Vinzenz Geiger

Wintersport Nordische Kombination auf der Suche nach dem Gleichgewicht

Stand: 20.11.2023 15:08 Uhr

Die Nordische Kombination sucht nach mehr Spannung. Der Weltskiverband hat ein neues Format kreiert, das für mehr Ausgewogenheit zwischen Skisprung und Langlauf sorgen soll. In Athletenkreisen sorgt es für Ungemach.

Der Weltcup-Auftakt der Nordischen Kombinierer am Freitag (24. November, 11:00 Uhr) im finnischen Ruka startet mit einem innovativen Wettbewerbsformat. Beim "Individual-Compact-Race" werden die Zeitabstände nicht wie bisher anhand der Sprungweiten ermittelt, sondern anhand der Platzierung nach dem Springen. Der beste Skispringer erhält 6 Sekunden Vorsprung vor dem Zweitplatzierten. Nach hinten werden die Abstände immer geringer, sodass das gesamte Feld innerhalb von 90 Sekunden liegt. Gelaufen werden dafür statt 10 nur 7,5 Kilometer.

Frenzel erhofft sich mehr Chancen für Langlaufspezialisten

Der Weltverband FIS reagiert damit auf die Entwicklung der Nordischen Kombination in den letzten Jahren. Die besten Springer holten auf der Schanze zuletzt immer größere Vorsprünge heraus, sodass Wettkämpfe häufig bereits vor Rennstart entschieden waren. "Wenn das ganze Feld innerhalb von anderthalb Minuten liegt, haben wir dann die Situation, dass hoffentlich auch stärkere Läufer wieder bessere Chancen haben, weiter nach vorn zu kommen", äußerte sich der dreifache Olympiasieger Eric Frenzel zum "Kompakt-Rennen" im Sport-im-Osten-Interview. Der gebürtige Sachse, aktuell Bundestrainer der deutschen Kombinierer, erhofft sich von der Reform außerdem vermehrte Aufholjagden, wie man sie aus der Vergangenheit kenne.

Kampf um die Zukunft der Nordischen Kombination

Kritik von Riiber, Geiger erwartet mehr Spannung

Doch das innovative Rennformat sorgt nicht nur für Begeisterung. Jarl Magnus Riiber, der Überflieger der Nordischen Kombination in den letzten Jahren, sieht im neuen Format eine Wettbewerbsverzerrung. Seiner Meinung nach könne kein stärkerer Springer seine Qualitäten vollends einbringen. Der Norweger bezeichnete das neue Format weiterhin als hoffnungsloses Konzept.

Jarl Magnus Riiber

Überflieger Jarl Magnus Riiber kritisiert das "Kompakt-Rennen".

Der deutsche Olympiasieger Vinzenz Geiger sieht das anders. "Es wird auf jeden Fall spannend. Aber es ist nicht gesagt, dass automatisch gute Läufer gewinnen werden". Seiner Ansicht nach werde die Rennkonstellation und Gruppenverteilung die Rennen entscheiden.

Viel Bewegung in der Nordischen Kombination

Aus Angst um den Ausschluss von Olympischen Spielen der "NoKo" ist der Weltskiverband FIS seit einer Weile um Reformen bemüht. Das neue Format scheint ein weiterer Schritt in Richtung hin zu mehr Attraktivität. Insgesamt vier "Kompakt-Rennen" werden in der Saison 2023/24 ausgetragen werden, das erste bereits am Freitag (24. November) im finnischen Ruka. An drei weiteren Weltcup-Standorten Ramsau, Oberstdorf und Seefeld wird ebenfalls gespannt auf das neue Wettbewerbsformat geblickt. Ein Rennen nach den neuen Regeln gab es bereits im Sommer. Der Sieger damals: der Deutsche Johannes Rydzek.

cpr/red