
NDR-Sport Bleiben oder gehen? Das ist die Frage beim FC St. Pauli
Der FC St. Pauli hat eine überzeugende Bundesliga-Saison gespielt. Doch wie nach dem Aufstieg vor einem Jahr stellen sich entscheidende Fragen: Bleibt Trainer Blessin? Können alle Leistungsträger gehalten werden?
Erfolg weckt Begehrlichkeiten: Keine neue Erkenntnis, für den FC St. Pauli jedoch möglicherweise abermals ein größeres Problem. Nach einer überzeugenden Bundesliga-Saison und dem souveränen Klassenerhalt stehen Trainer Alexander Blessin und mehrere Leistungsträger wohl im Fokus anderer Vereine. Steht St. Pauli vor einem - ungewollten - Umbruch?
Neben dem Coach werden Keeper Nikola Vasilj, Philipp Treu, Eric Smith und Elias Saad als mögliche Abgänge gehandelt. Seit dem vergangenen Sonnabend ist auch Oladapo Afolayan ein Kandidat, doch das ist eine andere Geschichte.
St. Pauli ist finanziell ein Leichtgewicht
Noch hat keiner der Umworbenen seinen Wechselwunsch geäußert. Nur kommt vielleicht doch irgendwann das berühmte Angebot, das man nicht ablehnen kann. Wahrscheinlich nicht von Don Corleone, aber einem Club, der mehr Geld zur Verfügung hat als St. Pauli.
Und das trifft in der Bundesliga auf beinahe jeden Verein zu. Der FC St. Pauli hat eine große Strahlkraft, aber finanziell gehört er zu den Leichtgewichten. Selbst die beiden Aufsteiger Hamburger SV und 1. FC Köln hatten in der vergangenen Zweitliga-Saison ein deutlich höheres Budget: der HSV sogar um rund 30 Prozent.
Trainer Blessin: "Werde nicht irgendwas versprechen"
Die wichtigste Personalie, die Sportchef Andreas Bornemann möglichst schnell klären muss: bleibt Blessin? "Ich liebe St. Pauli. Es war ein umwerfendes Jahr und hat unheimlich viel Spaß gemacht", betonte der Coach nach dem letzten Spieltag. Ergänzte jedoch: "Ich würde gerne bleiben. Momentan spricht nichts dagegen. Aber du weißt nie, was passiert. Ich werde jetzt nicht irgendetwas versprechen."
Muss Bornemann erneut Ersatz für einen erfolgreichen Trainer finden? Dass dies gelingen kann, zeigt die Personalie Blessin, der nach dem Aufstieg im vergangenen Sommer für Fabian Hürzeler ans Millerntor kam.
Und nach dem Willen der Verantwortlichen dort noch einige Zeit bleiben soll. "Alex Blessin ist unser Trainer. Er hat einen Vertrag, und ich freue mich auf jeden Tag, den ich mit ihm zusammenarbeiten kann", sagte Präsident Oke Göttlich dem NDR.
Treu, Saad, Smith, Vasilj könnten Wechselkandidaten sein
Auf Spielerseite dürfte Treu derjenige sein, der für andere Clubs am interessantesten ist. Der Außenbahnspieler hat sich in den vergangenen beiden Jahren in Hamburg enorm entwickelt und ist zu einem unumstrittenen Stammspieler geworden. "Mal schauen", lautete seine Antwort direkt nach Saisonende mit Blick auf seine Zukunft.
Immerhin brächte sein Abgang St. Pauli eine Ablöse, ebenso wäre dies der Fall, falls Saad, Smith oder Vasilj wechseln. "Natürlich spielen die auf einem Niveau, mit dem sie Begehrlichkeiten wecken können", betonte Göttlich: "Wir werden sehen, was da passiert."
Sands wird erneut ausgeliehen - was passiert mit Guilavogui?
Den Abgang von Leistungsträgern zu verhindern, ist eine Aufgabe für Bornemann. Leihspieler fest zu verpflichten oder erneut auszuleihen, die andere. Besonders im Fokus steht hierbei Morgan Guilavogui, der mit sechs Treffern St. Paulis bester Torschütze war. Die Hamburger sollen eine Kaufoption besitzen für den Franzosen, der aus Lens ausgeliehen ist.
Auch Offensivspieler Noah Weißhaupt und Abwehrmann Siebe Van der Heyden würde St. Pauli sicherlich gerne am Millerntor halten, für sie gibt es aber keine Kaufoption.
Beim derzeit verletzten Mittelfeldspieler James Sands konnte hingegen bereits Erfolg vermeldet werden. Seine Leihe vom New York City FC wurde am Dienstag um ein Jahr verlängert.
Hat Afolayan noch eine Zukunft am Millerntor?
Eine unangenehme Entscheidung könnte über den Verbleib von Afolayan anstehen. Der Engländer war einer der Aufstiegshelden und Publikumslieblinge, in dieser Spielzeit aber häufig nur Ergänzungsspieler. Blessin machte kein Geheimnis daraus, dass ihm Afolayans Defensivverhalten nicht immer gefiel.
Bei Afolayan wiederum staute sich eine Menge Frust auf, den er direkt nach dem Saisonfinale ungefiltert preisgab. "Es waren beschissene sechs Monate. Ich hatte nicht den Eindruck, die Spielzeit zu bekommen, die ich verdient gehabt hätte. Und wenn ich gespielt habe, wurde ich nicht so wertgeschätzt, wie es angemessen gewesen wäre."
Göttlich kommentierte die Vorwürfe recht elegant. "Ich betrachte die Worte so: Da spricht jemand seine Ambitionen aus. Er hat jeden Tag die Chance zu zeigen, dass er ein sehr guter Spieler des FC St. Pauli ist."
Trotzdem stellt sich die Frage, ob Afolayan noch eine Zukunft am Millerntor hat. Vor allem, wenn Blessin Trainer bleibt. Aber auch diese Frage ist ja noch ungeklärt.
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Sportclub | 18.05.2025 | 22:45 Uhr