
Deutlicher Sieg beim Absteiger Nächster Halt Königsklasse - BVB krönt Aufholjagd in Kiel
Borussia Dortmund krönt seinen starken Endspurt in der Fußball-Bundesliga mit einem 3:0 (1:0)-Heimsieg am 34. Spieltag gegen Holstein Kiel und der Qualifikation für die Champions League.
Serhou Guirassy (3. Minute, Foulelfmeter), Marcel Sabitzer (47.) und Felix Nmecha (72.) sorgten am Samstag gegen bereits abgestiegene Kieler - die nach Rot gegen Carl Johansson (9.) früh in Unterzahl spielten - für Glückseligkeit beim BVB. Damit hat sich die Borussia noch im letzten Moment aus eigener Kraft auf Platz vier vorgespielt und darf auch in der Saison 2025/26 mit den üppigen Geldtöpfen der Königsklasse planen.
Danach hatte es Mitte März noch nicht ausgesehen, als Dortmund nach einem 0:2 in Leipzig nur auf Platz elf lag. Die Champions League schien bei zehn Punkten Rückstand auf Rang vier fast Lichtjahre entfernt.
Doch der BVB, der im DFB-Pokal schon in Runde zwei beim VfL Wolfsburg ausgeschieden war und es in der Champions League immerhin bis Viertelfinale geschafft hatte, fing sich. Trainer Niko Kovac fand als Nachfolger des Ende Januar entlassenen, glücklosen Nuri Sahin die richtige Mischung, Ausrichtung und Ansprache für das Team. Mit 22 Punkten aus den jüngsten acht Spielen schaffte Dortmund den Umschwung. Während die Spieler mit ihren Familien auf dem Rasen und den Fans vor der Südtribüne erleichtert aber keineswegs ausgelassen feierten, spielte die Stadion-Regie die Champions-League-Hymne ein. Die Borussia hat aus einer unterdurchschnittlichen Saison noch eine ordentliche gemacht. Und vielleicht passiert ja bei der Klub-WM im Sommer noch etwas Besonderes.
"Unterm Strich sind wir glücklich, sind wir froh, aber es gibt sicherlich keinen Grund zu feiern", lautete das eher nüchterne Fazit von BVB-Trainer Kovac.
Serhou Guirassy lässt Dortmund ganz früh jubeln
Das freudige Vibrieren in Schwarz-Gelb durfte im entscheidenden Spiel schon wenige Sekunden nach Anpfiff in einen ersten Jubelsturm ausbrechen. Nmecha zog über links in den Strafraum. Kiels Kapitän Lewis Holtby lief dem Dortmunder ungeschickt in die Beine. Elfmeter. Guirassy ließ sich das nicht nehmen, schoss zum 1:0 ins linke Eck ein. 15.33 Uhr. Absolute Glückseligkeit bei allen Borussen - zu diesem Zeitpunkt stand das Team von Niko Kovac in der Champions League.
Und kurz darauf sah es noch besser aus: Karim Adeyemi spitzelte einen Pass noch an Holsteins Johansson vorbei und wäre Richtung Tor durchgewesen. Dem Kieler blieb nur eine Notgrätsche und dafür kassierte er die Rote Karte. "Das ist maximal bitter gelaufen", stellte Kiels Torwart Thomas Dähne gegenüber der Sportschau fest: "Wir hatten uns schon einiges vorgenommen." Danach dominierte der BVB das Spiel, hatte durch Distanzschüsse von Sabitzer (21.) und Julian Ryerson (25.) auch noch gute Abschlüsse.
Seltsamer Bruch im BVB-Spiel gegen Kiel
Frühe Führung, Überzahl, Überlegenheit - was sollte jetzt noch schiefgehen? Das schienen sich auch die Dortmunder zu denken. Denn auf einmal agierten die Schwarz-Gelben seltsam passiv in der Offensive. Viele Quer- und Rückpässe gegen tief stehende Kieler trieben Kovac an die Seitenlinie. Lautstark und mit deutlichen Gesten trieb der BVB-Coach sein Team nach vorne. Aber die Mannschaft hatte eine seltsame Lähmung erfasst. "Da haben wir viel zu langsam gespielt, viel zu wenig die Breite bespielt", stellte Kovac später fest.
Passend dazu fiel in Freiburg das 1:0 für den SC gegen Frankfurt. 16 Uhr. Borussia Dortmund war wieder auf Platz fünf zurückgefallen. Und kurz darauf hätte es noch schwieriger werden können, als sich Kiel bis zur Grundlinie durchspielte und Shuto Machino (39.) den Rückpass aus sieben Metern aufs Tor brachte. Doch BVB-Schlussmann Gregor Kobel reagierte mit einer Fußabwehr stark.
In der Kabine zurück auf Platz vier
Auf den Rängen im proppenvollen Westfalenstadion machte sich Unruhe breit. Vereinzelt gab es Pfiffe, auch als es mit der knappen Führung in die Pause ging. Als Kovac sein Team dann in der Kabine auf die zweite Halbzeit einstellte, war der BVB auf einmal wieder Vierter. Frankfurt war der Ausgleich in Freiburg gelungen. 16.22 Uhr. Dortmund war wieder ein Champions-League-Teilnehmer.
Ob es die Borussia-Elf wusste oder nicht: Sie startete auch in die zweite Halbzeit optimal. Einen eigentlich abgewehrten Ball spielte Machino ungeschickt zurück an den eigenen Strafraum zu Julian Brandt. Der legte zurück auf Sabitzer. Der Österreicher rutschte bei seinem Schussversuch aus 18 Metern aus, aber da gleich zwei Kieler abfälschten, landete der Ball doch zum 2:0 im Netz.
Felix Nmecha beseitigt letzte Zweifel beim BVB
"Olé, hier kommt der BVB" - auf einmal war die Südtribüne voll da und auch beim Team schienen alle Zweifel beseitigt. Bei einem Sieg mit zwei Toren war es schließlich einerlei, was Freiburg und Frankfurt knapp 500 Kilometer entfernt veranstalteten. Das schien der Borussia das letzte bisschen Selbstvertrauen zu geben, die Nummer gut zu Ende zu bringen.
Dortmund ließ nichts mehr zu - und legte auch noch mal nach. Nmecha hatte links im Strafraum zu viel Platz und drehte den Ball zum 3:0 ins Netz. Kurz zuvor war Frankfurts klare Führung in Freiburg eingeblendet worden und die große Party in Schwarz und Gelb konnte auf den Rängen losgehen. Auch bei Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportchef Lars Ricken schlich sich auf den Sitzplätzen in der Loge ein gelöstes Lächeln ein.
In der Rückrunden-Tabelle verdrängte das Kovac-Team sogar noch Bayer 04 Leverkusen von Platz zwei. Das dürfte dann auch der Mindest-Anspruch für die kommende Saison sein. "Der BVB ist wieder da", lautete dazu der passende Gesang der schwarz-gelben Gemeinde.