RB Leipzig. Hellmann ist Vorstandssprecher der Hessen.

Hans-Joachim Watzke ist Sprecher des Präsidiums und Aufsichtsratsvorsitzender der DFL. Vor allem aber ist er Geschäftsführer von Borussia Dortmund. Er wird daher am Samstag (27.05.2023) mit dem BVB fiebern, der mit einem Sieg gegen den 1. FSV Mainz 05 Meister würde.

Abwechslung für Wachstum

Jan-Christian Dreesen sollte auch mit dem BVB fiebern, obwohl er stellvertretender Vorsitzender des FC Bayern ist. Dreesen ist allerdings auch in der "AG Zukunftsszenarien" der DFL vertreten.

Diese Arbeitsgemeinschaft trieb in den vergangenen Monaten den Plan voran, einen Investor anzuwerben, der viel Geld mitbringen sollte, um noch viel mehr Geld in den kommenden zwei Jahrzehnten zu verdienen. Der Deal ist geplatzt, aber das ändert nichts daran, dass die DFL vor allem auf internationalen Märkten und in der Digitalisierung Wachstumspotenzial sieht.

Die Liga will ihr Produkt schöner machen, es zeitgemäß verpacken und dann teurer verkaufen. Das klingt nach einem schlüssigen Plan, aber das entscheidende Element fehlt: Die Liga muss interessanter werden.

Drei von vier Plätzen für Champions League quasi vergeben

Seit der Saison 2018/19 haben sich immer der FC Bayern, Borussia Dortmund und RB Leipzig für die Champions League qualifiziert. Es deutet nichts darauf hin, dass sich das in den kommenden Jahren ändern wird. Wer viel Geld hat, bekommt noch mehr, vor allem aus dem prall gefüllten Topf der Champions League.

Realistisch betrachtet, geht es jede Saison nur darum, wer den vierten Platz für die europäische Eliteliga bekommt, die künftig noch mehr Geld scheffeln wird.

Schöne Geschichte in Nigeria eine Randnotiz

In dieser Saison werden der 1. FC Union Berlin oder der SC Freiburg sich den vierten Platz schnappen. Das ist eine wunderbare Geschichte für alle, die es mit Fußballromatik haben und die gute Arbeit schätzen. Aber in Nigeria wird es eine Randnotiz bleiben.

Nigeria erwähnte Axel Hellmann zuletzt explizit als einen Markt, auf dem die DFL großes Vermarktungspotenzial sieht. Das mag sogar so sein, aber mit einer langweiligen Liga wird es schwierig, das Potenzial zu heben.

Bayern München ist zehnmal hintereinander Meister geworden, teilweise mit einem gewaltigen Vorsprung. Die Umsätze und Gehaltskosten sind signifikant höher als bei den anderen Klubs, selbst im Vergleich mit Borussia Dortmund, das wiederum viel mehr ausgeben kann als etwa der SC Freiburg.

Fall für das Kartellamt

Ist ein Wettbewerb so geschädigt, greift in anderen Branchen ein Kartellamt ein. Im Fußball sollten die Verhältnisse weiter zementiert werden, denn die erhofften Milliarden aus dem Investorendeal wären laut DFL "nahe am aktuellen Verteilungsschlüssel" an die Klubs ausgeschüttet worden. Zweifelhaft, ob sich daran künftig etwas ändert.

Eine Meisterschaft von Borussia Dortmund wäre somit auch nur eine Kosmetik, aber immerhin käme sie zur rechten Zeit, wenn denn die Bundesliga auch ohne Investor eine globale Marke werden soll.

Alternative zur Abwanderung des FC Bayern

Würde der FC Bayern nach dieser Saison, die sich für ihn vor dem letzten Spieltag wie ein Desaster darstellt, die Schale behalten, wäre dies desillusionierend.

Es sei denn, die Liga würde ernsthaft ein Szenario entwickeln, das eine Alternative zur Abwanderung der Bayern in die Super League darstellt, die mit der refomierten Champions League ja schon Gestalt annimmt. Hübsch verpackt, damit sie sich noch gut verkaufen lässt, auch bei vielen Fans.