
Brandenburger Landespokal Stahnsdorf hofft auf Helden Hemicker
Eintracht Stahnsdorf blickt dem größten Spiel der Vereinsgeschichte entgegen. Mit einem Sieg im Landespokalfinale würde sich das Team für den DFB-Pokal qualifizieren. Torhüter Michael Hemicker könnte erneut zum Helden werden.
Auch das noch, Elfmeterschießen. Den gestandenen Profis des FC Energie Cottbus dürfte der Kopf geschwirrt haben. Da standen sie nun, die Spieler des erfolgreichsten Brandenburger Fußballvereins, völlig ausgelaugt, auf einem Sportplatz in Stahnsdorf, inmitten einer lärmenden Kulisse von rund 2.500 Zuschauern. 120 Minuten hatten ihnen nicht gereicht, um dem aufmüpfigen Oberligisten RSV Eintracht den K.o. zu verpassen.
"Noch mal zusammenreißen jetzt", könnten sie vor der nahenden Entscheidung gedacht haben. Ruhe bewahren vom Elfmeterpunkt. Und dann ab ins Landespokal-Finale. Erster Schuss: Niko Bretschneider. Sitzt. So kann es weitergehen.
Doch dann folgt der Auftritt Daniel Hemickers.

Cottbus aus dem Wettbewerb pariert
Der Stahnsdorfer Keeper springt bei jedem der drei nachfolgenden Versuche der Lausitzer in die richtige Ecke, wehrt alle Schüsse ab. Ekstase auf der Sportanlage Heinrich-Zille-Straße, Final-Einzug. Der RSV hatte einen neuen Fußballhelden.
Und der erklärt im Vorfeld des Brandenburger Pokalfinales das simple Geheimnis seiner Wuntertat gegen Cottbus. "Was sollte passieren? Wenn ein Elfmeter reingeht, sagt keiner was. Wenn man einen hält, ist alles super. Mit der Entspannung bin ich dann auch reingegangen."
Aber durchaus etwas mehr als reines Glück war die Leistung trotzdem. Hemicker trainiert hart, im Gespann mit Torwarttrainer Marvin Gladrow. Dieser hält große Stücke auf seinen Schlussmann. Hemicker haben "einen super Fuß, spielt sehr gut mit, hat eine hervorragende Ausstrahlung, coacht die Leute vor sich", sagt Gladrow.
Oliver Kahn ist Vorbild und Antithese zugleich
Hemickers Vorbild ist Oliver Kahn. Auf seinen Torwarthandschuhen ist in Anlehnung an den Beinamen seines Idols sogar der Schriftzug "Titan" eingenäht.
Inwieweit Kahn als Inspiration fürs Verteiteln von Elfmetern gedient haben kann, darf trotzdem in Zweifel gezogen werden. Denn als Elferkiller galt die Legende des FC Bayern nie (auch wenn Kahn im Elfmeterschießen des Champions-League-Finales 2001 eine eindrucksvolle Ausnahme der Regel präsentierte).
Die Wahl seines Idols ist aus einem weiteren Grund überraschend. Der aktive Keeper Kahn prägte das Bild des verbissenen und stets unter Hochspannung stehenden Torwarts. Hemicker jedoch wirkt zurückhaltend und tiefenentspannt. Nur auf dem Platz verwandelt er sich nach eigenen Angaben zum Lautsprecher: "Ich quatsche 90 Minuten oder auch 120 wenn es sein muss. Und krieg' oft einfach nur zurück, 'jetzt sei doch mal leise'", sagt er.

Stahnsdorf oder Krieschow nächstes Jahr im DFB-Pokal
Am Samstag trifft Hemicker mit seinem RSV im Volksparkstadion Neuruppin nun also auf den Oberliga-Rivalen VfB Krieschow (ab 14:25 in voller Länge im rbb24-Livestream). Für beide Klubs wäre der Gewinn des Landespokals eine Premiere. Der Sieger darf in der kommenden Spielzeit am DFB-Pokal teilnehmen.
Im Ligaduell unterlagen die Stahnsdorfer den Krieschowern vor drei Wochen klar mit 0:3. In der Tablle ist der VfB damit vorbeigezogen. Der Stahnsdorfer Trainer Patrick Hinze sagt mit Blick auf das Finale: "Deswegen sollte man da nicht sagen, dass wir da irgendwie Favorit sind."
Aber der er hat ja noch seinen Torhüter, Michael Hemicker. Und damit Anlass, entspannt aufs Endspiel zu blicken.
Sendung: DER TAG, 26.05.2025, 19:15 Uhr