orschütze Baris Atik (1. FC Magdeburg,23) trifft zum 3-1

Fußball | 2. Bundesliga Magdeburg in Wiesbaden: Die Tendenzen bestätigen

Stand: 29.07.2023 08:00 Uhr

Der 1. FC Magdeburg muss zum Auftakt der Zweitligasaison bei Aufsteiger Wehen-Wiesbaden ran. Die Euphorie an der Elbe ist groß, auch wenn Coach Christian Titz versucht, die Bremse möglichst weit anzuziehen.

Zum 50. Mal startet die 2. Bundesliga in eine neue Saison. Ein Jubiläum, was der 1. FC Magdeburg aus verschiedenen Gründen mitfeiert. Zum einen haben die Elbestädter die Klasse gehalten, spielen damit erstmals zwei Jahre in Folge in der zweithöchsten gesamtdeutschen Spielklasse. Zum anderen zelebriert der FCM den größten Erfolg der Vereinsgeschichte, den Sieg im Pokal der Pokalsieger 1974 zum 50. Mal. Eine doppelte Goldene Hochzeit sozusagen. Doch die Vergangenheit, die war einmal. Bei aller Feierei ist der Blick in die Zukunft geschärft, die Magdeburger haben ein offenes Visier.

Titz: "Stabil bleiben, wie wir waren"

Die vergangene Saison beendete der FCM auf Platz elf. Ruhiges Fahrwasser, ein souveräner Klassenerhalt. Könnte man meinen. Doch landauf, landab sind die Experten begeistert gewesen vom mutigen Fußball der Titz-Elf, die statt mit Mauern und Zurückhaltung mit offensivem Spielstil herausstach. Magdeburg, das heißt unter dem 52-jährigen Erfolgscoach: Disziplinierte Defensivarbeit, hohes Pressing, schnelles Spiel, Torgefahr. Etliche Kenner der Liga sehen den FCM auf einem guten Weg, der die Elbestädter auch in die Aufstiegsgefilde zur Bundesliga führen könnte. Aber für großes Tamtam ist der Coach der Blau-Weißen zunächst nicht zu haben: "Ich bin weniger ein Freund von Überraschungen. Ich würde mich freuen, wenn wir so stabil bleiben, wie wir es waren."

1. FC Magdeburgs Trainer Christian Titz: "Bin weniger Freund von Überraschungen"

Der FCM hat in der vergangenen Saison dem großen HSV ein Bein gestellt, den Klassenerhalt früh gesichert, hat die Massen weit über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus begeistert. Jetzt gilt es, diesen Eindruck zu bestätigen. Mit Ahmet Arslan, Toptorschütze der 3. Liga bei Dynamo Dresden, ist eine weitere Option für die Offensive gekommen. Was schon zum Saisonauftakt wichtig werden könnte, da Luca Schulers Einsatz gegen Wiesbaden fraglich ist.

FCM-Kapitän Condé: "Nur noch Nuancen"

Andi Hoti kam von Inter Mailand, ist trotz jungen 20 Jahren schon vielseitig ausgebildet und verstärkt die Defensive. Das sollte eigentlich auch Keeper Julian Pollersbeck, den Titz noch aus HSV-Zeiten kennt. Doch der Torhüter ist verletzt, wird Dominik Reimann im Kasten keinen Konkurrenzkampf liefern können, Stand jetzt. "Wir sind froh, dass Dominik konstante Leistungen geliefert hat und fit ist", analysiert Titz die Torhüterposition nüchtern.

Tarek Chahed ist dazu an alte Wirkungsstätte zurückgekehrt und wird sich in der Verteidigung nach starken Auftritten in der Regionalliga anbieten. Mit der festen Verpflichtung von Tatsuya Ito (St. Truiden, erste belgische Liga) und den Transfers von Alexander Nollenberger (Bayreuth, 3. Liga) und Xavier Amaechi (HSV, 2. Bundesliga) gibt es auch offensiv einige weitere Optionen. "Die Neuen haben sich gut eingefunden", meinte FCM-Kapitän Amara Condé im MDR-Interview schon vor einigen Tagen im Trainingslager. Inzwischen gehe es im Training quasi "nur noch um Nuancen".

1. FC Magdeburg Kapitän Amara Condé: "Es geht nur noch um Nuancen"

FCM-Coach Titz: "Gut rein starten"

Schmerzen wird der Abgang von Moritz-Broni Kwarteng, der in die Bundesliga zum VfL Bochum geht und dessen 13 Torbeteiligungen Christian Titz und seinem Team fehlen werden. Daniel Elfadli wird derweil wohl bleiben, trotz aller Gerüchte über einen Wechsel die Elbe entlang zum HSV. Die Motivation im Team sei insgesamt nichtsdestotrotz hoch. Eine bessere Hinrunde wollen die Magdeburger spielen, sagt Kapitän Condé. "Es werden richtig geile Spiele", ist sich der 26-Jährige in Anbetracht der stark besetzten Liga sicher, kommen doch neben dem HSV auch noch Schalke 04 und Hertha BSC am Krügel-Platz vorbei.

FCM-Coach Titz hat derweil einen weiteren Fokus: Gegentore vermeiden, das sei der Schlüssel um in der 2. Bundesliga zu überstehen. Die guten Testspielergebnisse will der Trainer nicht überbewerten. "Jetzt geht es um Punkte. Und da ist es nochmals wichtiger, gut rein zu starten." Ebenso wichtig sei es, sich auf das zu fokussieren, was Titz und seine Mannschaft selbst beeinflussen können: Anlaufverhalten, Zweikämpfe, Laufleistung.

Beste zweite Liga aller Zeiten, mal wieder

Zum Auftakt in die neue Saison wartet beim Auswärtsspiel in Wiesbaden ein Aufsteiger, der Parallelen zum FCM aufweist: Der SVWW hat in der letzten Spielzeit mit offensivem Fußball überzeugt, stellte die zweitbeste Offensive der dritten Liga. Kein Wunder, dass Topscorer Benedict Hollerbach Begehrlichkeiten geweckt hat und die hessische Landeshauptstadt in die Bundesliga zu Union Berlin verlassen hat.

FCM-Trainer Christian Titz: "Eine unberechenbare Liga"

Eine Partie in der Fremde gegen einen spielstarken Aufsteiger: der Auftakt könnte für die Magdeburger dankbarer sein. Titz unterstrich in der Pressekonferenz vor der Partie folglich: "Ich würde die Partie als offen bezeichnen." Doch was soll er auch anderes sagen, ist die Stimmung bei den Jubilaren von der Elbe hochgesteckt, die Liga ist Titz zu Folge (mal wieder) die vielleicht beste zweite Spielklasse aller Zeiten. Beim FCM erwartet man nichtsdestotrotz einen weiteren Schritt nach vorne. Und den kann man auch erhoffen, selbst wenn der Trainer auf die Bremse tritt.

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