Torjubel Xaver Schlager (RB Leipzig)

Champions-League-Sieg in Bern RB Leipzig dank "konstruktiver" Kabinenkritik auf Kurs

Stand: 20.09.2023 09:16 Uhr

RB Leipzigs Auftaktsieg in der Gruppenphase der Champions League war ein hartes Stück Arbeit. Vor allem die Schwächephase in der ersten Halbzeit gab Rätsel auf. Dass am Ende doch der verdiente Sieg heraussprang, war auch einer Aussprache in der Kabine zu verdanken.

Es wurde zur Halbzeit schon etwas lauter in den Katakomben des Berner Wankdorfstadions. "Wir waren unzufrieden und sauer. Wir wussten, das ist nicht unser Spiel", sagte RB Leipzigs Mittelfeldspieler Xaver Schlager nach Abpfiff des Auftaktspiels in der Gruppenphase der Champions League bei den Young Boys Bern.

RB beginnt stark und lässt stark nach

Nachdem seine Mannschaft auf ungewohntem Kunstrasen wie entfesselt gestartet und nach wenigen Minuten durch einen Kopfball von Mohamed Simakan in Führung gegangen war, folgte eine Schwächephase, die der Gegner zum Ausgleich nutzte. "Wir müssen es in der ersten Halbzeit besser ausspielen", wusste auch Emil Forsberg. Nach der Führung habe man sich von den Bernern zu leicht zurückdrängen lassen, "unser Pressing war nicht gut", kritisierte der schwedische Offensivspieler. Zudem stagnierte das Kombinationsspiel der Leipziger, die Präzision in den Pässen ging verloren.

Ich fand es gut, dass die Jungs sauer auf sich waren. Marco Rose | Trainer RB Leipzig

Warum RB derart abbaute, dürfte auch Marco Rose ein Rätsel gewesen sein. "Nach der Führung haben wir zu sehr verwaltet, sind zu passiv geworden", meinte RB Leipzigs Trainer auf der Pressekonferenz nach dem Spiel. "Wir haben Bern ins Spiel kommen lassen, hatten keine Kontrolle mehr. Zu viele lange Bälle, zu wenig gute Bewegung gegen das aggressive Verteidigen des Gegners." Der Ausgleich der Gastgeber sei daher auch verdient gewesen. In der Halbzeitpause haben sich seine Spieler dann vor allem gegenseitig ihre Meinung gesagt. "Ich fand es gut, dass die Jungs sauer auf sich waren", so Rose. Schlager präzisierte: "Jeder hat das angesprochen, was nicht gepasst hat. Es ist wichtig, dass man auch konstruktive Kritik übt."

Xaver Schlager (RB Leipzig): "Wir waren sauer zur Halbzeit"

Schlager erlöst RB, Sesko macht den Deckel drauf

Doch auch nach dem Seitenwechsel war Bern zunächst die tonangebende Mannschaft. Hoffnung auf die Wende machte erst einmal nur eine umstrittene Szene im Strafraum der Gastgeber, als Xavi Simons nach einem Zweikampf mit YB-Torwart Anthony Racioppi im Strafraum zu Fall kam, der Schiedsrichter aber keinen Elfmeter gab. Vielleicht war es auch der Frust nach dieser Szene, der RB endgültig zurück ins Spiel brachte. Zwar vergab Lois Openda noch per Kopf und das Tor des eingewechselten Benjamin Seskos wurde aufgrund einer Abseitsposition zurückgepfiffen, doch in der 73. Minute sorgte Schlager mit seinem Flachschuss aus dem Rückraum schließlich für den erlösenden Treffer.

Emil Forsberg (RB Leipzig): "Viele werden hier Probleme bekommen"

"Es war viel Verkehr vor dem Tormann. Wenn er ihn hält, lässt er ihn vielleicht abprallen und wir machen den Abstauber. Dass er dann so reingeht, ist natürlich super", freute sich der Torschütze im Anschluss: "Aber die ganze Phase davor war sehr druckvoll von uns mit einigen Chancen. Wer dann am Ende das Tor macht, ist eigentlich egal." Das dürfte auch Rose so sehen, der sich aber natürlich auch für Seskos Premierentor in der Königsklasse im RB-Trikot kurz vor Schluss freute. "In der zweiten Halbzeit haben wir uns den Sieg redlich verdient", konstatierte der 47-Jährige. "Da haben wir wieder mehr angeschoben und schöne Tore geschossen. Am Ende ist es ein verdienter Sieg."

Rose lobt "Kriegermentalität"

Rose lobte dabei vor allem die Einstellung seiner Mannschaft – trotz der Schwächephase in der ersten Halbzeit. "Mir gefällt es schon seit ein paar Wochen, wie wir mit Widerständen umgehen", sagte Leipzigs Trainer und spielte dabei auf die verletzten Stammspieler Dani Olmo und Willi Orban und den erkrankten Lukas Klostermann an. "Wie wir solche Spiele und die Stimmung hier annehmen, gefällt mir nicht erst heute. Das hat was von Kriegermentalität." 

Marco Rose

RB-Trainer Marco Rose ist mit der Einstellung seines Teams mehr als zufrieden.

Sein Team liegt nach dem ersten Spieltag damit auf Kurs Achtelfinale. Dass man die drei Auswärtspunkte fest eingeplant hatte, unterstrich auch Forsberg. "Klar wollten wir hier gewinnen. Dass es nicht einfach wird, wussten wir. Aber was zählt ist, dass wir hier gewonnen haben. Wir sind sehr zufrieden." In zwei Wochen wartet mit Titelverteidiger Manchester City dann die wohl aktuell schwerste Aufgabe im europäischen Vereinsfußball. Das 0:7 im Achtelfinal-Rückspiel der vergangenen Saison dürfte in den Köpfen der Leipziger noch präsent sein. Eine derartige Schwächephase wie gegen Bern sollte sich RB dann nicht noch einmal erlauben.

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Jonas Schlott