Franz Wagner in Aktion während des Testspiels der deutschen Basketball-Nationalmannschaft gegen die USA

16 Punkte Vorsprung im WM-Test verspielt Deutsche Basketballer verpassen Sensation gegen USA

Stand: 20.08.2023 20:26 Uhr

Die Sensation war greifbar - Deutschlands Basketballer haben am Sonntag (20.08.2023) einen großen Coup verpasst und gegen WM-Topfavorit USA eine deutliche Führung noch verspielt.

Das Team um Kapitän Dennis Schröder verlor in Abu Dhabi mit 91:99 (54:46) gegen den Olympiasieger, der bereits mit 16 Punkten zurückgelegen hatte.

"Wir haben 26 Minuten herausragend gespielt und das Spiel offen gehalten. Am Ende hatten wir keine Beine mehr. Die Hauptaufgabe ist jetzt die Regeneration", sagte Basketball-Bundestrainer Gordon Herbert.

Deutschland reist nach der turbulenten Generalprobe trotzdem mit großem Selbstvertrauen nach Okinawa, wo am Freitag (14.10 Uhr/Live-Ticker bei sportschau.de) direkt zum Auftakt Co-Gastgeber Japan wartet.

Schörder und die Wagner-Brüder stark

Die USA haben damit fünf Tage vor Beginn der WM (25. August bis 10. September) auch ihr letztes Testspiel gewonnen. Anführer Schröder (16 Punkte und 10 Vorlagen) stach wie schon am Vortag beim Sieg über Griechenland heraus. Auch Franz Wagner (17 Zähler) und Moritz Wagner (14) überzeugten gegen das mit NBA-Stars wie Anthony Edwards gespickte Team, das auf die ganz großen Namen wie Stephen Curry, Kevin Durant oder LeBron James in diesem Sommer aber verzichten muss.

Edwards war mit 34 Punkten der überragende Spieler des Abends und führte das beeindruckende Comeback der USA an. "Wir spielen schon sehr gut. Ich bin sehr happy mit dem Team – die Physis stimmt, wir spielen als Team. Auch neben dem Feld passt es", sagte Spielmacher Schröder schon vor dem Spiel über sein Team, das im Vorjahr in ähnlicher Besetzung EM-Bronze gewonnen hatte.

71:55-Führung schnell wieder verspielt

Am Sonntagabend wurde es dann richtig spektakulär. Die zeitweise famos aufspielenden Deutschen erspielten sich eine zwischenzeitliche 71:55-Führung, büßten diese aber innerhalb weniger Minuten wieder ein. Beim bisher letzten Duell der beiden Nationen hatte Deutschland bei Olympia 2008 in Peking noch mit 49 Punkten Unterschied verloren. 

Der Abend stand eigentlich von Anfang an im Zeichen der US-Stars. Schon eine Stunde vor Spielbeginn signierten die NBA-Profis Trikots und Basecaps, auf dem riesigen Videowürfel flimmerten Highlight-Szenen aus vorherigen Testspielen. Etwa 8.000 Zuschauer fanden sich in der Etihad Arena ein, um ein weiteres Mal die Show des in der Vorbereitung zuvor makellosen Teams von Cheftrainer Steve Kerr zu sehen.

Spektakuläre Blocks von Jackson

Der einzige deutsche Profi, der bei der Spielervorstellung annähernd so viel Applaus erhielt wie Edwards und Co., war Kapitän Schröder. Beste Basketball-Unterhaltung boten dann aber beide Teams. Jaren Jackson Jr. zeigte gegen Schröder und Franz Wagner zwei spektakuläre Blocks, doch das deutsche Team ließ sich von der gewaltigen Athletik des Gegners nicht einschüchtern.

Schröder dirigierte immer wieder die deutsche Offensive, schon zur Halbzeit hatte er sechs Vorlagen gesammelt. Die beiden Wagner-Brüder spielten frech und scheuten keine Attacke. So stand nach 20 Minuten unterhaltsamen Schlagabtauschs eine Acht-Punkte-Führung für Deutschland. Schon das souveräne 84:71 gegen Griechenland hatte dem deutschen Team Mut gemacht.

"Sehr intensive drei Wochen"

"Es ist schon sehr gut gelaufen. Die Spieler sind fit zum Trainingslager gekommen, sie haben sich gut vorbereitet. Die drei Wochen waren sehr intensiv", bilanzierte Vizepräsident Armin Andres zur Vorbereitung, die mit dem Showturnier in Abu Dhabi endete.

Wermutstropfen war die Verletzung von Spielmacher Justus Hollatz, der am Samstag umgeknickt war und nun angeschlagen mit nach Japan reist. Chefcoach Herbert sagte zum Stand seines Teams: "Es ist ein Prozess. Wir haben nicht viel Zeit, wir müssen die Spiele als Training nutzen. Das ist das, was wir machen." Die Trainings am Samstag und Sonntag dürften dem 64 Jahre alten Kanadier schon sehr gut gefallen haben.