Minerva Hase und Nikita Volodin (imago images/ZUMA Press)

Interview | Berliner Eiskunstlauf-Paar Interview | Berliner Eiskunstlauf-Paar: Hase/Volodin: "Die Leute erwarten jetzt viel mehr von uns"

Stand: 26.09.2024 12:01 Uhr

Die Berliner Eiskunstläufer Minerva Hase und Nikita Volodin sind mit einem Ausrufezeichen in ihre zweite gemeinsame Saison gestartet. Im Interview sprechen die beiden über ihr neues Programm, große Ziele und einen Einbürgerungstest.

rbb|24: Frau Hase, Herr Volodin, hinter Ihnen liegt ein perfekter Start in die neue Saison: Bei der Nebelhorn Trophy gelang Ihnen ein Sieg mit neuer persönlicher Bestpunktzahl. Hätten Sie damit nach dem langen Sommer gerechnet?
 
Minerva Hase: Nein. Wir wussten, dass wir gut vorbereitet waren und vom Training her alles, was möglich war, getan haben. Dass wir das aber auch tatsächlich so abrufen konnten, das hat uns schon sehr gefreut. Vor allem, weil wir auch das kanadische Weltmeister-Paar Deanna Stellato-Dudek und Maxime Deschamps geschlagen haben.

Woher kommt die starke Frühform?
 
Minerva Hase: Wir hatten dieses Jahr eine längere Vorbereitungszeit und haben uns wesentlich früher getroffen. So hatten wir zwei bis drei Monate, um uns Schritt für Schritt aufzubauen. Außerdem laufen wir jetzt die zweite Saison gemeinsam. Da verbessert sich natürlich auch das Miteinander.
 
Nikita Volodin: Es war eine sehr komplexe und lange Vorbereitung mit vielen verschiedenen Bausteinen. Aber der Plan ist aufgegangen.

Die deutschen Paarlauf-Meister Minerva Hase und Nikita Wolodin haben einen Saisoneinstieg nach Maß erwischt und die Nebelhorn Trophy in Oberstdorf vor den amtierenden Weltmeistern gewonnen (Quelle: Angelika Warmuth/dpa)
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Blieb da nach der letzten Saison überhaupt ein wenig Zeit für Urlaub unter der Sonne, oder war auch im Sommer das Eis das Element der Wahl?
 
Minerva Hase: Wir hatten eigentlich nur Ende April bis Anfang Mai ein bisschen Urlaub. Und dann nochmal eine Woche im Juni. Ansonsten haben wir den ganzen Sommer durch trainiert. Da bleibt nicht viel Zeit, um am Strand zu liegen.

Zwei neue Programme haben Sie in dieser Zeit einstudiert. Wie werden diese eigentlich entwickelt?
 
Minerva Hase: Das macht das Team gemeinsam. Also wir als Läufer zusammen mit den Choreografen. Wir haben einen kanadischen und einen deutschen Choreografen, die an beiden Programmen mit uns gearbeitet haben. Unsere Trainer helfen dann, die Reihenfolge der Elemente festzulegen. Sie schauen, welche Elemente schwieriger sind und deshalb an den Anfang gehören und welche leichter sind und deshalb ans Ende kommen.

Dabei ist eine Choreografie zum Stück "Vier Jahreszeiten" von Vivaldi herausgekommen. Was macht diese aus?
 
Nikita Volodin: Es ist klassisch und hat viele Ballett-Elemente, was sehr gut für mich passt. Ich hatte sehr viel Ballett-Training und die Armbewegungen sind deshalb ganz natürlich für mich. Für Minerva ist es das erste Mal, dass sie so eine klassische Musik läuft. Aber ich finde, es passt auch sehr gut zu ihr.
 
Minerva Hase: Es ist natürlich ein schöner Klassiker. Aber für uns war es wichtig, diesen neu zu interpretieren und zu zeigen, dass man Klassiker modern gestalten kann und dass es nicht immer nur Geigenmusik sein muss. Wir haben da ein paar schöne Stücke gefunden, die ein bisschen dramatischer sind als das Original von Vivaldi.

Das Premierenjahr war bereits sehr erfolgreich: Sie holten WM-Bronze. Nun geht es in die zweite gemeinsame Saison. Verändert sich dadurch etwas?
 
Minerva Hase: Wir gehen auf jeden Fall eher als Favoriten in die Wettkämpfe. Die Leute kennen uns jetzt und erwarten viel mehr von uns. Sie erwarten, dass wir an die Leistung der vergangenen Saison anknüpfen und noch besser geworden sind. Es gibt viele Erwartungen von außen. Das hatten wir im letzten Jahr nicht, da waren wir das neue Anfänger-Paar. Von daher ist der Druck bei den Wettkämpfen ein anderer. Damit müssen wir lernen umzugehen.

Jetzt sind Sie bereits mit einer Bestpunktzahl in die neue Saison gestartet. Kann man das überhaupt noch toppen?
 
Minerva Hase: Es geht nicht darum, es jetzt in jedem Wettkampf besser zu machen, sondern vor allem darum, an die Leistung anzuknüpfen und sie immer wieder abrufen zu können. Natürlich wäre es auch schön, wenn man nochmal darüber hinauskommen würde. Es war der erste Wettkampf und wir haben viel Feedback von den Preisrichtern bekommen, was wir trotzdem noch verbessern können. Daran werden wir arbeiten und hoffen, die Leistung noch um ein paar Pünktchen steigern zu können.

Fabienne Hase und Nikita Volodin posieren mit Deutschlandfahne und Bronzemedaillen am 21.03.2024 in Montréal, Kanada.(Quelle:picture alliance/Anadolu/M.Alper Dervis)
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Was ist das große Ziel für diese Saison?
 
Minerva Hase: Bei der Weltmeisterschaft im März erlaufen wir die Olympia-Quotenplätze für Deutschland. Da ist gemeinsam mit dem anderen deutschen Paar das ganz große Ziel, diese Startplätze zu holen. Das ist der Hauptfokus in dieser Saison. Was an Podestplätzen dazukommt, ist sehr schön und ein gutes Add-on. Aber die Quotenplätze sind das Wichtigste.

Herr Volodin, Sie sind russischer Staatsbürger. Im Falle einer Olympiaqualifikation bräuchten Sie den deutschen Pass, um gemeinsam mit Minerva Hase für Deutschland starten zu dürfen. Wie ist da der aktuelle Stand?
 
Nikita Volodin: Ich will das auf jeden Fall machen und habe schon mit der Vorbereitung begonnen. Ich nehme Deutschstunden und versuche jeden Tag ein bisschen Deutsch zu sprechen. Noch mixe ich das allerdings mit Englisch. Aber es wird immer besser. Bei den Tests muss ich dann nicht nur deutsch sprechen, sondern mich auch mit der Geschichte und Politik Deutschlands auskennen.

Wissen Sie schon, wann sie diesen Test absolvieren werden?
 
Nikita Volodin: Am liebsten würde ich es im Mai das erste Mal probieren. Wenn ich dann durchfalle, wäre noch genug Zeit für einen weiteren Versuch. Aber hoffentlich schaffe ich es schon beim ersten Mal.

Vielen Dank für das Gespräch.
 
Das Interview führte Lukas Witte, rbb Sport.

Sendung: Der Tag, 24.09.2024, 19:15 Uhr