
Sportdirektor Stephane Richer Eisbären Berlin: Stephane Richer ist der Architekt hinter dem Erfolg in der DEL
Seit acht Jahren ist Stephane Richer Sportdirektor der Eisbären Berlin. Mit einem guten Transfer-Händchen baute er zuletzt vier Meistermannschaften und eine sportliche Kultur bei den Eisbären auf. Neue Fan-Rekorde sind die Folge.
Ein bisschen muss sich Stephane Richer noch gedulden. Während seine spielenden Schützlinge sich nach der jüngsten Meisterschaft in Richtung Norden zur WM oder in Richtung Sonne in den Urlaub verabschiedeten, sitzt der Sportdirektor der Eisbären Berlin noch am Schreibtisch. Telefonate mit Spieleragenten, die Wohnungssuche für Neuzugänge, das Organisieren eines Camps für Jungprofis – die vorsommerlichen Aufgaben eines Sportdirektors.

Wertschätzung statt Pfiffe
Dass diese in Berlin seit mittlerweile acht Jahren vom 59-jährigen Richer abgearbeitet werden, macht den Kanadier zum Architekten der jüngeren Eisbären-Erfolge. Als solcher erlebt Richer nach der diesjährigen Meisterschaft aktuell immerhin einen verhältnismäßig entspannten Arbeitsalltag. Grund ist eine Konstanz im Kader, über die sich nicht nur Richer freut, sondern auch die Fans der Eisbären.
Dabei ist es noch gar nicht so lange her, da klangen Sätze, die sowohl Richer als auch die Eisbären-Fans beinhalteten, noch ein wenig anders. Mehrfach musste sich der ruhige Kanadier in seinen ersten Berliner Jahren Pfiffe vom eigenen Anhang anhören – auch, als er ihm 2019 den damals neuen und heutigen Erfolgstrainer Serge Aubin vorstellte.
Mittlerweile überwiegt wechselseitige Wertschätzung: "Ich habe mit meiner Familie in Berlin ein Zuhause gefunden", sagt Richer im Gespräch mit dem rbb und ergänzt: "Es gibt keinen Grund, woanders hinzugehen." Die Vertragsverlängerung bis zum Sommer 2028, auf die sich die Eisbären und ihr Sportdirektor im Sommer einigten, erscheint da nur logisch.
Ein gutes Händchen bei der Spielerwahl
Von Vereinsseite waren dabei andere Argumente noch wichtiger als Richers Wohlfühlfaktor – nicht zuletzt dessen Art. "Stephane ist zu 150 Prozent Perfektionist", sagt Eisbären-Geschäftsführer Thomas Bothstede, "und er ist charakterlich einfach ein großartiger Mensch." Was salbungsvoll klingt, wirkt dennoch aufrichtig. Sein Kollege lebe den Gemeinschaftsgedanken vor, sagt Bothstede, und dabei auch die Wichtigkeit von Vertrauen.
Es ist eine wichtige Wechselwirkung: Richer vertraut seinen Kollegen in der Führungsriege der Eisbären, die wiederum vertraut dem Sportdirektor. Allen voran dessen Gespür in Sachen Personalplanung. Das spielt Richer selbst zwar gerne etwas herunter, wird von anderen dafür umso höher hervorgehoben. "Er legt viel Wert auf die Charakterzüge der Spieler", sagt Bothstede über Richer, "und wenn deine Mannschaft in fünf Jahren viermal Meister wird, liegst du auch sportlich offensichtlich oft richtig."

Ty Ronning jubelt über die Meisterschaft der Eisbären Berlin | Bild: IMAGO/Contrast
Vertrag mit Ty Ronning wurde früh verlängert
Ein gutes Beispiel hierfür ist die Personalie Ty Ronning. Im Sommer 2023 lotste Richer ihn aus Ingolstadt nach Berlin. Seine jüngst verkündete Vertragsverlängerung tütete Richer bereits vor Monaten ein – lange bevor Ronning sich als überragender Eisbär zuletzt für Klubs mit noch volleren Konten als dem der Berliner empfahl. "Er passt mit seiner Persönlichkeit sehr gut rein bei uns", sagt Richer, "wir freuen uns sehr, dass er bleibt."
Nicht vom Bleiben überzeugen konnte Richer unterdessen Gabriel Fontaine. Der Kanadier war vergangene Saison ebenfalls ein Erfolgsgarant der Eisbären, hatte von diesen auch ein Angebot zur Vertragsverlängerung vorliegen. Einziges Problem: Es reichte nicht. "Es gibt mit Sicherheit Klubs, die noch mehr zahlen können als wir und das auch tun", sagt Eisbären-Geschäftsführer Bothstede. Wenngleich der es nicht ausspricht, klingt dennoch durch: Fontaines neuer Verein, Red Bull München, ist ein solcher Klub.
Künftige Lieblinge für begeisterte Fans
Insgesamt aber ist die Liste der Eisbären, die ihre Verträge verlängert haben, in diesem Sommer deutlich länger als die der Abgänge. Hinzukommen punktuelle Neuverpflichtungen wie die von Markus Vikingstad und eine ganze Reihe beförderter Talente. Die Rolle von Eric Hördler dürfte weiterhin wachsen und auch die U18-Nationalspieler Maxim Schäfer und Elias Schneider hätten sich laut Richer "eine echte Chance verdient."
Sie sind nicht nur die nächsten vielversprechenden Emporkömmlinge aus der Eisbären-Familie, sondern als solche auch die nächsten potenziellen Identifikationsfiguren des Klubs. Als solche wären sie ein Kernelement der besonderen Begeisterung und des großen Gemeinschaftsgefühls, das bei den Berliner Fans aktuell herrscht.
Zuletzt stoppten die Eisbären nach nur zwei Wochen ihren Dauerkartenverkauf – nach über 6.500 verkauften Karten. Ein neuer Rekord, der bei der Vereinsführung die Sorge hervorrief, nicht mehr genug Einzelkarten für alle anderen Eisbären-Fans zur Verfügung zu haben.
Dauerkarten hin oder her: Stephane Richer hat seinen Platz in der Arena am Ostbahnhof für die kommende Saison selbstverständlich sicher. Bevor er diesen einnehmen wird, darf er aber doch noch ein wenig Urlaub machen – Ende Juni bei seiner Familie in Kanada.
Sendung: rbb24 Inforadio, 20.05.2025, 23:15 Uhr