
Fußball | Regionalliga Jochen Seitz – der Lok-Schlüssel zum Glück sitzt auf der Bank
Der 1. FC Lok Leipzig spielt eine Traumsaison. Ist Meister und Pokalsieger. Zur absoluten Krönung fehlt "nur" noch der Aufstieg in die 3. Liga. Einen riesengroßen Anteil am Erfolg hat Trainer Jochen Seitz.
Als Jochen Seitz vor der Saison nach sieben Jahren aus seiner Wohlfühlzone bei Viktoria Aschaffenburg auszog, ahnte keiner, dass der 48-Jährige den 1. FC Lok Leipzig auf der Überholspur zu zwei Titeln führen würde. Erst Meister, seit Samstag (24. Mai) auch noch Landespokalsieger nach einem dramatischen Elfmeterschießen gegen Drittligist Erzgebirge Aue. Lok hat nur vier seiner bisherigen 40 Saison-Pflichtspiele verloren.
Jochen ist als Typ ein Volltreffer für den ganzen Verein Toni Wachsmuth über Jochen Seitz |
Seitz war in Mitteldeutschland ein "No Name" als Trainer. Einen, den Insider aus der Bundesliga vom Hamburger SV, VfB Stuttgart oder Schalke 04 kannten. Aber als Trainer? Loks Sportchef Toni Wachsmuth steckt tief drin in der Materie, lotste Seitz nach Leipzig und landete einen Volltreffer. Seitz passt sportlich wie menschlich.
"Jochen ist als Typ ein Volltreffer für den ganzen Verein", schwärmt Wachsmuth und sagt weiter: "Er hat einen sehr guten Draht zur Mannschaft, nimmt aber Fans und Sponsoren mit und sorgt mit dafür, dass viel Einigkeit herrscht." Harmonie war letzte Saison ein Fremdwort, Lok hatte viele Baustellen und krempelte im Sommer ganz viel um. "Da haben wir den Grundstein gelegt", so Wachsmuth, der bei der Auswahl der neuen Spieler viel Wert auf den Charakter legte.
Lok tritt wieder als Einheit auf
Der Teamgedanke steht über allem und ist dem Sportchef extrem wichtig. Als Einheit auftreten, das lebe man der Mannschaft auch vor. Dazu habe Seitz einen klaren Plan, den man in jedem Spiel erkenne, so Wachsmuth. Der Erfolg gibt Lok recht. Die Mannschaft schwimmt auf einer Welle und die soll "bitte noch eine Woche anhalten", schmunzelt Wachsmuth. Denn Double hin oder her, die beiden wichtigsten Saisonspiele stehen aber noch bevor. Lok hat noch zwei Aufstiegs-Relegationsspiele vor der Brust. Schon am Mittwoch (19 Uhr im Ticker und Audiostream) kommt der TSV Havelse zum Hinspiel nach Probstheida, am kommenden Sonntag steht das Rückspiel bevor.
Die kräftezehrenden 120 Minuten im Finale vom Samstag werde "die Mannschaft heute und wohl auch noch morgen merken, aber wir nehmen das Positive vom Pokal mit. Wenn schon 120 Minuten, dann auch gewinnen", lacht Wachsmuth im SpiO-Interview. Nach einem 0:0 bis zur Verlängerung scheiterte Aues Tim Hoffmann im sechsten Versuch an Niclas Müller, Adrian Kireski verwandelte und schoss Lok zum 6:5-Sieg.
Lok-Spieler: Massage-Bank statt Nachtklub
Die Fans feierten mit einem Platzsturm und reichlich Alkohol. Die Spieler nippten nur am großen Bierkrug. "Wir haben wirklich nur sehr zurückhaltend gefeiert. Alle waren sehr diszipliniert und haben schon gestern Abend mit der Regeneration begonnen", so Wachsmuth.
Während sich SPORT IM OSTEN am Sonntagmorgen mit Wachsmuth zum Interview traf, stand die Mannschaft schon wieder auf dem Platz. Leichtes Regenerationstraining war angesagt. "Ziel ist es, bis Mittwoch Frische reinzukriegen. Mehr ist nicht nötig", so Ex-Profi Wachsmuth, der nicht glaubt, dass die 120 Pokalminuten negative Auswirkungen auf die Beine haben werden. "Wir wussten, dass die Woche anstrengend wird. Jetzt passiert viel im Kopf. Die Spieler können über den Punkt gehen. Das hat gegen Aue geklappt und wird auch am Mittwoch klappen", ist der Leipziger Sportchef, dessen Anteil am Erfolg nicht hoch genug einzuschätzen ist, überzeugt.
Sanny Stephan