Auf dem Foto ist eine dunkelhaarige Frau im Fußball-Trikot, die einen Ball unter dem Arm hat.

WDR-Sport Gizem Kilic: Zwei Herzen in einer Brust und jede Menge Leidenschaft

Stand: 14.03.2024 09:05 Uhr

In drei Monaten startet in Deutschland die Europameisterschaft. Eine junge Dortmunder Fußballerin ist schon jetzt voller Vorfreude.

Von Daniel Immel

Mit einem Lächeln im Gesicht jongliert Gizem Kilic den Ball. In aller Seelenruhe. Linker Fuß, rechter Fuß, Oberschenkel, Brust und Kopf. Alles kein Problem für die 23-Jährige. Leichtfüßig tänzelt sie mit dem Fußball. So eng ihr Ball am Fuß ist, so eng ist ihre Bindung zu dem Sport. Fußball ist ihr Leben.

Und ausgerechnet in ihrer Heimatstadt Dortmund werden sechs Partien der Fußball-Europameisterschaft, darunter ein Halbfinale und zwei Spiele mit türkischer Beteiligung, ausgetragen. "Ich freue mich darauf, die Leute werden alle gut gelaunt sein. Das Fußballfieber wird man überall in der Stadt sehen", sagt Gizem lächelnd. Gizems Vorfreude auf den Fußball-Sommer ist ansteckend.

Junge Dortmunderin zu Deutschlands bester Amateur-Fußballerin geehrt

Dass die Stürmerin für den Fußball brennt, ist schon seit ein paar Jahren bekannt. Im Jahr 2016 wurde sie als "Deutschlands Amateur-Fußballerin des Jahres" unter anderem vom DFB ausgezeichnet. Und das ausgerechnet in ihrer Heimatstadt Dortmund.

Auf dem Foto ist eine junge Frau mit dunklen Haaren, die lächelnd hinter einem Schild steht.

Während des Fußball-Länderspiels Deutschland gegen England wurde Gizem ausgezeichnet.

Während des Länderspiels Deutschland gegen England im Signal-Iduna-Park im März 2017 überreicht der damalige DFB-Vizepräsident Rainer Koch der jungen Deutsch-Türkin den Preis. "Dass die alle kamen, die ganze Aufmerksamkeit, ich habe mich zum Teil geschämt. Aber alle haben mir gesagt, freu dich und dann habe ich es dann genossen", sagt Gizem rückblickend.

Stationen in Bochum, Recklinghausen und Istanbul

Eine Leistung, auf die später auch die großen Frauen-Fußballvereine aufmerksam werden sollten. Es folgt der Wechsel zum VfL Bochum. Nach Stationen in Recklinghausen und bei Galatasaray Istanbul kickt sie inzwischen beim FC Iserlohn in der Westfalenliga.

"Mein persönliches Ziel ist es, in der Bundesliga zu spielen", sagt Gizem Kilic, "aber jetzt konzentriere ich mich beim FC Iserlohn darauf, aufzusteigen. Wir wollen einfach aufsteigen und das werden wir auch", sagt Gizem selbstbewusst. Der Aufstieg in die drittklassige Regionalliga ist den Sauerländern dabei kaum noch zu nehmen.

Nichts funktioniert ohne Leidenschaft

Auf dem Foto ist eine junge dunkelhaarige Frau, die im Schiedsrichter-Outfit eine gelbe Karte zeigt.

Seit 2016 pfeift Gizem Kilic als Schiedsrichterin.

Gizems Alltag wird vom Fußball dominiert. Nur spielen reicht ihr allerdings nicht. Trotz Studium der Erziehungswissenschaften an der TU Dortmund findet die Dortmunderin noch Zeit, um als Schiedsrichterin und als Nachwuchstrainerin aktiv zu sein. Wie sie das alles zeitlich bewältigen kann? "Mit Leidenschaft. Zum Beispiel die Schiedsrichtertätigkeit ist oft sehr schwer. Aber da ist mein Spaß dabei, meine Energie dabei, meine Leidenschaft", sagt Gizem.

Mit Leidenschaft engagiert sie sich auch ehrenamtlich. So trainiert sie den Nachwuchs in der Dortmunder Nordstadtliga. Ein Projekt für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche. "Ich möchte den Kindern und Jugendlichen zeigen, dass wir uns für sie interessieren und dass sie alles schaffen können, wenn sie daran glauben und dranbleiben", sagt Gizem Kilic. Für die Kinder möchte sie auch ein Vorbild sein.

Zwei Nationen im Herzen

Die 23-Jährige ist selbst in der Nordstadt aufgewachsen. Einem Viertel, in dem viele Menschen mit Migrationshintergrund leben. Gizem etwa besitzt die deutsche und auch die türkische Staatsangehörigkeit. Beide Nationen sind bei der kommenden Europameisterschaft dabei. Ein innerer Konflikt? "So vom Herzen hoffe ich, dass da die Türkei so weit kommt wie möglich. Ich bin aber hier in Deutschland groß geworden. Das Gleiche erhoffe ich mir für Deutschland natürlich auch", sagt Gizem.

Ihr Herz schlägt während des Turniers also für beide Länder. In diesem Jahr aber erstmal noch als Fan. In den nächsten Jahren könnte sich ihre Perspektive vielleicht ändern. Dann als Stürmerin auf dem Rasen. Leichtfüßig und stets mit einem Lächeln im Gesicht.

Unsere Quelle:

  • WDR-Reporter vor Ort

Über dieses Thema berichtet der WDR am 14.03.2024 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit aus Dortmund.