Gewichtheberin Vicky Schlittig

Doping | CAS Dopingfall Vicky Schlittig: Chemnitzer Gewichtheberin wird nicht gesperrt

Stand: 03.08.2023 17:00 Uhr

2021 war Vicky Schlittig mit einer positiven Dopingprobe aufgefallen und suspendiert worden. Nun hat der Internationale Sportgerichtshof (CAS) ein Urteil gesprochen – und zwar zugunsten der Gewichtheberin aus Chemnitz.

Von Peer Vorderwülbecke

Der Internationale Sportgerichtshof (CAS) hat im ungewöhnlichen Dopingfall der deutschen Gewichtheberin Vicky Schlittig aus Chemnitz keine Sperre gegen die mittlerweile 20-Jährige verhängt. Schlittig war bei den Junioren-Europameisterschaften 2021 in Finnland positiv auf ein anaboles Steroid getestet worden, hatte aber vehement beteuert, keine Dopingsubstanz eingenommen zu haben.

CAS folgt Schlittigs Argumentation

Diverse Analysen haben den Verdacht nahegelegt, dass die extrem geringe Menge der Dopingsubstanz über Hautkontakt in den Körper der Gewichtheberin gelangte. Dieser Argumentation folgte der CAS und bescheinigte der Athletin, dass ihr keine Schuld und auch keine Fahrlässigkeit an dem Dopingbefund anzulasten sei. Entsprechend verhängte der CAS keine Sperre. Theoretisch könnte Schlittig jetzt wieder an Wettkämpfen teilnehmen. Trotzdem wurde sie aber schuldig gesprochen, gegen die Anti-Doping-Regeln des Internationalen Gewichtheberverbandes (IWF) verstoßen zu haben.

Das klingt erstmal widersprüchlich. Aber in den Anti-Doping Regeln des Internationalen Gewichtheberverbandes steht: "Athleten sind verantwortlich für jegliche verbotene Substanz, die in ihrer Probe gefunden wird." Es ist also egal, ob die Dopingsubstanz wissentlich, fahrlässig oder unwissentlich in den Körper gelangt ist – allein die Nachweisbarkeit eines Dopingmittels führt zur Verurteilung.

Vicky Schlittig konnte aber glaubhaft machen, dass das anabole Steroid in ihrer Dopingprobe ohne ihr Wissen in ihren Körper gelangt ist. Deshalb ist sie nicht gesperrt worden. Die Tatsache, dass sie über eineinhalb Jahre nicht an Wettkämpfen teilnehmen durfte, liegt an der vorläufigen Suspendierung. Die wird automatisch verhängt, sobald eine positive Dopingprobe vorliegt. Diese Suspendierung hat auch dazu geführt, dass Schlittig nicht mehr in den professionellen Strukturen des Verbandes trainieren durfte. Die mögliche Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024 in Paris wurde ihr damit genommen.

Schlittig: "Ich freue mich sehr über das Urteil"

"Ich freue mich natürlich sehr über das Urteil", sagte Schlittig auf Nachfrage von Sport im Osten. "Ich muss das aber erstmal sacken lassen. Die richtige Freude kommt dann wahrscheinlich erst, wenn das Urteil rechtskräftig ist." Das wird Ende August der Fall sein, vorausgesetzt die Internationale Test Agentur (ITA) legt keinen Widerspruch ein. Thomas Faselt, Landestrainer im sächsischen Gewichtheberverband, freute sich ebenfalls über das Urteil. "Wir haben immer zu Vicky gestanden. Jetzt muss sie gucken, ob sie noch den Biss hat, um sportlich nochmal anzugreifen." Der Verband würde sie auf alle Fälle im Rahmen seiner Möglichkeiten unterstützen, versicherte der Landestrainer.

Schlittig selbst ist jetzt erstmal im Urlaub und wird sich in dieser Zeit Gedanken machen, ob sie wieder in den Leistungssport zurück will. Denn die Folgen der vorläufigen Suspendierung waren für sie enorm: beruflich, persönlich, finanziell und natürlich auch sportlich. "Ich kann nicht so tun, als ob nichts passiert wäre." Auf jeden Fall wird sie Ihre Ausbildung als Sport- und Fitnesskauffrau beenden. Danach wäre theoretisch immer noch genug Zeit, um sich für die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles zu qualifizieren. Die Olympiateilnahme war immer ihr sportlicher Traum.