Coach Elard Ostermann und Spieler Ersin Zehir von Eintracht Norderstedt sowie Colin Blumauer und Coach Marius Nitsch (v.l.) vom USC Paloma

Hamburger Landespokal Stolpert Norderstedt gegen Paloma?

Stand: 21.05.2025 11:40 Uhr

Regionalligist Eintracht Norderstedt geht als Favorit ins Endspiel um den Hamburger Fußball-Verbandspokal am Sonnabend gegen den USC Paloma. Weil der klassentiefere Kontrahent aber die beste Saison seiner Vereinshistorie gespielt und zudem einen Spion in seinen Reihen hat, scheint für die "Tauben" der große Coup möglich.

Von Hanno Bode

Sein Name ist Niemann. Moritz Niemann. Und wie der legendäre Meisterspion James Bond hat der 29-Jährige viele, viele Informationen gesammelt. Nicht über Schurken, die die Welt in Schutt und Asche legen wollen oder zumindest spektakuläre Verbrechen im Kopf haben. Niemann hat viel Wissen über die Eintracht aus Norderstedt angehäuft. Und das sogar, ohne dabei konspirativ vorgehen zu müssen.

Nach fünf Jahren beim Uhlenhorster Sportclub Paloma war der Mittelfeldmann im vergangenen Sommer nach Norderstedt gewechselt. Dort war der Blondschopf auch Stammkraft, kehrte dann aber im Winter aus beruflichen Gründen zum Oberligisten zurück. Und das kommt dem Verein aus dem Arbeiterviertel nun zugute.

Niemann darf zwar am Sonnabend (12.30 Uhr, im Video-Livestream bei NDR.de) im Endspiel, das im Rahmen des Finaltags des Amateure ausgetragen wird, nicht auflaufen, weil er bereits für die Eintracht in dem Wettbewerb eingesetzt wurde. "Aber vielleicht kann er ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern", sagte Palomas Trainer Marius Nitsch: "Es hilft natürlich, wenn man da ein bisschen was gehört hat."

Paloma zum zweiten Mal in Folge im Endspiel

Der 31-Jährige hat den Oberligisten zum zweiten Mal in Folge in das Endspiel geführt. Im vergangenen Jahr waren die "Tauben" beim 0:4 gegen den Regionalligisten Teutonia 05 Ottensen chancenlos. Bereits zur Pause leuchtete der Endstand im Stadion des SC Victoria an der Hoheluft von der Anzeigetafel.

Der Außenseiter, bei dem Niemann die Kapitänsbinde trug, scheiterte an seinem schwachen Nervenkostüm und einer fehlerbehafteten Arbeit gegen den Ball.

Moritz Niemann und Coach Marius Nitsch (v.l.) vom USC Paloma

Moritz Niemann (l.) ist gegen seinen Ex-Club gesperrt, wird USC-Coach Marius Nitsch aber Tipps geben.

Vergangenheit. Nun soll alles besser werden. Viel besser. "Wir kennen die Abläufe schon ein bisschen. Das ist für den einen oder anderen Spieler förderlich, dass die Nervosität und die Anspannung vielleicht nicht ganz so groß ist", sagte Nitsch. Der Coach, der in einem Altbau gegenüber dem Jonny-Rehbein-Sportplatz des USC wohnt, bringt nicht nur große Vereinsidentifikation, sondern auch sehr großes Fußballfachwissen mit. Seit seiner Amtsübernahme 2021 wusste sich das Team kontinuierlich zu steigern, landete in der gerade abgelaufenen Spielzeit auf Platz vier.

USC-Talent Sabah wechselt nach Finale zu St. Pauli

Erfolg, der Begehrlichkeiten weckte. Hatte Nitsch in der Vorsaison "Spion" Niemann nach Norderstedt ziehen lassen müssen, verlässt nun in Haron Sabah das aktuell wohl größte Talent den "Taubenschlag". Der 20 Jahre alte Linksaußen wechselt zum FC St. Pauli in die U23. Experten trauen dem dribbelstarken Angreifer zu, dort eine ähnliche Entwicklung wie Elias Saad zu nehmen.

Erst einmal möchte sich Sabah aber in seinem letzten Spiel für den USC am Sonnabend mit einem Titel von dem Club verabschieden, für den er seit 2020 spielt. Dafür müssen er und seine Teamkameraden aber absolute Topform abrufen, wie Nitsch untermauerte: "Wir wissen natürlich, dass wir auf sein sehr starkes Eintracht Norderstedt treffen, das gerade in der Rückrunde einen hervorragenden Lauf hatte, ein verdammt gutes Jahr 2025 gespielt hat."

Ex-HSV-Profi Ostermann rettet Norderstedt vor Abstieg

Palomas Coach sprach damit die Norderstedter Aufholjagd in der Regionalliga-Rückrunde an. Nachdem die Garstedter zum Jahreswechsel noch akut abstiegsgefährdet waren, punkteten sie im neuen Jahr zuverlässig und machten bereits vor drei Wochen den Klassenerhalt perfekt.

Architekt des Erfolges ist Elard Ostermann, der das Traineramt an der Ochsenzoller Straße Mitte November des vergangenen Jahres übernahm. Unter dem früheren Profi des Hamburger SV gab es nur vier Pleiten in 18 Pflichtspielen.

Trainer Elard Ostermann von Eintracht Norderstedt

Brachte Norderstedt wieder auf Kurs: Coach Elard Ostermann.

Trotz der beeindruckenden Serie ist der 56-Jährige weit davon entfernt, seine Mannschaft als klaren Favoriten im Endspiel anzusehen. "Ich finde generell, dass im Finale immer alles offen ist. Wir kommen aus dem unteren Drittel der Regionalliga und da ist der Leistungsunterschied zur Spitzengruppe in der Oberliga nicht so groß. Ich glaube, dass ist ein offenes Rennen", sagte der Coach. In dieselbe Kerbe schlägt auch sein Kapitän Ersin Zehir: "Das ist ein Fifty-fifty-Spiel."

Paloma-Coach Nitsch bekommt Insider-Wissen

Eine Partie also, in der Kleinigkeiten entscheiden könnten. Wie beispielsweise das Wissen über das eine oder andere Geheimnis des Gegners. Und in diesem Punkt dürften die Vorteile klar beim USC liegen. Denn nicht nur Niemann war bis vor wenigen Monaten noch bei der Eintracht aktiv.

In Max Krause, bis November Co-Trainer in Norderstedt), und Denny Schiemann (bis Oktober Sportlicher Leiter der Garstedter) kann Nitsch bei zwei weiteren langjährigen Paloma-Spielern nachhorchen, was denn beim Gegner so gut und vielleicht etwas schlechter läuft. Man kann also durchaus von einem "Spionage-Großangriff" des Oberligisten vor dem Finale sprechen, dessen Sieger sich für den DFB-Pokal qualifiziert.

Teutonia 05 zum dritten Mal Hamburger Pokalsieger

Dieses Thema im Programm:
Hamburg Journal | 25.05.2025 | 18:00 Uhr