Marta Kostjuk (l) geht an Aryna Sabalenka vorbei - ohne den obligatorischen Handschlag.

French Open Buhrufe gegen Ukrainerin Kostjuk: Zuschauer sollten sich "schämen"

Stand: 28.05.2023 17:03 Uhr

Kein Handschlag am Netz, Buhrufe von den Rängen: Das Erstrundenduell zwischen der Ukrainerin Marta Kostjuk und Aryna Sabalenka aus Belarus bei den French Open in Paris endete emotional.

Marta Kostjuk würdigte ihre Kontrahentin keines Blicks. Schnellen Schrittes ging die Ukrainerin nach der Niederlage gegen Aryna Sabalenka aus Belarus zum Auftakt der French Open am Netzpfosten vorbei und verweigerte den im Tennis üblichen Handschlag. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs protestiert Kostjuk so in Partien gegen Spielerinnen aus Russland und Belarus gegen deren Teilnahme an Turnieren.

Doch die Reaktion des Publikums in Paris überraschte nicht nur die Ukrainerin selbst - und ließ das Match zum Politikum werden. Kostjuk wurde nach dem 3:6, 2:6 vom Publikum ausgepfiffen. "Was heute passiert ist, habe ich nicht erwartet. Die Leute sollten sich ehrlich schämen", sagte die 20-Jährige nach dem Spiel. "Ich möchte sehen, wie Menschen in zehn Jahren reagieren, wenn der Krieg vorbei ist. Ich denke, sie werden sich dann nicht gut deswegen fühlen."

Sonderregelung im Tennis für Russen und Belarusinnen

Im Gegensatz zu anderen Sportarten dürfen im Tennis Spielerinnen und Spieler aus Russland und Belarus antreten, weil diese als unabhängig von ihren Staaten gewertet werden. Dies sorgt seit mehr als einem Jahr für Debatten.

Die in Kiew geborene Kostjuk ist eine scharfe Kritikerin der Tennisverbände für deren Umgang mit Profis aus Russland und dem belarusischen Verbündeten nach der Invasion in die Ukraine.

Sabalenka zeigt Verständnis für Kostjuk

Ihre Gegnerin zeigte Verständnis für ihre Haltung. "Sie hat es nicht verdient, den Platz so zu verlassen. Ich verstehe, warum sie uns nicht die Hand geben", sagte Sabalenka über die Proteste ukrainischer Spielerinnen.

Die Frage zu ihrer Meinung über den Krieg beantwortete die Australian-Open-Siegerin ähnlich wie bereits zuvor mehrmals. "Niemand auf dieser Welt, russische Athleten oder belarusische Athleten, unterstützt den Krieg", sagte Sabalenka. "Falls es irgendwie den Krieg beeinflussen könnte, falls es ihn beenden könnte, würden wir es tun. Aber leider liegt es nicht in unseren Händen."

Kostjuk: "Sie sollte die Stimme erheben"

Kostjuk sieht das anders: "Ich respektiere sie nicht. Sie sagt niemals, dass sie sich persönlich gegen den Krieg ausspricht. Man sollte die Fragen ändern, die man diesen Spielerinnen stellt", sagte die 20-Jährige. "Sie ist bald vielleicht die Nummer eins der Welt. Sie könnte eine wichtige Message senden, indem sie die Stimme erhebt."