
Fußball | FSA-Pokal Eigengewächs Lorenz bewahrt Halle vor unruhigem Saisonende
Nach dem 0:4 in Greifswald drohte die nächste Blamage für den Halleschen FC: Im Landespokal gegen Stendal deutete alles auf Verlängerung hin, als U19-Spieler Elias Lorenz den Favoriten erlöste.
Die letzte Minute läuft. Die letzte Ecke. Der Ball kommt auf den zweiten Pfosten, dort steht Elias Lorenz goldrichtig. Der 19-Jährige, kurz zuvor eingewechselt, köpft den Halleschen FC zum Pokalsieg gegen den 1. FC Lok Stendal. Das Tor des gebürtigen Hallensers ist die Eintrittskarte zum DFB-Pokal und fast noch wichtiger: Es sorgt für Ruhe kurz vor der Sommerpause.
Lorenz: "Bisher der schönste Tag in meinem Leben"
Nachdem der direkte Wiederaufstieg in die dritte Liga nicht glückte, wäre eine Finalniederlage der nächste Tiefschlag gewesen. Möglich, dass dann auch über Trainer Mark Zimmermann diskutiert worden wäre. Dank Lorenz blieb Halle die Verlängerung und ein mögliches Glücksspiel Elfmeterschießen erspart.
Der gebürtige Hallenser konnte sein Glück kaum fassen. "Ich stand am langen Pfosten, dann kommt der Ball auf meinen Kopf und dann pure Emotionen. Ich kann das noch nicht realisieren. Aber jetzt stehen wir alle vor der Kurve, alle haben ein Lächeln im Gesicht. Nur darum geht es. Das ist bisher der schönste Tag in meinem Leben", sagte Lorenz im Interview mit "SPORT IM OSTEN".
Elias Lorenz? Diesen Namen kannten nur die wenigsten Anhänger des Halleschen FC. Normalerweise spielte der Youngster in der U19. Bis auf wenige Kurzeinsätze kam er bei den Profis nicht zum Zuge – dass er ausgerechnet im Pokal zum Helden wird, ist eine dieser märchenhaften Pokalgeschichten.
Lob von Routinier Nietfeld
"Der Junge gibt immer alles. Dafür, dass er noch in der A-Jugend spielt, ist er immer voll dabei, und wenn er seine Spielminuten bekommt, sieht man, er will unbedingt", sagte Jonas Nietfeld. Dass er sich und vor allem die Mannschaft belohnt habe, sei ein gutes Gefühl.
Lorenz wurde in der 75. Minute in ein Spiel geschickt, das für den HFC komplett zum Vergessen war. Beim Regionalliga-Zweiten lief nichts zusammen, der Auftritt war nach dem 0:4-Debakel am letzten Punktspieltag in Greifswald die nächste Katastrophe.
Löhmannsröben sieht Rot
Sechstligist Stendal hielt ganz stark dagegen und sorgte mit seinem mutigen, frechen Auftritt dafür, dass die Unzufriedenheit der Hallenser immer größer wurde. Das offenbarte sich dann auch in einem völlig unnötigen Kopfstoß von Jan Löhmannsröben gegen Felix Knoblich, wofür es zurecht die Rote Karte gab.
Pokal-Gage wird in die Mannschaft investiert
"Wir hätten es uns gern leichter gemacht. Aber im Endeffekt ging es nur darum, das Spiel zu gewinnen. Stendal hat alles rausgehauen. Dass wir es aber dennoch gezogen haben, ist sehr wichtig für uns und den ganzen Verein", sagte Nietfeld. Immerhin ist dem Club nun die Antrittsgage in Höhe von etwa 210.000 Euro sicher, womit der Kader verstärkt werden soll. Denn das große Ziel ist die Rückkehr in die 3. Liga in der kommenden Saison.
Davor gibt es aber ein Fußball-Fest im Heimspiel gegen einen Profiverein. Wer das sein soll? "Scheißegal, Hauptsache ein großer Verein, Hauptsache DFB-Pokal", sagte Matchwinner Lorenz.
sst/dpa