VfB-Angreifer Deniz Undav

Nur das Tor fehlt (noch) Deshalb ist Deniz Undav so wichtig für den VfB Stuttgart

Stand: 14.05.2025 11:14 Uhr

Deniz Undav hat sich beim VfB Stuttgart aus seinem Formtief gekämpft und zeigt, warum die Schwaben ihn in Topform dringend brauchen.

Von Johann Schicklinski

Deniz Undav war sauer - über sich selbst. Es lief schon die Nachspielzeit im Heimspiel des VfB Stuttgart gegen den FC Augsburg, das Match war beim Stand von 4:0 für die Gastgeber längst entschieden. Nach einem Stuttgarter Ballgewinn wurde Undav tief in der gegnerischen Hälfte freigespielt. Der Angreifer lief mit dem Ball in Richtung Augsburger Tor und konnte ohne Gegenwehr aus 18 Metern in zentraler Position abziehen. Es kam allerdings nur ein Schüsschen heraus, mit dem FCA-Keeper Finn Dahmen keine Probleme hatte. Es blieb somit beim 4:0 - und Undav sackte erst in sich zusammen, ehe er die Hände gegeneinander schlug und seinen Frust herausbrüllte.

Deniz Undav hat sich aus dem Formtief gekämpft

Die Bilanz des 28-Jährigen weist damit weiterhin nur drei Torbeteiligungen in der Rückrunde auf: Zwei Treffer erzielte der Angreifer selbst, ein weiteres Tor bereitet er vor. Dünne Zahlen - und doch hat sich Undav in den vergangenen Wochen aus seinem Formtief gekämpft, in dem er vor allem im Februar und im März gesteckt hatte.

VfB-Trainer Sebastian Hoeneß hält große Stücke auf Deniz Undav

Coach Sebastian Hoeneß weiß jedenfalls, was er am Nationalstürmer hat. "Er spielt gut, er ist gefährlich. Gegen St. Pauli (1:0 für den VfB) und zuvor gegen Heidenheim (0:1) hat er mehrere hundertprozentige Chancen vorgelegt. Wenn wir uns effizienter zeigen, geht er aus diesen beiden Spielen mit vier Scorerpunkten hervor", sagte Hoeneß vor dem Heimspiel gegen den FCA über Undav. "Er gibt unserer Offensive im Moment richtige Gefahr. Er taucht zwischen den Linien auf, er ist in der Lage, den finalen Pass zu spielen und selbst in Abschlusssituationen zu kommen."

Zweitbeste Laufleistung gegen Augsburg

Der VfB-Trainer baut wieder auf Undav, setzte ihn in den jüngsten vier Bundesligaspielen jeweils über die komplette Spielzeit ein. Der 28-Jährige zahlt es mit Leistung zurück. Der Angreifer wirkt aktuell frisch und spielfreudig, gegen Augsburg spulte er 11,36 Kilometer ab. Die zweitbeste Laufleistung aller eingesetzten Spieler beider Mannschaften hinter VfB-Kapitän Atakan Karazor (11,44).

Das war in dieser Spielzeit nicht immer so. Noch vor wenigen Wochen wirkte Undav weder fit noch austrainiert, pumpte des öfteren auf dem Feld und hatte sichtlich Probleme mit dem hohen Tempo. Die Folge einer schwierigen Saison. Der Stürmer war den kompletten November und Dezember mit einer Muskelverletzung ausgefallen, anschließend fehlte der Nationalspieler auch noch in Teilen der kurzen Winter-Vorbereitung. Danach wurde er sofort gebraucht - und dann kam eben irgendwann "das Loch".

Plötzlich nicht mehr "Everybody’s Darling"

Eine Zeit, in der Undav viel öffentliche Kritik einstecken musste. Eine Zeit, in der plötzlich auch sein Privatleben kritischer beäugt wurde. Begleiterscheinungen, die den Harmoniemenschen sichtlich trafen. Plötzlich nicht mehr "Everybody’s Darling" zu sein nagte sichtlich an ihm.

Der Instinktfußballer Deniz Undav

Undav hat sich diesen Problemen gestellt - und sich wieder herangekämpft. Nun läuft Undav nicht nur viel, er spielt auch wieder seine "Fußball-Intelligenz" aus. Er bewegt sich, wie schon von Coach Hoeneß angeführt, permanent zwischen den Linien, wodurch er für den Gegner schwer zu greifen ist, und macht vieles intuitiv. Oftmals fordert er den Ball und leitet diesen mit dem ersten Kontakt weiter, womit er entweder Raum für seine Mitspieler oder direkt gefährliche Situationen und Torchancen generiert. Insbesondere mit Offensiv-Kollege Nick Woltemade scheint Undav sich blind zu verstehen. Das Zusammenspiel der beiden Angreifer wirkt, als würden sie schon seit Jahren gemeinsam zocken.

Generell ist Undav im Spielaufbau des VfB Stuttgart wieder wichtig: Seine 79 Ballkontakte gegen Augsburg waren der vierthöchste Wert bei den Schwaben - eine starke Zahl für einen Stürmer. Seine Passquote betrug 87 Prozent - ebenfalls gut für einen Angreifer. Seine Gesamtleistung wurde mit einer Zweikampfquote von 55 Prozent abgerundet.

Es fehlt also aktuell "nur" der eigene Treffer für Undav. Dass es ihn ärgert, leer ausgegangen zu sein, ist menschlich. Seine Freude für die Mitspieler schmälert das jedoch nicht. Bei jedem der vier Stuttgarter Tore gegen den FCA gehörte der 28-Jährige zu den ersten Gratulanten - und zu den herzlichsten.

Es passt wieder zwischen Undav und dem VfB

Der Harmoniemensch fühlt sich also wieder wohl: Seine Form stimmt, der VfB Stuttgart braucht ihn, der Angreifer ist gesetzt. Und das "letzte Puzzlestück", sein Tor, könnte auch bald ergänzt werden, es scheint nur eine Frage der Zeit. Vielleicht hebt sich Undav den Treffer ja für den 24. Mai auf - wenn die Schwaben im DFB-Pokalfinale in Berlin auf Arminia Bielefeld treffen. Es wäre die Krönung eines starken Comebacks.