Werder-Torhüter Jiri Pavlenka nach dem 2:4 in Darmstadt.

NDR-Sport Zu sehr auf Füllkrug fokussiert? Werder Bremen hinten ohne Halt

Stand: 02.10.2023 11:49 Uhr

Zwei 2:4-Auswärtsniederlagen bei den Aufsteigern Heidenheim und Darmstadt setzen Werder Bremen kräftig zu. Dem ohne neuen Verteidiger in die Bundesliga-Saison gegangenen Team fehlte in der Fremde zuletzt zweimal die Stabilität. Wurde in der vergangenen Transferperiode etwas versäumt?

Von Christian Görtzen

Über den gesamten Sommer hinweg überlagerte bei Werder Bremen ein Thema alles andere: Wie geht es weiter mit Niclas Füllkrug, dem Torschützenkönig der vorangegangenen Bundesliga-Saison? Bleibt er? Geht er? Und wie ließe sich der Weggang des deutschen Nationalstürmers kompensieren? Bei allem Werben der sportlichen Leitung um den 30-Jährigen - es war letztlich vergebens: Der gebürtige Hannoveraner wechselte Ende August zum Champions-League-Teilnehmer Borussia Dortmund.

In der Offensive wurde gehandelt...

Den Handlungsbedarf in der Offensive hatten Sportchef Frank Baumann sowie Clemens Fritz, Leiter des Lizenzbereiches, und Trainer Ole Werner fraglos schon vor dem drohenden Weggang von Füllkrug gesehen. Werder hatte bereits Anfang Juni mit der Verpflichtung von Liverpool-Star Naby Keita aufhorchen lassen. Und nach Füllkrugs Weggang wurde von Eintracht Frankfurt als Ersatz der trickreiche Kolumbianer Rafael Borré ausgeliehen. In der Offensive, das lässt sich dem SV Werder nicht vorhalten, wurde gehandelt.

...eine Verstärkung für die Defensive aber nicht geholt

Nach sechs Spieltagen der neuen Saison sieht es aber so aus, als sei bei den Personalplanungen der Fokus zu scharf auf den Angriff gestellt gewesen und dass darüber der Blick für die Notwendigkeit von Verstärkungen in der Defensive abhandengekommen ist. Bremen hat in der Transferperiode keinen einzigen nominellen Verteidiger verpflichtet, sondern in dem Belgier Senne Lynen (Union Saint-Gilliose) nur einen defensiven Mittelfeldspieler.

Angesichts dessen, dass das Werner-Team in der vergangenen Saison mit 64 Gegentoren die viertschlechteste Defensive der Liga gestellt hatte, ist das schon recht erstaunlich.

Dass es in der Abwehr nicht gut läuft, zeigten die vergangenen beiden Gastspiele bei den Aufsteigern 1. FC Heidenheim und Darmstadt 98, die jeweils mit 2:4 verlorengingen. 14 Gegentore sind es nun bereits für die Grün-Weißen, die mit sechs Punkten Tabellenzwölfter sind. Am Sonntag in Darmstadt bildeten Kapitän Christian Groß, Amos Pieper und Milos Veljkovic eine Dreierkette, die komplett überfordert wirkte. Auch weil davor Lynen dem Bremer Spiel keine Stabilität verschaffte. Letztlich bot die ganze Mannschaft eine ganz schwache Leistung.

"Das ist total enttäuschend und viel zu wenig."
— Werder-Trainer Ole Werner

"Wir waren nicht auf dem Platz was den Widerstand, die Emotionalität und die Intensität betrifft. Wir haben auf einen frühen Rückschlag nie eine Antwort gefunden. Das ist total enttäuschend und viel zu wenig, um Bundesliga-Fußball zu spielen", kritisierte Werner scharf und fügte hinzu: "Klar ärgert mich das, weil dies der Schlüssel ist für alles, was du tust."

Profichef Fritz sah es genauso: "Die Leistung in den ersten 70 Minuten ist nicht der Anspruch, den wir haben. Fehlende Intensität, fehlende Handlungsschnelligkeit, fehlende Zweikampfschärfe - so kannst du kein Spiel gewinnen." Der Ex-Profi kündigte an: "Das müssen wir aufarbeiten."

Werder gegen Hoffenheim gefordert

Und das bestmöglich noch in dieser Woche, um mit einem guten Ergebnis gegen die TSG Hoffenheim (Sonnabend, 18.30 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) und einem dementsprechenden Gefühl in die länderspielbedingte Pause in der Bundesliga gehen zu können.

Fritz haderte mit den extremen Leistungsschwankungen zuletzt. Zwischen den 2:4-Niederlagen in Heidenheim und in Darmstadt gelang zu Hause ja ein 2:1 gegen den 1. FC Köln. Mit Bezug auf die beiden Niederlagen bei den Neulingen sagte er: "Wenn du die Basics nicht abrufst, wird es schwer. Das müssen wir schnellstmöglich abstellen."

Werner gab daher die Marschroute vor: "Wir müssen uns als Mannschaft eine Stabilität erarbeiten. Das ist unsere Hauptaufgabe." Sollte das in den weiteren Spielen der Hinrunde nicht gelingen, spricht sehr viel dafür, dass in der Winterpause gehandelt wird - dann in der Defensive und weniger in der Offensive.

Dieses Thema im Programm:
Sportclub | 01.10.2023 | 22:50 Uhr