Trubel vor dem BAK-Tor, mit Philipp Harant 28, Chemie Leipzig in der Luft.

Fußball | Regionalliga Rassismus-Vorwurf überschattet Nullnummer zwischen Chemie Leipzig und BAK

Stand: 17.09.2023 15:12 Uhr

45 Minuten spielte Chemie Leipzig gegen den Berliner AK mit einem Mann mehr. Das Tor traf die Mannschaft von Miroslav Jagatic trotz zahlreicher Chancen aber nicht. Überschattet wurde die Partie im Anschluss von einem Rassismus-Vorwurf gegen Chemies Marcel Hilßner.

Chemie Leipzig bleibt in dieser Saison zuhause zwar weiter ungeschlagen, das torlose Remis gegen Schlusslicht Berliner AK am Sonntag (17. September) dürfte der BSG aber trotzdem nicht schmecken. Nach einer roten Karte für den BAK kurz vor der Pause spielte Chemie eine Halbzeit lang in Überzahl, konnte den Ball aber nicht im Tor unterbringen.

BAK zu Beginn aktiver - Mvondo fliegt

Die Gäste aus Berlin begannen mit viel Ballbesitz und waren zunächst die bessere Mannschaft. Shinji Yamadas Flachschuss in der sechsten Minute ging knapp am rechten Pfosten vorbei, kurz darauf setzte Jamal Rogero einen Kopfball übers Tor. Von Chemie war in der Anfangsphase wenig zu sehen. Meist spielte die BSG lange Bälle, die aber nicht für Gefahr sorgten. Erst nach zehn Minuten wurden die Leutzscher aktiver. Über die Flanken segelten einige Hereingaben in den Sechzehner der Berliner. Zwei davon nahm Marcel Hilßner volley, konnte aber jeweils geblockt werden (20./21.).

Das Jagatic-Team übernahm nun aber die Spielkontrolle, hatte mehr Strafraumaktionen und wäre vor der Halbzeit fast in Führung gegangen. Timo Mauers Kopfball nach Lupfer von Florian Brügmann wurde geblockt, ehe Philipp Harant wenige Sekunden später haarscharf am rechten Dreiangel vorbeiköpfte (39.). Vor der Pause wurde es noch einmal hektisch. Nach Freistoß, Faustabwehr von Benjamin Bellot und anschließender Rudelbildung trat Berlins Cedrik Mvondo gegen Chemies Schlussmann nach und sah glatt rot.

Cedrik Mvondo (24, Berliner AK) wird des Platzes verwiesen

Berlins Cedrik Mvondo wird nach einer Tätlichkeit des Platzes verwiesen.

Chemie rennt vergeblich an

Die Überzahl konnte Chemie nach Wiederanpfiff zunächst nicht nutzen. Stattdessen war der BAK wie schon zu Beginn der Partie die aktivere Mannschaft. Chancen sprangen für die Gäste aber nicht heraus – auch, weil die Präzision im letzten Pass fehlte. Auf der Gegenseite hatte Hilßner für die Grün-Weißen die nächste Abschlussgelegenheit, scheiterte aus spitzem Winkel aber an Luis Zwick (53.). Sieben Minuten darauf versuchte es Philipp Wendt artistisch, aber sein Fallrückzieher im rechten Sechzehner landete erneut in den Armen von Berlins Schlussmann.

Beim BAK wurden in Unterzahl nach einer Stunde die Beine schwer. Die BSG setzte sich in der gegnerischen Hälfte fest, hatte quasi im Minutentakt Strafraumaktionen, konnte die Feldvorteile aber weiter nicht in Zählbares ummünzen. Auch Florian Kirstein schaffte es trotz freier Schussbahn nicht, die Kugel im Tor unterzubringen (75.). In einer zerfahrenen Schlussphase, der BAK spielte auf Zeit, fehlten der BSG weiter die zündenden Ideen. Auf der Gegenseite traf der eingewechselte Oliver Schindler für die Berliner noch einmal das Außennetz. Es blieb aber beim Unentschieden.

Rassismus-Vorwurf gegen Hilßner

Im Anschluss an die Partie warf Berlins Cihan Ucar Chemie Leipzigs Marcel Hilßner vor, ihn rassistisch beleidigt zu haben. Laut Ucar habe Hilßner ihn kurz vor der Halbzeitpause "scheiß Bombenleger" genannt. Zuvor hatte Ucar eine gelbe Karte gegen Chemie Leipzig gefordert. "Er bezeichnet mich nur wegen meinem Bartes als Terrorist. Deshalb bin ich zum Schiedsrichter gegangen und habe das gesagt. Ich finde es sehr traurig, dass es das in Deutschland noch gibt. Mir fehlen die Worte", sagte Ucar, der in der Halbzeitpause von Trainer Jeffrey Seitz ausgewechselt worden war.

"Scheiß Bombenleger": Rassismus-Vorwurf gegen Chemie Leipzigs Marcel Hilßner

Hilßner: "Das ist auf keinen Fall so wahr"

Hilßner wies die Vorwürfe zurück. "Das ist auf keinen Fall so wahr. Es gab einige Wortgefechte. Es kamen aus allen Richtungen Beleidungen in unsere Richtung geflogen. Ich habe ein bisschen Trashtalk gemacht, habe gesagt: 'Brauchst du einen Presseausweis? Du bist die ganze Zeit am reden.' Dann drehe ich mich um und es war ein Riesending", sagte Hilßner im Anschluss und ergänzte. "Als ich bei diesem Verein unterschrieben habe, wusste ich, was für Werte hier vertreten werden. Damit identifiziere ich mich zu 100 Prozent. Ich habe nicht eine rassistische Faser in meinem ganzen Körper." Chemie-Präsident Frank Kühne äußerte sich ebenfalls zu den Vorwürfen. "Wir vertreten bestimmte Werte im Verein. Die Spieler sind davon zu 100 Prozent überzeugt. Deshalb kann ich mir das nicht vorstellen."

jsc