Trainer Ronny Thielemann (Zwickau) und Patrick Göbel

Fußball | 3. Liga FSV Zwickau - komplizierter Neuanfang nach Abstieg

Stand: 18.05.2023 08:01 Uhr

Der FSV Zwickau hat den Abstiegsschock noch nicht richtig verdaut, da kommen beim Blick in die Zukunft die nächsten dicken Sorgen. Weil unklar ist, wie viel Geld der FSV kommende Saison zur Verfügung hat, stockt die Kaderplanung. Stand jetzt können die Westsachsen keine konkurrenzfähige Mannschaft in die Regionalliga-Saison schicken.

Der Abstieg von der 3. Liga in die Viertklassigkeit schmerzt den FSV Zwickau nicht nur sportlich, sondern auch finanziell. Der Etat wird schmaler. Aber wie schmal? Noch herrscht finanzielle Unklarheit und genau das ist das Problem bei der Kaderzusammensetzung. Seriöse Vertragsangebote sind derzeit nicht möglich, wären aber bitter nötig, denn vom aktuellen Kader haben nur Davy Frick und Youngster Yannick Lindemann ein gültiges Arbeitspapier.

Zwickau-Trainer Ronny Thielemann: "Stand jetzt kein konkurrenzfähiger Kader möglich"

Alle anderen Spielerverträge laufen aus oder endeten mit dem Abstieg. Es sei kein Geheimnis, dass der FSV Zwickau wirtschaftlich immer wieder Probleme hatte, so Trainer Ronny Thielemann im Interview mit "Sport im Osten". Man müsse sehen, welcher Etat letztendlich zur Verfügung stehe. Der Verein arbeite daran, so Thielemann, der hofft, dass bald Klarheit herrscht und die Gespräche starten können.

Thielemann würde gern zehn Spieler halten

Thielemann würde gern mit rund zehn Spielern aus dem Abstiegskader weiterarbeiten. "Wie realistisch das ist, wird sich zeigen", so der Trainer, der aktuell in der Luft hängt. "Das ärgert mich natürlich. Letztlich bin ich als der verantwortliche Trainer für die Planung der neuen Saison sportlich verantwortlich und da möchte ich natürlich einen konkurrenzfähigen Kader bei der Stange haben und das ist - Stand jetzt - nicht möglich", so der 49-Jährige, der im Februar für Joe Enochs gekommen war, der Mannschaft aber keinen neuen Impulse geben konnte.

Im Gegenteil: Zwickau kassierte nach dem Trainerwechsel im Schnitt ein Gegentor mehr pro Spiel als unter Enochs, traf aber auch deutlich öfter. "Die stabile Defensive ist die Basis", so Thielemann, der in Vorbereitung auf die neue Saison genau da ansetzen wolle. Besonders auffällig: Ab der 70. Minute brach der FSV regelmäßig ein und konnte im Endspurt nicht zulegen. War die Mannschaft nicht fit genug? Allein auf die fehlende Grundlagenausdauer, die in der Vorbereitung gelegt wird, wollte Thielemann die regelmäßigen Schwächen in der Schlussphase der Spiele nicht schieben. Neben der Physis sei auch der mentale Druck dazu gekommen.

Brinkies noch unschlüssig

Nach dem feststehenden Abstieg ist der Druck in den letzten beiden Spieltagen weg, können sich die Spieler zeigen und für neue Arbeitgeber anbieten. Es ist schwer vorstellbar, dass ein Großteil der Mannschaft den Weg in die Regionalliga zu wohl deutlich geringeren Bezügen mitgehen will. Auch Torwart Johannes Brinkies, immerhin seit dem Aufstieg 2016 in Zwickau, hat sich noch nicht entschieden: "Ich bin mir nicht sicher, was ich mache. Es steht nichts fest", sagte der 29-Jährige, der sich "grundsätzlich alles vorstellen kann". Er sei in einem "coolen Alter für einen Torwart" und strebe nach dem Höchsten. "Ich will so hoch, wie es nur irgendwie geht, Fußball spielen. Wo das ist, da sind die letzten Entscheidungen noch nicht gefallen. Der Verein schaltet jetzt wieder hoch, gibt Gas und versucht zu gucken, was möglich ist und dann schauen wir, was bei mir geht."

Zwickau-Kapitän Johannes Brinkies: "Ich bin mir noch nicht sicher, was ich mache"

Frick: "Jeder ist sein eigener Geschäftsmann"

Davy Frick wird seine Tasche nicht packen. Der 33-Jährige, der seit 2011 für den FSV spielt, geht den Weg in die Regionalliga mit und hofft, dass einige bekannte Gesichter bleiben. Dass Wunsch und Realität im Profi-Fußball oft weit auseinander klappen, weiß der gebürtige Thüringer, der in seiner Karriere nur für zwei Vereine (Jena und Zwickau) am Ball war.

Damit ist er eine absolute Ausnahme. "Ich habe schon den Wunsch, dass die Spieler, die den FSV Zwickau im Herzen tragen, hier bleiben und jetzt einen Schritt rückwärts gehen, um dann in ein, zwei, drei Jahren wieder zwei vorwärts zu machen. Aber jeder ist sein eigener Geschäftsmann und man kann es jungen Spielern, die andere Angebote bekommen, nicht verübeln, wenn sie den Verein verlassen." Frick jedenfalls glaubt daran, dass in Zwickau bald wieder Profifußball möglich sein wird. Das Potenzial mit Fans und Infrastruktur gebe es her. Jetzt fehlt nur noch eine konkurrenzfähige Mannschaft in der vielleicht stärksten Regionalliga Nordost aller Zeiten.

FSV-Routinier Davy Frick: "Würde mir wünschen, dass sich der ein oder andere für Zwickau entscheidet"

von Sanny Stephan