
Handball | Bundesliga Thüringer HC vor Herkulesaufgabe - Sachsen Zwickau kann ersten Matchball nutzen
Die klare Niederlage im ersten Playoff-Spiel gegen Topfavorit HB Ludwigsburg wirkt beim Thüringer HC noch nach. Trainer Herbert Müller hofft nach den Strapazen der vergangenen Wochen vor allem auf "mentale Frische", um das Ruder doch noch einmal herumzureißen. Derweil hat der BSV Sachsen Zwickau am anderen Ende der Tabelle den Klassenerhalt gegen Leverkusen vor Augen. Auch, wenn es offensiv noch Luft nach oben gibt.
Nach dem "Wunder von Graz" braucht der Thüringer HC im Playoff-Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft am Mittwoch (19:30 Uhr im Liveticker) ein wohl noch größeres Wunder. Gegen die HB Ludwigsburg setzte es für den Europapokalsieger am vergangenen Samstag im ersten Spiel der Best-of-three-Serie eine mehr als deutliche 23:37-Niederlage. Der haushohe Favorit auf den Titel war in nahezu allen Belangen überlegen.
Müller: "Die Spannung hat nachgelassen"
Wirklich unerwartet kam der herbe Rückschlag für THC-Trainer Herbert Müller allerdings nicht. Die vorangegangene "unfassbar harte Woche", in der die Thüringerinnen mit dem Sieg in der European League Geschichte geschrieben hatten, hatte schließlich ihre Spuren hinterlassen. "Die Spannung hat nachgelassen. Das ist menschlich völlig verständlich", sagte Müller am Dienstag im Gespräch mit SPORT IM OSTEN.

Gegen die Offensivwucht von Ludwigsburg und Xenia Smits war der Thüringer HC im ersten Spiel chancenlos.
Zwischen dem Sieg im Europapokalfinale gegen Ikast Håndbold und dem Auftritt in Ludwigsburg konnte sein Team nur ein einziges Training absolvieren. "Die Mannschaft ist enorm müde. Wir hatten unseren Höhepunkt in Graz", führte Müller aus: "Du musst über deine Grenzen gehen, wenn du so eine Champions-League-Mannschaft wie Ludwigsburg knacken willst. Wir haben aber einfach zu viel liegengelassen"
Kein Mittel gegen HB-Keeper Bundsen
Einzig in der Anfangsphase konnte der THC das Geschehen offen halten, ehe vor allem das Rückzugsverhalten nicht mehr passte. Hinzu kamen ungewohnt viele technische Fehler und eine Johanna Bundsen im Tor der Ludwigsburgerinnen, die die an der Schulter angeschlagene Johanna Reichert und Co. mit zahlreichen Paraden zum Verzweifeln brachte. So war die Partie bereits zur Halbzeit gelaufen.

Ludwigsburgs Keeperin Johanna Bundsen war im ersten Spiel kaum zu überwinden und parierte 14 Würfe.
Was stimmt also positiv für das Rückspiel? Zunächst natürlich der Auftritt vor den eigenen Fans. Zudem hatte der THC ein paar Tage, um die Köpfe nach dem ganzen Trubel in Graz wieder freizubekommen. In den Trainingseinheiten wurde taktisch am Offensiv- und Positionsspiel gefeilt.
Sollte sein Team einen guten Start in die Partie erwischen, das Rückzugsverhalten verbessern und nicht zuletzt die nötige "mentale Frische" mitbringen, sei alles möglich, sagte Müller. Schließlich hat sich an der Ausgangslage nicht viel verändert. "Du brauchst zwei Siege für das Finale", so die einfache Rechnung des 61-Jährigen: "Und einen davon wollen wir mal Mittwoch eintüten."
Erster Machtball für Sachsen Zwickau
Ganz anders gestaltet sich die Ausgangslage beim BSV Sachsen Zwickau. Nach zwei denkbar knappen Niederlagen in der ersten Playdown-Runde gegen Buxtehude feierte das Team von Trainer Norman Rentsch in der alles entscheidenden Best-of-Three-Serie gegen Bayer Leverkusen in der vergangenen Woche einen deutlichen 27:18-Sieg im ersten Spiel. Die Zeichen stehen auf Klassenerhalt, wenn der BSV am Mittwoch (18:30 Uhr im Liveticker) zur zweiten Partie nach Leverkusen reist.
Von einer vorzeitigen Entscheidung wollte Rentsch nach dem Erfolg in Leverkusen aber nichts wissen. Schon gegen Buxtehude war Sachsen Zwickau nah dran und stand am Ende doch mit leeren Händen da. Der jüngste Auftritt stimmt dennoch positiv. "Wir haben an unsere Stärken geglaubt und sind cool geblieben", meinte der 45-Jährige hinterher im Interview mit SPORT IM OSTEN.
Defensive überzeugt - Offensive hat Luft nach oben
Vor allem die zerfahrene Anfangsphase mit vielen strittigen Schiedsrichterentscheidungen habe die Mannschaft nicht aus dem Konzept gebracht. Hinzu kam eine saubere Defensivarbeit, garniert mit etlichen Paraden von Torhüterin Barbara Györi, die nur sieben Gegentore in der ersten Halbzeit kassierte. Auch der schmerzhafte Ausfall von Kreisläuferin Victoria Hasselbusch (Mittelhandbruch) warf das Team nicht zurück.
Dennoch gab es auch Defizite. Gerade im Spiel nach vorne fehlte den Zwickauerinnen in der zweiten Halbzeit phasenweise die Effizienz. Zwischenzeitlich blieb man neun Minuten ohne eigenen Treffer. Für Rentsch gilt es am Mittwoch, vor allem in den Tempogegenstößen "besser und bewusster" zu agieren. "Wir müssen mehr Ballsicherheit in den Torabschluss bekommen. Mehr "Cleverness und Abgezocktheit" auf die Platte bekommen, "um das Spiel früh genug zu entscheiden."
SpiO