Sascha Prüfer, Trainer FC Eilenburg, jubelt nach dem Sieg und Regionalliga-Aufstieg im Spiel Eilenburg gegen VfL Halle 1896 10.06.2023 am Spielfeldrand.

Fußball | Regionalliga Außenseiter FC Eilenburg will allen Wahrscheinlichkeiten trotzen

Stand: 29.07.2023 08:00 Uhr

Noch ist sie da beim FC Eilenburg, die Aufstiegseuphorie nach dem direkten Wiederaufstieg in die Regionalliga. Dort muss der Außenseiter aus Nordsachsen jedoch enorme Hürden überwinden, wenn es diesmal mit dem Klassenerhalt klappen soll. Der Verein selbst versucht dabei so bodenständig wie möglich in die Saison zu starten und sieht sich trotz kurzer Vorbereitungszeit bestens gerüstet für das Abenteuer Regionalliga. Dort wartet am ersten Spieltag der Greifswalder FC (29. Juli, ab 13 Uhr).

"Wir haben eine gute Stimmung im Team, sicherlich wohl wissend, dass die kommenden Aufgaben extrem schwer werden", versucht FCE-Trainer Sascha Prüfer die Atmosphäre im Team kurz vor Saisonbeginn zu umschreiben. Immerhin wird es das erste Regionalligaspiel für den Verein seit über einem Jahr – Eilenburg war 2022 aufgrund der gescheiterten Aufstiegsrelegation des BFC Dynamo abgestiegen – und außerdem gibt Prüfer selbst sein Trainerdebüt in der höchsten Amateurliga des Ostens.

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Negativserien werden kommen – aber die Großen sollen trotzdem geärgert werden

Nicht nur für die Spieler wird es eine große Freude sein, im Herrenbereich auf Regionalliga-Niveau zu kicken, auch der Coach selbst freut sich auf die die kommende Spielzeit. Dass die Saison dabei großes Potenzial für Fehlschläge und Pleiten bietet, daran stört sich Prüfer nicht: "Wir wollen mit positiver Freude reingehen und uns nicht runterziehen lassen von Negativserien, die höchstwahrscheinlich kommen werden". Es ist kein Geheimnis, dass der FCE nur eine Außenseiterrolle einnimmt in der Saison. Dennoch wolle man "den ein oder anderen großen Gegner ärgern", so Prüfer und gibt das Ziel aus: "unsere größte Aufgabe wird es sein, jedes Spiel irgendwo auf 50-50 zu bekommen."

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Viele neue Spieler, aber wenig Erfahrung

Der Kader, mit dem der FCE diese Aufgaben bewältigen will, ist mit 27 Personen nicht gerade klein. Viele Spieler sind nach der Aufstiegssaison geblieben, neun Transfers kamen in der Sommerpause hinzu. "Die Neuzugänge passen wie Puzzlestücke", lobt Prüfer die Verstärkung, die zum großen Teil aber nur wenig bis keine Erfahrung in der Regionalliga aufweist. Junge Spieler, wie Arne Rühlemann oder Hugo Jung, letzteren lotste Prüfer von seiner alten Mannschaft aus Leipzig zu Eilenburg, haben noch gar keine Spielpraxis bei den Männern sammeln können.

FC Eilenburg: So schlagen sich die Neuverpflichtungen

Im Trainerstab sieht man darin kein Problem. Eilenburg habe bewiesen, dass es ein gutes Pflaster für Talententwicklung sei, merkt Prüfer an und unterstreicht sein Argument mit einem Beispiel: "Das letzte Jahr hat gezeigt, dass zum Beispiel Niklas Borck, der bis dahin nur U19 Landesliga gespielt hatte, am Ende Stammspieler war in einem Aufstiegsteam." Abseits der jungen Wilden hat der Verein mit Christopher Bibaku und Moritz Krätzer aber auch erfahrenere Spieler angeworben, denen Eilenburgs Trainer das Prädikat "Unterschiedsspieler" aufstempelt.

Kurze Vorbereitung kein limitierender Faktor

Die neuen Spieler haben jedoch nur wenig Zeit, sich im Mannschaftsgefüge zurechtzufinden. Eilenburg startete erst am 4. Juli in die Vorbereitung und damit im Schnitt ein bis zwei Wochen später als die meisten Konkurrenten aus Mitteldeutschland. Das sei jedoch genauso gewollt, merkt Coach Prüfer mit Nachdruck an: "Die kurze Vorbereitung haben wir uns so ausgesucht. Ich habe entschieden, die Jungs bekommen die drei Wochen Pause." Dass der Fitnesslevel des Teams deshalb zum Saisonauftakt nicht direkt bei 100 Prozent sein werde, nehme er bewusst in Kauf.

Auch bei den Testspielen hat man gespart, lediglich viermal traf der FCE auf andere Teams in der Vorbereitung. "Wir wollten den Fokus auf das legen, was uns erwartet. Wir brauchen Spiele, in denen wir gefordert werden und unser gesamtes Repertoire anbieten müssen – anstatt noch drei Test dazwischenzuschieben, wo wir sieben oder acht Tore schießen", begründet Prüfer seine Entscheidung.

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Gegner Greifswald zeigt, wie es gehen kann

Wie es der Zufall will, ist der kommende Gegner am ersten Spieltag der Greifswalder FC (29. Juli ab 13 Uhr, live im Ticker bei mdr.de/sport und in der SpiO-App). Die Norddeutschen waren ihrerseits zur letzten Saison Aufsteiger, konnten aber die Liga als 14. der Tabelle halten. Nun gehen sie in ihre zweite Saison und haben direkt hochklassige Transfers getätigt: Tom Weilandt, Manasse Eshele, Soufian Benyamina und Jakub Jakubov sind nur einige prominente Namen. Für Prüfer ist klar: "Da kommt eine ganz andere Mannschaft – definitiv mit Aufstiegsambitionen. Sie werden uns mehr als alles abverlangen."

Vor allem die offensive Wucht und das anpassungsfähige Spiel im Zentrum mit vielen Positionswechseln lobt der Eilenburger Trainer bei Greifswald: "Da bin ich auch ganz nah bei der Idee." Diese Variabilität sei es, die eine Vorbereitung auf das Spiel erschwere. "Wir können uns als Defensive gar nicht so klassisch einstellen auf den Gegner", gibt Prüfer zu. Sein Rezept: Mit organisiertem Chaos den Gegner vor Zuordnungsprobleme stellen.

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Verletzungsmisere – Der Kader stellt sich fast von selbst auf

Vor Problemen stehen – mit Blick auf die Verletzungen im Team – aber auch die Nordsachsen. Gleich acht Spieler fehlen wenige Tage vor Saisonstart sicher oder sind zumindest fraglich: Arne Rühlemann, Dervis Erkan, Christopher Bibaku, Pascal Sauer, Santos, Nils Tzeuschner, Hugo Jung und Niklas Borck. Die Kaderplanung betrachtet Prüfer aber dennoch als abgeschlossen. Schließlich sei genau dafür der große Kader gut, erklärt der Trainer und ergänzt lachend, "es wird mir ein Stück weit die Entscheidung erleichtert, wer in den Spieltagskader kommt".

ori