
Kommentar | Neue mögliche Bewerbung Kommentar | Neue mögliche Bewerbung: Berlin muss Ja oder nein zu Olympia sagen dürfen
Berlins Politik ist gerade mal wieder dabei, eine große Sache böse in den Sand zu setzen. Olympia in die Hauptstadt holen zu wollen, ohne die Bevölkerung ernsthaft einzubinden: Das geht so nicht und ist auch niemandem zu vermitteln, meint Sebastian Schöbel.
Es reicht nicht, wenn die zuständige Sportsenatorin Iris Spranger mantrartig betont, wie toll doch die Spiele in Paris letztes Jahr waren, und wie olympiatauglich Berlins Sportstätten seien - was auch nur zum Teil stimmt - und wie profitabel so ein Großereignis für die Stadt sei: Ohne echte Olympiabegeisterung ist das alles nichts wert. Und diese Begeisterung hat auch etwas damit zu tun, dass die Stadtbevölkerung ernst genommen wird - und abstimmen darf, ob sie Olympia will.

Mögliche Vorteile
Die Vorteile stehen übrigens nicht ernsthaft in Abrede: Der Boost der Spiele - wenn sie gut organisiert sind - wäre erheblich. Nicht nur für die Wirtschaft in der Stadt: Das Geld, das der deutsche Staat für solche Prestigeobjekte plötzlich doch noch in irgendwelchen Sofaritzen findet, wäre in Berlin gut investiert - sofern es in die Sanierung maroder Sporthallen, die Stärkung der Zivilgesellschaft, den ÖPNV und den Bau günstiger Wohnungen fließen würde.
Und all das wird den Menschen vom Senat und vor allem von der Sportsenatorin natürlich versprochen.
Das ist aber nicht ausreichend
Nur reicht das eben nicht. Denn erstens hat das Internationale Olympisches Komitee schon mehr als einmal bewiesen, dass man diesem milliardenschweren, intransparenten Verband nicht trauen kann. Und zweitens haben auch die Berlinerinnen und Berliner mit ihrer Politik schon eine Menge mitmachen müssen.
Ein solches Großereignis kann also nur hier stattfinden, wenn VORHER die Stadtbevölkerung nicht nur mit Werbeslogans und PR-Sprech eingelullt wird, sondern ernsthaft befragt wird. Dass der Senat laut Gesetz keine "Volksbefragung von oben" initiieren darf, ist dabei ein vorgeschobenes Argument: Wer diese - zugegeben politische riskante - Frage wirklich stellen will, würde einen rechtskonformen Weg finden. Direkte Demokratie kennt viele Formate.
So aber erweckt der schwarz-rote Senat den Eindruck, Berlin Olympische Spiele regelrecht überhelfen zu wollen. Das mag das Ego einzelner Akteure befriedigen. Aber für Berlin ist das zu wenig.
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