
Volleyball-Bundesliga BR Volleys feiern 15. Meisterschaft: Nur in einer Halle kann es Konfetti regnen
Konfetti, Meisterschale, Siegershirts: Für die BR Volleys war es der große Moment zum Saisonabschluss. In Lüneburg steht eine einsame Konfettikanone. Wie die Finalisten zwei Meisterfeiern organisieren, aber nur eine stattfinden darf. Von Lynn Kraemer
8.553 Volleyball-Fans warten in der Max-Schmeling-Halle auf den großen Moment. Dann reißt der BR Volleys-Kapitän Ruben Schott die Meisterschale in die Luft. Goldenes Konfetti segelt aus vier Kanonen auf den 15-fachen Deutschen Meister herab. Aus den Boxen dröhnt Queens "We Are The Champions". Berlin hat die Finalserie souverän 3:0 gegen die SVG Lüneburg gewonnen.
Als die goldenen Schnipsel gerade auf dem Hallenboden angekommen sind, zündet aus einer der Kanonen plötzlich eine weitere, nicht ganz so eindrucksvolle Ladung neon-orangenes Konfetti. Das war so nicht geplant. Egal.

Berlin oder Lüneburg: Zwei mögliche Meisterfeiern
Nicht nur die Spieler haben einen Kraftakt hinter sich, sondern auch die Geschäftsstellen der Vereine. Um dem Sieger den großen Moment zu ermöglichen, bereiteten beide Teams eine Meisterfeier vor: Mit Berlin als Standort bei einer Entscheidung in Spiel drei oder fünf und Lüneburg in Spiel vier.
Die Volleyball-Bundesliga hat dafür einen Leitfaden, "der sowohl beim Ablauf als auch Material und den Ehrengästen eine bestimmte Orientierung gibt, damit wir standortunabhängig eine gewisse Qualität haben", so Liga-Geschäftsführerin Julia Retzlaff. Er sehe beispielsweise vor, "dass der Verein die Ehrung musikalisch und mit einem Moderator inszeniert."
Zwar stellt die Liga unter anderem die Medaillen, die schon zu Jahresbeginn in Auftrag gegeben wurden, den Aufdruck für das Meisterschild und den großen Torbogen als Kulisse, doch drumherum haben die Vereine viel Gestaltungsfreiraum. Wenn sie zusätzlich zu dem Standardprogramm, für das es einen Liga-Zuschuss in dreistelliger Höhe gibt, eine Pyroshow abfeuern wollen, haben sie freie Hand.
Finalerprobte BR Volleys
Für Berlin ist die Organisation der Meisterfeier fast schon Routine. "Wir sind erprobt und können auf ein gut funktionierendes System zurückgreifen", sagt Christof Bernier, Medienreferent der BR Volleys, im Gespräch mit rbb|24 am Tag vor dem dritten Spiel. Berlin kennt sowohl die Situation als Ausrichter, als auch als das Team, das sich umsonst auf eine Siegerehrung in der eigenen Halle vorbereitet hat.
"Es war jahrelang ein bisschen verhext mit der Meisterschaft zuhause. Es gab nur eine 2016 und dann wurde 2022 der Bann gebrochen." Dazwischen gewann Berlin zwar alle Meistertitel, entschied die Finalserie aber immer in Friedrichshafen für sich. Der Zweitplatzierte musste die Siegerehrung für die Gäste aus der Hauptstadt ausrichten. In den letzten drei Jahren konnten die BR Volleys die Meisterschaft zuhause in der Max-Schmeling-Halle feiern.
Keine Tulpen und kein Bier
So auch in diesem Jahr. Und die BR Volleys haben aus den Vorjahren gelernt. Als MVP und Geburtstagskind Jake Hanes vom Teamarzt eine Flasche Wasser in die Hand gedrückt bekommt, lässt sich das entgeisterte "For me?" auch vom Spielfeldrand von seinen Lippen ablesen. Übersetzt: "Kein Bier?!" Das muss bis nach der Siegerehrung warten.

MVP Jake Hanes trägt die Meisterschale durch die Max-Schmeling-Halle
"Die Bilder sind immer klasse, wenn sich die Spieler mit Sekt bespritzen oder mit Bierhumpen überkippen. Aber Konfetti und Sekt können zusammen Flecken auf dem ausgerollten Spielfeld machen", sagt Julia Retzlaff von der Volleyball-Bundesliga. Da der Spezialbelag sehr teuer ist, können die Vereine selbst entscheiden, ob sie Alkohol auf dem Spielfeld erlauben. Die BR Volleys machen nur für eine Aktion eine Ausnahme: Das traditionelle "Schuhbier" von Mittelblocker Nehemiah Mote, das er und ein paar Mitspieler aus ihren durchgeschwitzten Turnschuhen exen.
Und auch, dass die Spieler in Berlin Rosen überreicht bekommen, ist kein Zufall. "Vor drei Jahren hatten wir eine großartige Panne mit den Tulpen. Da sahen alle Fotos ein bisschen merkwürdig aus, weil die Spieler mit hängenden Tulpen in der Hand auf dem Podest standen", sagt Christof Bernier. In den sozialen Medien wurden so viele Witze über die Tulpen gemacht, dass sie von den BR Volleys für alle zukünftigen Siegerehrungen verbannt wurden. Doch auch die Liebe für die Rosen hält sich in Grenzen: Ruben Schott und Johannes Tille verstecken ihre sofort hinter dem Podest, wo sie für die Aufräumcrew liegenbleiben.

Bestellung mit Risiko
Die schwarzen “Deutscher Me15er”-T-Shirts, die Berlins Spieler nach ihrer Ehrenrunde überziehen, wurden mit zwei Wochen Vorlauf bestellt. "Mit dem Design haben wir uns wegen der Produktionszeiten schon ab Halbfinaleinzug beschäftigt. Und mit Finaleinzug haben wir die T-Shirts in Auftrag gegeben, um sie rechtzeitig zu haben", sagt BRV-Medienreferent Christof Bernier.
Ganz anders in Lüneburg: Da waren die T-Shirts vier Tage zuvor noch nicht bedruckt. "Wir warten natürlich jetzt erstmal die Spiele ab. So schnelllebig, wie das momentan alles ist, muss man für alles gewappnet sein", so Lüneburgs Business Manager Matthias Pompe am Mittwoch, als sein Team in der Serie 0:1 hinten liegt.
Eine Entscheidung, die sich im Nachhinein als richtig herausstellt. Nach dem verlorenen Finale müssen keine T-Shirts zerschnitten und entsorgt werden. Das wäre, laut Christof Bernier, bei einer Berliner Niederlage der Fall gewesen: "Wenn die Shirts nur wenig explizite Beflockung haben, dann arbeitet unser Anbieter mit einer Behindertenwerkstatt zusammen. Das Design wird abgeschnitten und die Stoffe zum Beispiel als Lappen vernäht."
Was wäre, wenn ...
Und was, wenn Lüneburg Spiel drei gewonnen hätte? "Die Lüneburger würden die Medaillen, die Meisterschale, den großen Torbogen und all die Dinge in ihren Mannschaftsbus packen und mitnehmen", sagt Julia Retzlaff. Die BR Volleys hätten den Lüneburgern außerdem eine ihrer alten Platten fürs Meisterschild mitgegeben. "Da tauscht man sich schon ein bisschen aus, damit der Kram nicht mehrfach neu produziert werden muss", so Bernier.
Die Blumen hätten die Berliner nach dem Spiel im VIP-Raum an Partner, Sponsoren und Volunteers verteilt. Und dann wäre da noch das einsame Schicksal der vier Konfettikanonen gewesen: "Wenn es nicht klappt, fahren sie am nächsten Tag auf den Schießplatz und feuern es in die Luft." Die Kanonen haben so viel Wumms, dass sie nicht für ein mögliches fünftes Spiel zwischengelagert werden dürfen. In diesem Jahr kommt die schon vorbestellte Kanone der Lüneburger nicht zum Einsatz.

Versöhnlicher Abschluss: Die Spieler der SVG Lüneburg feiern nach der Siegerehrung mit den mitgereisten Fans ihre Silbermedaille
Berlin feiert – Lüneburg auch
Ganz umsonst waren die Vorbereitungen und Getränkebestellungen der Lüneburger aber nicht. "Egal in welche Richtung, ob Meister oder Zweiter, kommt da noch Einiges auf uns zu. Was schön ist, weil man sich für die ganze Saison belohnt", sagt Matthias Pompe schon vor dem Entscheidungsspiel. Statt Meisterfeier heißt es für die Lüneburger nun "Verabschiedungsfeier von einer geilen Saison." Einen kleinen Vorgeschmack gibt es dafür schon nach dem Finale, als der mitgereiste Gästeblock sein Team freudestrahlend und stolz in Empfang nimmt.
Auch für Diagonalangreifer Jake Hanes geht der Wunsch nach einem Geburtstagsbier in Erfüllung. Knapp zwei Stunden nach der Siegerehrung und eine ausgiebige Bierdusche später trägt er die Meisterschale barfuß und klitschnass durch den VIP-Bereich.
Sendung: rbb24, 03.05.2025, 21:45 Uhr