
NBA-Playoffs Böse Erinnerungen bei den Boston Celtics
Die Boston Celtics haben sich in den NBA-Playoffs mit zwei Auftaktniederlagen gegen die New York Knicks unter Zugzwang gebracht und böse Geister der Vergangenheit geweckt. Dem Meister droht das unerwartet frühe Aus.
Es könnten besondere Playoffs werden in der NBA, dies deutete sich schon nach den Auftaktspielen der Conference-Halbfinals an: Zum ersten Mal seit 1984, seit die Playoffs in diesem Format ausgespielt werden, startete jede der vier Halbfinalserien mit einer Heimniederlage. Damit verlor auch jeweils das favorisierte, höhergesetzte Team und gab gleich den Heimvorteil in der Best-of-Seven-Serie ab.
Darunter waren auch die Boston Celtics, der amtierende NBA-Champion. Die Overtime-Niederlage zum Auftakt gegen die New York Knicks wurde von vielen Beobachtern, womöglich auch bei den Celtics selbst, noch als Betriebsunfall verbucht. Doch in Spiel zwei, ebenfalls im Boston Garden, wiederholte sich der Spielverlauf, auf für die Celtics beunruhigende Weise: Sie verloren trotz hoher Führung erneut am Ende knapp, mit 90:91, und fahren nun mit einem 0:2-Rückstand in der Serie nach New York in den Madison Square Garden.
Böse Erinnerungen in Boston - wie David Tyree im Superbowl 2008
Nicht nur der Boston Globe, die größte Zeitung der Stadt, fragte sich, was eigentlich gerade passiert: "What in the name of David Tyree is going on here?" - titelte der Globe und erinnerte damit an die berühmte Niederlage eines anderen Teams aus Boston, in einem Duell mit New York: 2008 verloren die Patriots als haushoher Favorit das Superbowl-Finale gegen die Giants, nach einer legendären Aktion eben jenes David Tyree, der einen Verzweiflungs-Pass spektakulär aus der Luft fischte und den New Yorkern damit den Weg zum Sieg ebnete.
Für die Celtics ist in den diesjährigen Playoffs noch nichts verloren, doch gefühlt erwartet den Meister in New York nun schon ein erstes Do-or-Die-Spiel: Eine weitere Niederlage, gleichbedeutend mit einem 0:3-Rückstand in der Serie, dies wäre schon eine gewaltige Hypothek für die Celtics. Zumal die Knicks sich in den Playoffs bislang als gereiftes und nervenstarkes Team präsentieren, das sich schon in der engen, kampfbetonten Serie gegen die Detroit Pistons durchsetzen konnte.
Die Celtics wiederum haben es schon einmal geschafft, einen 0:3-Rückstand in den Playoffs wettzumachen: in den Conference Finals 2023 gegen Miami. Doch damals verloren sie dann das entscheidende siebte Spiel in eigener Halle. Die ersten, bösen Erinnerungen an die Miami-Serie wurden auch jetzt wieder geweckt. Dabei glaubte man, das hochveranlagte Team um die Superstars Jayson Tatum und Jaylen Brown hätte das Nervenflattern in den großen Momenten eigentlich überwunden, nach dem souveränen Finalsieg im Vorjahr gegen die überforderten Dallas Mavericks.
Celtics wackeln - Knicks sind voll da
Doch der rätselhafte Einbruch in den ersten zwei Spielen gegen New York hat in Boston wieder die alten Zweifel um die mentale Stabilität zurückgebracht. In beiden Partien führten die Celtics bis ins dritte Viertel hinein mit 20 Punkten, mit jeweils fast identischem Spielstand (75:55 und 73:53) - bevor sie die Knicks wieder ins Spiel zurückkommen ließen.
Vor allem, weil ihre eigene, sonst als vielköpfiges Monster gefürchtete Offensive in der Schlussphase kollabierte: Im letzten Viertel blieb Boston sogar mehr als acht Minuten lang ohne einen einzigen Punkt aus dem Feld. Während bei den Knicks neben Anführer Jalen Brunson weitere Spieler in der Crunch-Time voll da waren: Mikal Bridges zum Beispiel, der alle seine 14 Punkte im Schlussviertel erzielte. Dabei hatte Boston in der regulären Saison alle vier direkten Duelle gegen die Knicks für sich entschieden.
"Das ist eine schwierige Situation", sagte Bostons-Coach Joe Mazzulla, bei der Analyse wolle man genau dort ansetzen. "Wir müssen schauen, was wir besser machen können, über 48 Minuten."
Die Celtics wackeln, vor allem bei den Würfen von jenseits der Dreipunktelinie: In den ersten beiden Spielen trafen sie jeweils nur 25 Prozent ihrer Würfe von "downtown". Eine Dreier-Quote, mit der man in der NBA eigentlich kaum noch ein Spiel gewinnen kann, geschweige denn eine Playoff-Serie. Insgesamt legten die Celtics in den ersten beiden Partien 75 Dreier daneben, soviele wie kein Team zuvor in zwei Playoff-Spielen nacheinander.
Celtics hoffen auf Auswärtsstärke - und auf Porzingis
Vor den anstehenden zwei Spielen im Madison Square Garden hoffen die Celtics nun zum einen auf ihre Auswärtsstärke: In der regulären Saison haben sie 33 Spiele in fremden Arenen gewonnen und den NBA-Rekord nur knapp verfehlt.
Ein weiterer X-Faktor könnte Kristaps Porzingis sein: Bostons gefährlichster Spieler in der Zone, schleppt einen Infekt mit sich herum, in Spiel zwei konnte er nur 14 Minuten auf dem Parkett stehen. Die Celtics brauchen, das haben die bisherigen Spiele gezeigt, brauchen ihren lettischen "Big Man" - sonst droht dem Champion das überraschend frühe Playoff-Aus.
Partie | Letztes Spiel | Stand in der Serie |
---|---|---|
Boston Celtics - New York Knicks | 90:91 | 0:2 |
Cleveland Cavaliers - Indiana Pacers | 119:120 | 0:2 |
Partie | Letztes Spiel | Stand in der Serie |
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Oklahoma City Thunder - Denver Nuggets | 149:106 | 1:1 |
Minnesota Timberwolves - Golden State Warriors | 88:99 | 0:1 |